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„Auffällige Verschmelzung“: Kika/Leiner-Fusion war vor allem für Kika-Bilanz wichtig

Die Presse/Clemens Fabry
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Während Leiner 2021 noch ausreichend finanziert war, war Kika bereits überschuldet. Der bisherige Eigentümer Signa entschied sich dann, die Unternehmen rückwirkend zu verschmelzen.

Signa-Miteigentümer René Benko hat laut seinem Sprecher ab der Übernahme 2018 die Sanierung von Kika und Leiner versucht, gelungen ist das aber nicht. Jedes Jahr brachte weitere Verluste, der Bilanzverlust von Kika und Leiner zusammen stieg von 34 Mio. Euro vor der Übernahme (2017), auf 190 Mio. Euro im September 2021. 2022 wurden Kika und Leiner rückwirkend per Bilanz 2021 zu einer Gesellschaft verschmolzen. Das war vor allem für Kika wichtig, zeigen die Bilanzzahlen.

Wolfgang Peschorn, Chef der Finanzprokuratur, hatte in der „ZiB2“ (Montag) die rückwirkende Verschmelzung der beiden Firmen als „auffällig“ bezeichnet und die Vermutung geäußert, die Verschmelzung könnte erfolgt sein, „damit ein Unternehmen noch eine Bilanz erstellen kann“.

Kika bereits 2021 überschuldet

Während Leiner 2021 noch ausreichend finanziert war, mit 35 Mio. Euro Stammkapital und 102 Mio. Euro nicht gebundene Kapitalrücklagen bei einem Bilanzverlust von 84 Mio. Euro, war Kika rein von den Finanzzahlen her bereits überschuldet: 1,45 Mio. Euro Stammkapital und 96,8 Mio. Euro nicht gebundene Kapitalrücklagen standen einem Bilanzverlust von 106 Mio. Euro gegenüber. In der im Firmenbuch (Wirtschafts-Compass) hinterlegten Bilanz heißt es, eine „Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechts“ liege trotzdem nicht vor, da eine langfristige positive Planung vorliege und die Gesellschafter verbindlich erklärt hätten, die Finanzierung mit bis zu 25 Mio. Euro zu sichern, bis die insolvenzrechtliche Überschuldung beseitigt ist. Der bisherige Eigentümer Signa entschied sich dann, die Unternehmen rückwirkend zu verschmelzen.


Das dürfte ausreichen, um die Bilanz 2021 darzustellen. Für dieses Jahr stehen laut getrennten Bilanzen ein gemeinsames Kapital von 235 Mio. Euro einem Bilanzverlust von 190 Mio. Euro gegenüber. Allerdings geht laut AKV aus dem Insolvenzantrag hervor, dass die verschmolzene Kika/Leiner-Gesellschaft 2022 weitere 47 Mio. Euro Verlust angehäuft hat. Damit steht im Raum, dass der gesamte Bilanzverlust 2022 etwa 240 Mio. Euro beträgt. Das würde das Kapital von 2021 übersteigen. Von Signa gab es vorerst keine Stellungnahme zu den Bilanzzahlen von Kika und Leiner aus der Signa-Zeit.

Signa-Gruppe ließ sich Millionengewinne ausschütten

Für die Nachverfolgung der Geschäftslage von Kika und Leiner sind aber auch die Bilanzen der Kika Immobilien GmbH und der Leiner Immobilien GmbH von Interesse. In diesen sind die Immobilien gebündelt, in denen die Handelsunternehmen unter Bezahlung von Miete ihr Geschäft betreiben. Benko übernahm die beiden Immobilien GmbHs 2018 gleichzeitig mit den Möbelunternehmen. Noch 2018 wurden in beiden Unternehmen neue Mietverträge abgeschlossen, „um die Ertragslage (der Immobiliengesellschaft, Anm.) auf gutem Niveau zu halten“. Sie haben eine Laufzeit von 15 Jahren.

2019 ließ sich die Signa-Gruppe von der Kika Immobilien 244 Mio. Euro ausschütten. Dadurch verringerte sich die Eigenkapitalquote von 92,7 Prozent auf 29,8 Prozent. Bei der Leiner Immobilien GmbH ließ sich Signa den Bilanzgewinn von 46,5 Mio. Euro zur Gänze ausschütten. Ganze 63,63 Euro blieben stehen. Die Kapitalquote sank dadurch von 70,2 auf 54,5 Prozent. Beide Immobilienfirmen machten aber von 2019 bis 2021 gute Gewinne mit den Mieteinnahmen, sodass sich bei Kika Immobilien bis 2021 gut 60 Mio. Bilanzgewinn zusammenkamen, bei Leiner Immobilien waren es 6,6 Mio. Euro.

(APA)

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