Wiener über Stratos: "Zu fast 90 Prozent mein Projekt"

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Ein Wiener will Baumgartner vor Jahren Idee und Daten zum "Stratos"-Sprung geliefert haben. Laut Red Bull war das Konzept jedoch "nicht überzeugend".

Felix Baumgartner erfüllte sich am Sonntag mit seinem Stratos-Sprung seinen Lebenstraum. Um sein Projekt betrogen fühlt sich dadurch der Wiener Ballonfahrer Ivan Trifonov. "Zu fast 90 Prozent" sei sein "Uranus-Projekt" mit der "Mission Red Bull Stratos" ident, sagte der 67-Jährige am Mittwoch im Gespräch mit der Austria Presseagentur. Klagen will der Wiener nicht: "Ich fürchte mich vor Red Bull." Aber er hätte sich zumindest erwartet gehabt, beim Sprung in Roswell im US-Staat New Mexico dabei sein zu können.

Sein eigenes Konzept für einen Stratosphären-Sprung hat Trifonov eigenen Angaben zufolge bereits 2005 Baumgartner vorgestellt. In einem Interview, das auf der niederländischen Red Bull-Homepage abrufbar ist, sagte Baumgartner auch, dass er bereits mehrmals von der Idee eines derartigen Sprungs gehört hatte. Das erste Mal sei dies im Jahr 2004 gewesen, als ihm Trifonov seine Ideen einer solchen Mission geschildert habe.

Sponsor Red Bull übermittelte bereits Dienstagabend - nachdem der "Kurier" ein Interview mit Trifonov gebracht hatte - ein Statement, worin es hieß: "Das Konzept war aus seiner (Baumgartners, Anm.) Sicht nicht überzeugend und wurde nicht weiterverfolgt." Trifonovs Reaktion darauf: "Jeder hat seine eigene Meinung."

"Wenn du willst überlasse ich dir das"

Seit dem Jahr 1992 suchte der vierfache Guinness-Rekordhalter Sponsoren für die Umsetzung seines "Uranus-Projekts". Dreimal fragte Trifonov laut eigenen Angaben vergeblich bei Red Bull an. 2005 habe er die Suche nach Sponsoren aufgegeben und Kontakt mit Baumgartner aufgenommen. Baumgartner habe sich dann "einiges kopiert".

"Wenn du willst überlasse ich dir das, ich fühle mich auch schon ein bisschen zu alt für dieses Projekt", sagte er demnach zu Baumgartner. Einzige Bedingung des ehemaligen Kosmonautenanwärter für das Austro-Mir-Projekt: Er wollte in Baumgartners Team aufgenommen werden und bekam eigenen Angaben zufolge eine diesbezügliche Zusage von Baumgartner. "Leider nur mündlich", so Trifonov, "aber wenn ich ihm nicht vertraue - wem sonst?".

Schriftliche Einladung vor Absage 2009

Nach dem Treffen in Salzburg hörte Trifonov allerdings nichts mehr von Baumgartner. Im selben Jahr schrieb er daher dem nunmehr ersten Menschen, der im freien Fall die Schallmauer durchbrochen hat, eine Weihnachtskarte. Baumgartner antwortete per Mail. "Er hat gesagt, er macht das im Alleingang und braucht mich nicht", so der Wiener. Jahre später fragte er erneut nach, ob er nicht zumindest beim Start dabeisein dürfe. "2009 hab ich dann auch eine schriftliche Einladung bekommen." Im darauffolgenden Jahr wurde das Stratos-Projekt von Red Bull auf Eis gelegt - wegen eines rechtlichen Streits in den USA. 2011 wurde der Konflikt schließlich mit einer außergerichtlichen Einigung beigelegt, das Projekt wurde fortgesetzt.

"Drei bis vier Wochen bevor das Ganze nun stattgefunden hat, habe ich wieder nachgefragt, ob ich kommen darf", sagte Trifonov. Kassiert hätte er allerdings eine Absage - mit der Begründung, dass in Roswell zu wenig Platz sei. "Das hat mich sehr verbittert."

"Habe ihm die Daumen gehalten"

Trifonov hat mehrmals Ballonfahr-Rekorde gebrochen und träumte davon, mit einem 300 Meter hohen Ballon in eine Höhe von 50.000 Metern in die Stratosphäre aufzusteigen und sich anschließend mit doppelter Überschallgeschwindigkeit in die Tiefe zu stürzen. Bereits seit 1992 berichteten österreichische Medien über das Uranos-Projekt.

APA-Bericht vor zehn Jahren:

"Der Atmosphärensprung mit doppelter Überschallgeschwindigkeit soll mit dem Know-how aus der Raumfahrt ermöglicht werden. (...) Der genaue Termin für den Vorstoß an die Vakuumgrenze stehe vorerst noch nicht fest, da das 'einzige Problem', die 'finanzielle Hürde' von sechs Millionen Dollar, bis dato noch nicht gemeistert werden konnte."

Auf die Frage, warum er erst nach dem geglückten Sprung von Baumgartner das Projekt für sich reklamierte: "Ich wollte den Verlauf nicht stören und wissen, ob er lebend hinunterkommt. Ich habe ihm (Baumgartner, Anm.) die Daumen gehalten." Über Baumgartners Sekretärin habe er dem Salzburger auch gratuliert. Er sei froh, dass Baumgartners Sprung erfolgreich war. "Für mich ist das ein Beweis, dass mein Projekt machbar war."

(APA)

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