"Das Geschäft mit dem Luxus ist eine andere Welt"

Geschaeft Luxus eine andere
Geschaeft Luxus eine andere c APA GEORG HOCHMUTH GEORG HOCHMUTH
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Zur Eröffnung des neuen Global Stores von Louis Vuitton reiste Vizepräsident Christopher Zanardi-Landi nach Wien. Uns verrät er eine Verrücktheit seiner Branche und auf welche Schlagzeilen das Pariser Luxushaus gern verzichten kann.

Mit 1200 Quadratmetern wird Louis Vuitton das größte Monobrandgeschäft der Stadt, aber auch eines der größten Geschäfte des Konzerns eröffnen. Warum so viel Aufmerksamkeit für Wien?

Christopher Zanardi-Landi: Wir sind ja schon seit 1985 hier vertreten, aber jetzt wurde es wirklich Zeit für einen nächsten Schritt. Um ein zeitgemäßes Shoppingerlebnis zu bieten, brauchen wir Platz für die gesamte Kollektion. Wir beobachten außerdem, wie stark sich Wien verändert. Es wird zu einer wichtigen Shoppingdestination in Europa wie London, Paris und Mailand.

Sie würden Wien mit London und Paris gleichsetzen?

Nein, aber es geht in die Richtung. Sie werden sehen, in den nächsten zwölf Monaten mutiert Wien zur internationalen Einkaufsstadt. Wien zieht immer mehr Touristen an. Die gesamte Luxuswelt schaut nach Wien, wertet ihre Präsenz auf oder startet hier. Wir freuen uns sogar darüber, dass all die anderen kommen. Das ist ja eine der Verrücktheiten in der Luxusbranche: Wir sind gern alle zusammen.

Louis Vuitton verzeichnet seit Jahren zweistelliges Wachstum. Wie lange kann das noch so weitergehen?

Als börsenotiertes Unternehmen sprechen wir nicht über Zahlen. Aber wir haben ein gutes Jahr 2012. Was stimmt, ist, dass wir mit mehr als 460 Geschäften weltweit bald das Limit an Abdeckung erreicht haben. Und natürlich haben auch wir nicht nur Standorte, die außergewöhnlich gut gehen. In Summe wachsen die Umsätze in Europa aber immer noch. Das Luxusbusiness läuft eben anders. Es hält sich nicht an Wirtschaftszyklen. Es ist eine andere Welt.

Ist die Luxusbranche krisenresistenter?

Ich bin mir nicht sicher, dass Luxus jetzt generell so erfolgreich ist. Zumindest kann ich nicht für alle sprechen. Louis Vuitton ist 150 Jahre alt und hat viele Krisen miterlebt. Mit langer Tradition kommen Geduld und Optimismus. Dafür müssen wir uns stets selbst hinterfragen, verbessern und lernen, den Kunden besser zu verstehen.

Wie wichtig ist Ihnen gesellschaftliche Verantwortung? LVMH-Chef Bernard Arnault kam erst kürzlich in die Schlagzeilen, weil er angeblich aus Steuergründen die französische gegen die belgische Staatsbürgerschaft tauschen wollte.

Da müssen Sie ihn fragen. Aber wir haben ein sehr starkes Corporate Social Responsibility Programm. Wir arbeiten mit dem SOS Kinderdorf. Das kommt ja aus Österreich, wir unterstützen die Organisation aber in 35 Ländern. Wir wollen damit jedoch nicht in die Schlagzeilen. Wir tun es. Das zählt.

Der neue Weg, ein Luxushaus zu führen?

Ja, ich glaube, dass sich die Leute das heute grundsätzlich von erfolgreichen Firmen erwarten. Man sollte nicht so viel darüber reden, daraus nicht immer eine PR-Geschichte machen.

Luxus ist relativ. Wie definieren Sie Luxus?

Bei uns ist das einfach. Es gibt Tradition, tolle Produkte, eine Lebenswelt und viel Liebe zum Detail. Hier im Geschäft sieht man ja nur das Ergebnis. Was man nicht sieht, ist der eigentlich spektakuläre Teil. Das sind unsere Ateliers, das Handwerk. Ich bin seit mehr als zehn Jahren im Haus. Aber immer, wenn ich mir einer Sache nicht sicher bin, gehe ich in eines der Ateliers. Wenn man dort zuschaut, dann weiß man wieder, worum es hier geht.

Ist das auch der Grund für den hohen Preis?

Dafür gibt es mehrere. Wir kreieren ja eigentlich Kunstwerke, keine Produkte. Wir unterstützen seit jeher das Handwerk und setzen ausschließlich auf den Standort Europa, während viele andere Marken längst fernab produzieren – lokal, wie sie es nennen.

Traditionshaus Louis Vuitton

Die Geschichte. 1854 entschied Louis Vuitton, er möchte Kofferhersteller werden. Er fertigte in der Manufaktur in Asnières, wo bis heute die Sonderanfertigungen produziert werden. Die erste Handtaschenkollektion – bis jetzt wichtigstes Standbein – kam 1892 auf den Markt.

Die Markenwelt. Fast hundert Jahre später, 1987, entstand aus Louis Vuitton und Moët Hennessy der Luxuskonzern LVMH, zu dem mittlerweile auch Dior, Fendi oder Guerlain gehören. 1990 wurde Yves Carcelle zum Louis-Vuitton-Chef. Er holte 1997 Marc Jacobs als Kreativdirektor und startete im Jahr darauf mit Damenmode. 2002 folgten Uhren, 2009 die Haute Joaillerie mit Lorenz Bäumer als Kreativchef. Seit letzten Montag ist Jordi Constans der neue Boss.

Wien. Louis Vuitton startete 1985 in Wien. Am Dienstag eröffnet im „goldenen Quartier“ (Saint Laurent, Miu Miu und Roberto Cavalli sollen folgen) ein 1200 Quadratmeter großer Global Store – so nennt die Marke ihre Läden, in denen das gesamte Sortiment Platz hat (darüber gibt es nur noch „Maisons“ mit eigener Kunstsammlung). Dritter Stock plus Haute-Joaillerie-Store sperren im Frühjahr 2013 auf. Louis Vuitton

Steckbrief

Christopher Zanardi-Landi ist seit zehn Jahren bei Louis Vuitton, mittlerweile als Executive Vice President.

Sein Vater stammt aus Wien, er selbst hat jedoch nie hier gelebt.

Der Luxusmanagerwurde in Oxford und Boston ausgebildet, verbrachte dann für Dunhill, Lanvin, Cartier, Fendi und später als Louis-Vuitton-China-Chef viele Jahre in Asien, bevor er ins Pariser Management wechselte.
Stephane Muratet

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2012)

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