Amanshausers Welt: 282 Cabo Verde

Cabo Verdes Inseln sind allesamt abgelegen, aber Brava ist definitiv das Ende der Welt.

Die chinesische Köchin in Mindelo entschuldigte sich für den Tintenfisch: „Auf Cabo Verde gibt es leider keinen besseren!“ Tiefsee-Tintenfische seien nun einmal zäh, mit küstennahen Tintenfischen überhaupt nicht zu vergleichen. „In Hongkong würde ich einfach zum Markt gehen und käme mit weichem, zartem Tintenfisch zurück, aber hier in Mindelo fehlen uns die Fische.“ Wieso, wir sind doch mitten im Atlantik? „Die Kapverdianer verabscheuen Fisch, sie hassen die Seefahrt, und ehrlich gesagt, warum ich vor zwanzig Jahren hierhergezogen bin – heute schleierhaft.“ Jetzt käme sie nicht mehr weg und führe das Restaurant, so gut es eben ginge, sie koche mit den lokalen Ingredienzien. Die Kapverdianer seien freundlich und nett. Etwas depressiv natürlich auch, ich müsse nur die Musik von Cesária Évora anhören: „Wenn du mich verlässt, verlässt du mich“ – purer Fatalismus. Man würde das Zeug nicht mehr aushalten, wenn man 20 Jahre lang hier wohne: schrecklich. Immerhin sei das hier Mindelo und nicht Brava. Eine echte Stadt, nicht das Ende der Welt.
Jetzt wurde ich hellhörig, denn die sagenumwobene Blumeninsel Brava war mein nächstes Ziel. „Vergessen Sie es, bleiben Sie bei uns“, riet die Chinesin. Ich sprach sie auf die vielen Blumen an, die laut Reiseführer dort überall wüchsen! „Etwas Hibiskus, ein trauriger Anblick“, sagte die Chinesin, „die haben ebenso wenig Süßwasser wie wir alle. Das Schönste ist an klaren Tagen der Blick zur Nebeninsel Fogo.“

Cabo Verdes Inseln sind allesamt abgelegen, aber Brava ist definitiv das Ende der Welt. Der einzige Flughafen wurde wegen starker Winde bald wieder stillgelegt. Die Fähre, auf der sich alle außer mir irgendwann einmal übergeben haben, läuft zu meinem Erstaunen nicht in den Hafen ein, sondern ankert in der Bucht. Der Fährsteg ist in Reparatur. Passagiere und Waren werden mit Außenbordmotorbooten in erschreckender Umständlichkeit an Land gebracht. Das Örtchen heißt Fuma, also Rauch. Auf den wenigen Metern Asphaltstraße donnert die Jugend rauchenden Auspuffs mit einem einzigen Motorrad hin und her. Brava steht als „die Blumeninsel“ in den Reiseführern, aber keiner der Schreiber scheint hier gewesen zu sein, denn es gibt kaum einmal Hibiskus. Im Hauptort Vila Nova da Sintra ist wenig Tourismus zu sehen, immerhin eine kleine Pension, ein geschlossenes Restaurant. Die Chinesin hatte recht, das Schönste ist tatsächlich der Blick auf den Vulkan der Nachbarinsel Fogo.

INFO

Fährhafen Fuma auf Brava, chinesisches Restaurant in Mindelo auf Sao Vicente, in der Entfernung die Vulkaninsel Fogo, Cabo Verde.

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