Kreativität, Gesprächskultur und Spaß Ansätze für gesellschaftlichen Fortschritt

Das Architektentrio Nonconform führt mit einem auf Partizipation beruhenden Ansatz vor, wie offene Gestaltungsprozesse zum Wandel der Gesellschaft beitragen.

Wie bereits in der Vergangenheit wurde auch diesmal von den Festrednern in einigen Kategorien auf die Bedeutung von Innovationsbereitschaft und kreativen Ansätzen im jeweiligen Umfeld hingewiesen. Aus dieser Perspektive dürfen die „Creative Industries“ nachgerade als richtungsweisende Kategorie gelten. Stimmigerweise wies Werner Kretschmer, der CEO von Pioneer Investments, in seiner einleitenden Laudatio auf das Potenzial gesellschaftlichen Fortschritts hin, das in einer sinnvoll getrichterten Ausübung der Kreativität geborgen liege.
Von den Lesern der „Presse“ und einer Fachjury waren als die auch in dieser gesellschaftsrelevanten Hinsicht vorbildlichen Gewinner die drei Architekten Roland Gruber, Caren Ohrhallinger und Peter Nageler ausgewählt worden: Ihr Büro Nonconform erhielt für seinen zeitgemäßen Architekturbegriff die Auszeichnung. Schließlich sind Partizipation und Kommunikation aktuell bedeutsame Themen in der Architektur, der Planung und der Stadtentwicklung. Bauherren, Planer und Entscheidungsträger wissen, dass die gesteuerte Kommunikation die Planungs- und Umsetzungsprozesse viel leichter macht, als Einwände, Meinungen und Befindlichkeit ungelenk an das jeweilige Projekt branden zu lassen. Doch allzu häufig zerfleddern und verhaken sich die Partizipationsprozesse.

Das Architekturbüro Nonconform hat also ein Format entwickelt, das die Mitbestimmung für alle Beteiligten wesentlich erleichtert. „Architektur vor Ort“ haben die drei dem Namen ihres Büros beigestellt, denn dort, wo sie später passiert, wollen sie Architektur machen. In ihrer Dankesrede fasste Caren Ohrhallinger diesen Ansatz noch einmal zusammen und wies darauf hin, dass nach ihrem und ihrer Kollegen Dafürhalten „Gesprächskultur und Baukultur zueinander finden müssen“.

Das gegenseitige Zuhören, partizipative Planung und Abstimmung auf die Bedürfnisse der Menschen, die die Architektur einmal bewohnen werden, tragen nicht nur zu dem eingangs beschworenen „Fortschritt durch Kreativität“ bei, sondern zeitigen noch einen weiteren Nebeneffekt, auf den Ohrhallinger und ihre Kollegen ausdrücklich hinwiesen: „Diese Art des Arbeitens mit den Betroffenen macht auch einfach mehr Spaß.“

Duft und Dirndl


Damit war ein wichtiges Stichwort für den weiteren Verlauf des Abends gefallen – schließlich bot sich die Gelegenheit, netzwerkend in den Nationalfeiertag hineinzufeiern. Während man zu späterer Stunde das Nonconform-Trio ausgelassen seine neuen Ehren auf der Tanzfläche feiern sah, erzählten Hermann Fankhauser und Helga Ruthner, Designer des Modelabels „Wendy & Jim“ und Österreicher des Jahres 2008, von ihren Plänen für die nächste Männermodewoche in Paris und dem begleitend geplanten Launch ihres ersten Duftes. Dieser ist übrigens in Zusammenarbeit mit Alexander Ehrmann von Saint Charles Cosmothecary entstanden, der ja heuer unter den fünf Creative-Industries-Kandidaten war. Ebenfalls unter den Gästen befand sich neben den Vorjahressiegern, den POS-Architekten Ursula Schneider und Fritz Oettl, die kreative Siegerin der Austria'10, Eva Fischer: Sie bereitet schon die nächste Ausgabe ihres Soundframe-Festivalformats vor und kam vor Kurzem aus New York zurück, wo sie für das Austrian Cultural Forum eine Ausstellung kuratiert hatte.

Seite an Seite saßen die recht unterschiedlichen Kreativsparten zugehörigen Finalisten aus Oberösterreich: Gexi Tostmann (natürlich in festliche Tracht gewandet) und die Gründer des Start-up-Unternehmens Runtastic, Florian Gschwandtner, Christian Kaar, Alfred Luger und René Giretzlehner. So gab es über den Bundesländerhintergrund hinausgehende Gemeinsamkeiten zwischen der Dirndl-Diplomatin und den Fitness-App-Entwicklern zu ergründen.

In jedem Fall erstreckt sich der Einflussbereich beider Unternehmen bis nach Übersee: Während Runtastic nach Silicon Valley schielt und demnächst am Wiener „Pioneers Festival“ auf Investorensuche gehen wird, erfreuen sich Tostmanns Trachten etwa auch in Japan größter Beliebtheit. Die Bandbreite aller vertretenen Unternehmenspositionen und der über die Landesgrenzen ausstrahlende Erfolg können nur als charakteristisch für den Facettenreichtum der heimischen Creative Industries gewertet werden.

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