Autoindustrie

Volkswagen-Konzern vor „größtem Umbau seit Jahrzehnten“

Drei Milliarden Euro sollen die Volumenmarken des Konzerns, darunter VW, einsparen.
Drei Milliarden Euro sollen die Volumenmarken des Konzerns, darunter VW, einsparen.JENS SCHLUETER/AFP via Getty Images
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Vorstandschef Oliver Blume will Abläufe und Produktion effizienter machen und fünf Milliarden Euro einsparen. Vor allem die Kernmarke VW wird umstrukturiert.

Wolfsburg/Wien. Wirklich neu ist die Erkenntnis nicht, dass der Volkswagen-Konzern zu viel Fett angesetzt hat. Jeder Vorstandsvorsitzende hat bisher Effizienzprogramme gewälzt. Herbert Diess ließ in seiner Zeit mehrere Szenarien durchrechnen, inklusive Abbau von 30.000 Mitarbeitern in Deutschland - was seine Ablöse angeblich wesentlich beschleunigt hat. Jetzt will Oliver Blume den Volkswagen-Konzern umbauen - und diesmal soll es auch gelingen.

Blume plane „den größten Umbau seit Jahrzehnten“, zitierte die deutsche Tageszeitung „Handelsblatt“ am Montag einen nicht genannten Manager. Ziel des Umbaus ist, dass am Ende ein höherer Gewinn steht. Dafür sollen im gesamten Konzern fünf Milliarden Euro eingespart werden. Allein die Marken VW, Seat und Skoda sollen drei Milliarden Euro stemmen.

Die konkreten Einsparungsvorschläge dürften aus den Marken selbst kommen. Zu seinem Amtsantritt im Herbst vergangenen Jahres gab Blume den einzelnen Vorständen die Aufgabe, für ihre Marken einen Börsengang zu simulieren. So sollten sich die Manager mit ihren Mitbewerbern messen - und sie übertreffen.

20 Prozent Marge bei Porsche

Bei Porsche, das der Konzern als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht hat, lautet die Zielvorgabe beispielsweise eine operative Marge von 20 Prozent. Bei Audi sollen es laut „Handelsblatt“ langfristig zwölf bis 14 Prozent sein. Diese Marge hat Audi zwar schon 2022 erreicht, aber in dem Jahr haben alle Autohersteller, die liefern konnten, von der großen Nachfrage und den guten Preisen profitiert.

Die große Herausforderung sind die Volumenmarken wie VW. Hier soll die Marge von aktuell fünf auf acht Prozent steigen. VW selbst soll laut „Handelsblatt“ 6,5 Prozent schaffen - ein Wert, der noch nie erreicht wurde.

Um solche Margen zu schaffen, müssen die Abläufe viel effizienter werden. Ein Weg, um das zu erreichen, ist die Fertigung der verschiedenen Modelle an einem Band. Ein Seat Ateca, ein Skoda Karoq oder ein VW T-Roc sollen also künftig nicht mehr in verschiedenen Werken gebaut werden, sondern in einem. Alle drei Modelle stehen auf der gleichen Plattform (MQB-A1). Damit hat der Konzern schon beim Elektrokleinwagen ID.2 geplant, der in Spanien für alle Marken gefertigt werden wird.

Mit diesem Schritt will man auch eine bessere Auslastung der Werke erreichen. Im Stammwerk in Wolfsburg könnten beispielsweise pro Jahr 700.000 bis 800.000 Autos gebaut werden, vergangenes Jahr verließen aber nur etwa 450.000 das Werk. Heuer hofft man auf etwas mehr als 500.000. Wie das „Handelsblatt“ schreibt, sollen bei VW zudem die Anzahl der Modelle reduziert werden.

280 Milliarden Euro Umsatz

Der Volkswagen-Konzern machte mit seinen zwölf Marken im vergangenen Jahr einen Umsatz von etwa 280 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn von 22 Milliarden Euro. Im Vergleich mit anderen Autoherstellern sei das zu wenig, heißt es aus der Vorstandsebene. Man brauche finanzielle Spielräume für die weiteren technischen Entwicklungen und um die Position in den wichtigen Märkten China und Nordamerika zu verbessern.

Vor allem China ist für den Volkswagen-Konzern zur Problemzone geworden. Die chinesischen Hersteller haben massiv an den Absätzen des einstigen Marktführers aus Deutschland geknabbert. Dazu kommt, dass immer mehr chinesische Hersteller mit ihren Elektroautos nach Europa drängen und zu ernsthaften Herausforderern für die Volumenmarken des Konzerns werden.

Die Umbaupläne werden am Dienstag dem Aufsichtsrat vorgelegt und dort diskutiert. Der Konzern hielt sich mit einer Stellungnahme zu den Medienberichten zurück und verwies lediglich auf den Zehn-Punkte-Plan Blumes, den dieser nach seinem Amtsantritt im September 2022 in Lissabon präsentiert hatte. Darin sei für die Kernmarke VW ein Performance-Programm geplant. Zum bevorstehenden Investorentag erklärte man sehr allgemein, im Mittelpunkt stünden „die Kraft der Marken und das Konzern-Steuerungsmodell, das unternehmerisches Denken, Verantwortung und Umsetzungsorientierung im gesamten Volkswagen-Konzern noch stärker verankert“.

(red./ag)

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