Bangladesch: Wut und Trauer nach der Brandkatastrophe

Protestierende Arbeiter blockieren die Straßen im Industrieviertel.
Protestierende Arbeiter blockieren die Straßen im Industrieviertel.(c) REUTERS ANDREW BIRAJ
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Die Arbeiter protestierten auf den Straßen. Bisher wurden 109 Leichen gefunden. Die Regierung überlegt eine neue Notausgang-Regelung.

Der Großbrand in einer Textilfabrik in Bangladesch hat Proteste von tausenden Arbeitern auf den Straßen ausgelöst. Die Menschen prangerten die oftmals schlechten Produktionsbedingungen an. Sie bildeten Barrikaden und forderten mehr Arbeitssicherheit.

Die Regierung versuchte, die Stimmung zu besänftigen und erklärte den Dienstag zum offiziellen Trauertag. Viele Fabriken im Industriegebiet Ashulia, wo am Samstagabend mehr als 100 Arbeiter gestorben waren, blieben geschlossen. Ein weiteres Feuer in einer großen Bekleidungsfabrik am Rand der Hauptstadt verlief glimpflich, es gab keine Opfer.

Arbeiter blockieren Zufahrt

Wütende Arbeiter hätten am Montag das Industriegebiet Ashulia und den angrenzenden Highway mit Sitzblockaden abgeschnitten, sagte ein Polizeisprecher. Überlebende des Brandes in der Fabrik der Tazreen Fashion Limited, wo auch für C&A und andere europäische und US-amerikanische Firmen produziert worden war, verlangten die Bestrafung der Verantwortlichen. Die Polizei erklärte, sie ermittle in dem Fall.

Das Kabinett entschied unterdessen am ersten Sitzungstag nach der Tragödie, dass am Dienstag als einem nationalen Tag der Trauer die Nationalflagge auf halbmast wehen soll. Alle Textilfabriken im Land, die Millionen Menschen beschäftigen, bleiben geschlossen.

Notausgänge verpflichtend

Die Regierung will zudem künftig alle Fabriken mit keinem oder nur einem einzigen Notausgang schließen. "Das ist nicht hinnehmbar", sagte Arbeitsminister Rajiuddin Ahmed über ungenügende Ausgänge. Wenn es bei dem Brand funktionierende Notausgänge gegeben hätte, hätten nicht so viele Menschen sterben müssen.

Die Textilarbeiter appellierten an die Behörden, die exakte Zahl der Toten zu ermitteln. Sie vermissten nach wie vor viele ihrer Kollegen. Die Feuerwehr hatte die Zahl der gefundenen Leichen zuletzt mit 109 angegeben. Etwa 200 Menschen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer.

48 Leichen wurden nach Behördenangaben bereits an die Angehörigen übergeben. Die anderen Toten wurden für die Entnahme einer Gewebeprobe in ein Krankenhaus in Dhaka gebracht, damit sie später identifiziert werden können. Die Nichtregierungsorganisation Anjuman-e-Mafidul Islam bot an, die Beerdigungen der unbekannten Toten zu übernehmen.

Untersuchungen laufen

Die Brandursache wurde noch untersucht. Ermittler begingen die ausgebrannte Fabrik am Montag und wollten ihren Bericht in den kommenden beiden Wochen der Regierung vorlegen. Überlebende hatten von einem Kurzschluss gesprochen, der das Feuer ausgelöst haben könnte.

Der Verband der Textilhersteller und -exporteure in Bangladesch versprach neben einer Entschädigung für die Angehörigen der Toten, auch die Kosten für die medizinische Behandlung der Verwundeten zu übernehmen. Jede Familie, die einen Toten zu beklagen hat, solle 1230 Dollar (umgerechnet 948 Euro) erhalten.

Am Montagvormittag brach erneut ein Brand in einem Bekleidungsbetrieb am Rande der Hauptstadt Dhaka aus. Die Feuerwehr schickte zahlreiche Einheiten zu dem zwölfstöckigen Gebäude im Stadtteil Uttara, wie ein Sprecher mitteilte. Das Feuer in dem Gebäude, das mehrere Näh-Fabriken beherbergt, konnte demnach schnell unter Kontrolle gebracht werden.

(APA/dpa)

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