Kontrollamt rügt großzügigen Vertrag mit Matt

Kontrollamt ruegt grosszuegigen Vertrag
Kontrollamt ruegt grosszuegigen Vertrag(c) APA (HERBERT NEUBAUER)
  • Drucken

Dem ehemaligen Kunsthallen-Direktor waren "umfangreiche Nebentätigkeiten" erlaubt. Insgesamt sieht der Kontrollamtsbericht keine "unrechtmäßigen Handlungen".

Das Wiener Kontrollamt hat in einem am Donnerstag veröffentlichten Prüfbericht den Vertrag mit dem einstigen Kunsthallen-Impresario Gerald Matt zerpflückt. Nebenjobs, der dafür mögliche Einsatz von Mitarbeitern und Betriebsmittel, ein sehr freundlich gesinnter Vorstand sowie der eher großzügige Umgang mit Spesen sind in dem rund 90 Seiten umfassenden Werk dokumentiert. Allerdings: Rechtlich relevante Vorwürfe gegen den ehemaligen Generalsekretär und Direktor hat auch das Kontrollamt nicht gefunden. Der tags zuvor bekannt gewordene Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft HLB Intercontrol hatte ein ähnliches Sittenbild gezeichnet.

Das Kontrollamt, die städtische Prüfeinrichtung, hat unter anderem eine penible Aufarbeitung von intensiv diskutierten Projekten vorgenommen, etwa der Parlamentsausstellungen 2008 und 2009, des Buchprojekts "Gespräche. Österreichs Kunst der 60er Jahre" oder auch dreier Ausstellungen im Austrian Cultural Forum in New York. Sie alle waren direkt von Matt betreut worden und nicht von der Kunsthalle. Jedoch: Auch Beschäftigte der Kultureinrichtung waren involviert.

Sie wurden vom Kontrollamt im Zuge der Recherche befragt. Ergebnis: Der Einsatz von Mitarbeitern war teils "enorm". Honorare gab es nur zum Teil. Laut Matt - dessen Reaktionen im Bericht enthalten sind - war dies alles erlaubt und vom Vorstand abgesegnet. Hier widerspricht das Kontrollamt nicht wirklich. Denn tatsächlich durfte der einstige Direktor Nebentätigkeiten unter Zuhilfenahme von Personal und Betriebsmitteln durchführen - sofern sie nicht mehr als 15 Prozent seiner Arbeit ausmachten.

Das Problem dabei: Laut Kontrollamt wurde die aufgezeichnete Arbeitszeit nicht entsprechend auf Projekte aufgeteilt. Die "Einhaltung des zulässigen Ausmaßes", also der 15 Prozent, konnte daher "nicht nachvollzogen" werden. Die städtischen Prüfer empfahlen, solche Vereinbarungen künftig zu unterlassen, was laut Kulturamt ohnehin schon geschehen ist. Matt ist längst nicht mehr Chef der Kunsthalle, der Kunsthallen-Verein wurde aufgelöst, stattdessen eine GmbH gegründet. Seither gelten neue Regelungen.

Matt wurde auch ein eher lockerer Umgang mit Reise- und Telefonspesen vorgeworfen. Das Kontrollamt ortete in den vergangenen Jahren teils drastische Steigerungen - was vom Verein Kunsthalle mit der "unmittelbar stark gestiegenen Anzahl der Projekte" in Zusammenhang gebracht wurde. Ob der Aufruf der Prüfer, künftig doch sparsam zu sein, viel fruchtet, wird sich erst weisen.

Denn das Kulturamt befand in einer Stellungnahme: "Eine Beschränkung der Reisekosten wird (...) nur mittel- bis längerfristig umzusetzen sein. Gerade nach der negativen medialen Berichterstattung wird es für den neuen künstlerischen Geschäftsführer der GmbH erforderlich sein, international Präsenz zu zeigen, um die Kunsthalle neu zu positionieren."

Dass ihre Kritik an Matt gerechtfertigt war, befanden jedenfalls Grüne und ÖVP: "Ordentliche Abwicklung der Geschäfte sieht anders aus", monierte ÖVP Wien-Kultursprecherin Isabella Leeb in einer Aussendung. Der Grüne Kultursprecher Wolfgang Zinggl sah durch den Bericht "die Missstände auf faktischer Ebene" bestätigt. Zufrieden, nämlich mit den kürzlich durchgeführten Maßnahmen, zeigte sich die SPÖ: "Die Kunsthalle wurde nach einem sorgfältig vorbereiteten und durchgeführten Prozess erfolgreich reformiert", ließ deren Kultursprecher Ernst Woller verlauten. Die wesentlichen Empfehlungen des Kontrollamtes seien umgesetzt worden.

Der ehemalige Vorstand des Vereins Kunsthalle, Thomas Häusle, sah wiederum durch den Bericht die "erfolgreiche wirtschaftliche und künstlerische Führung der Kunsthalle Wien" bestätigt. Die Prüfergebnisse würden belegen, dass der Verein nicht nur über eine ausgewogene Gebarung verfügte, sondern auch die nötigen Rücklagen und Reserven erwirtschaftet habe. Und er versicherte, dass der Vertrag für Gerald Matt Bestandteile enthalten habe, die sowohl national als auch international üblich seien.

Apropos Matt: Der hat Grund zur Freude. Denn die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat kürzlich das Verfahren gegen ihn eingestellt. Damit ist auch der Weg frei für die Auszahlung der noch ausstehenden Gehaltsanteile seines ursprünglich bis 2014 laufenden Vertrages.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Jetzt schämt euch aber, ihr Grünen!

Die Kampagne gegen den ehemaligen Direktor der Kunsthalle Wien, Gerald Matt, war ein empörender Skandal.
Kunst

Die Causa Matt: Eine Chronologie der Ereignisse

Von den erste Vorwürfen gegen Direktor Matt über seinen Rücktritt bis zur Einstellung des Korruptions-Verfahrens.
ExKunsthallendirektor sieht miese Kampagne
Kunst

Ex-Kunsthallendirektor sieht "miese Kampagne"

Die Korruptions-Staatsanwaltschaft entlastete Gerald Matt, dem vorgeworfen wurde, die Kunsthalle zu privaten Zwecken missbraucht zu haben.
Staatsanwaltschaft entlastet Gerald Matt
Kunst

Staatsanwaltschaft entlastet Gerald Matt

Keine Untreue festgestellt. Diesen Donnerstag wird der Kontrollamtsbericht veröffentlicht. Matt war u. a. vorgeworfen worden, er habe Ressourcen der Kunsthalle (KH) für private Zwecke verwendet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.