Kosten: Die teure Kehrseite der Medaille

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Athen verkalkulierte sich beim Budget für Olympia 2004, Peking und London agierten souveräner. 2012 kosteten allein Sicherheitsvorkehrungen 1,48 Milliarden Euro.

Wien. 85.000 Zuschauer sorgten bei den Sommerspielen 2004 im Athener Olympiastadion für ohrenbetäubenden Lärm. In Peking zogen 2008 die Schwimmbewerbe im blau leuchtenden Aquatics Center und in der „Vogelnest“ getauften Arena die Massen in den Bann. London erlebte die „besten Spiele aller Zeiten“, sagte IOC-Präsident Jacques Rogge und wer im vergangenen August den Zieleinlauf des Radrennens vor dem Buckingham Palace miterlebt hat, weiß, worauf der Belgier anspielte: 100.000 Menschen drängten sich entlang der Prunkstraße „The Mall“.

Auch war in jedem Viertel der Stadt die Emotion, die das Event unter der Schirmherrschaft der fünf Ringe geweckt hat, spürbar. Medien kannten drei Wochen lang nur ein Thema und als die Gastgeber eine Goldmedaille nach der anderen gewannen, lag Großbritannien endgültig im Olympia-Fieber. Olympia ist ein Sportereignis, das Menschen bewegt. Das von Kommerz und Sport geprägte Schauspiel hat aber einen hohen Preis. In Athen sprengten die Vorbereitungen das Budget um das Vierfache. Letztlich gaben die Griechen offiziell 11,5 Milliarden Euro aus, inoffiziell sollen es 20 Milliarden Euro gewesen sein. Viele der Sportstätten blieben nach den Spielen unbenützt. Und die Stadtregierung droht unter der enormen Schuldenlast sowie den hohen Erhaltungskosten zu ersticken.

London hielt Budget strikt ein

Während in China über Kosten kaum ein Wort verloren wurde, rühmt sich London damit, sorgfältig geplant und gearbeitet zu haben. 11,48 Milliarden Euro wurden in Neubauten, Infrastruktur und die Sicherheit investiert. Das Budget wurde dank eines strikten Managements, an dessen Spitze der Sportexperte Sebastian Coe gestanden ist, penibel eingehalten. Und schenkt man den Organisatoren der Spiele in Rio de Janeiro 2016 Glauben, wollen auch sie mit knapp elf Milliarden Euro auskommen. Ihr Vorteil aber ist, dass 2014 die Fußball-WM in Brasilien stattfinden wird – Infrastruktur und Stadien wie das berühmte Maracanã-Stadion verschlingen somit keine zusätzlichen Gelder.

Olympia 2028 würde Wien neben dem Bau etlicher Sportstätten auch in der Sicherheitsfrage vor eine große Herausforderung stellen. Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verlangt das Internationale Olympische Komitee rigorose Vorkehrungen. Seit 2004 sind Abwehrraketen auf Wohndächern, Polizei und Militär sowie private Securityfirmen untrennbar mit Olympia verbunden. Beliefen sich die Kosten dafür 2004 noch auf 615 Millionen Euro, musste London 2012 dafür bereits 1,48 Milliarden Euro einplanen. 40.000 Soldaten und 20.000 Sicherheitsleute verrichteten Dienst – es war Großbritanniens größter Militäreinsatz in Friedenszeiten.

Dennoch, bei 302 Medaillenentscheidungen in 26 Sportarten an 30 Austragungsstätten war davon bis auf strenge Zutrittskontrollen kaum etwas zu bemerken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2012)

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