Migration

Mehr als 70 Menschen sterben bei Bootsunglück vor Griechenland

(Symbolbild)
(Symbolbild)APA/AFP/ARIS MESSINIS
  • Drucken

Die Zahl der Opfer nach der Havarie eines Migrantenbootes steigt auf 59. Die Küstenwache befürchtet eine noch höhere Opferzahl. Denn nach Angaben der Geretteten - 104 sind es bisher - könnten sich bis zu 400 Menschen an Bord gefunden haben.

Nach der Havarie eines Migrantenbootes vor der griechischen Küste ist am Mittwoch die Zahl der Toten auf 59 gestiegen. Das berichtete der griechische Staatssender ERT unter Berufung auf die Küstenwache. 104 Personen seien bisher gerettet worden, es werde jedoch befürchtet, dass die Zahl der Toten noch viel höher sei. Die Überlebenden hätten angegeben, dass sich Hunderte Menschen an Bord des gesunkenen Bootes befunden hätten.

Laut Behördenangaben dauert eine großangelegte Suchaktion im Meer vor der südwestgriechischen Stadt Pylos an. Patrouillenboote der Küstenwache, die Luftwaffe, eine Fregatte der Kriegsmarine sowie sechs Frachter und andere Schiffe in der Region sind im Einsatz. Die Aktion habe nach dem Kentern des Bootes „sehr früh“ am Mittwoch begonnen, erklärte die Küstenwache. Niemand an Bord des verunglückten Bootes habe Rettungswesten getragen. Es handelt sich um das bisher schwerste Unglück dieser Art vor Griechenland in diesem Jahr.

Die griechische Staatspräsidentin Ekaterini Sakellaropoulou flog zu Mittag auf die Halbinsel Peloponnes, um sich ein Bild der Lage zu machen. Vier Krankenhäuser seien in Alarmbereitschaft, um die Verletzten unter den Geretteten zu versorgen. Die Überlebenden wurden laut Behörden in die Stadt Kalamata gebracht.

Hilfe abgelehnt?

Schon am Dienstag hätten italienische Behörden die griechischen Nachbarn über ein voll besetztes Fischerboot im griechischen Such-und Rettungsbereich informiert, hieß es in einer Mitteilung der Küstenwache. Ein Frontex-Flugzeug habe das Boot daraufhin 47 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Peloponnes lokalisiert. Sowohl die griechische Küstenwache als auch vorbeifahrende Frachter hätten den Passagieren per Funk wiederholt Hilfe angeboten, diese aber abgelehnt worden.

In den frühen Morgenstunden sei das Boot dann gekentert und schließlich gesunken, hieß es. Nach Angaben Überlebender war es vom libyschen Tobruk aus in See gestochen und auf dem Weg nach Italien. Über die Nationalitäten der Menschen war zunächst nichts bekannt.

Boot vor Kreta in Seenot

Ebenfalls Mittwoch früh war südlich von Kreta ein mit Migranten besetztes Segelboot in Seenot geraten. Auch dort seien Dutzende Menschen gerettet worden, wie die Behörden mitteilten. Griechenland ist eine der Hauptrouten für Flüchtlinge und Migranten aus dem Nahen Osten, Asien und Afrika in die EU. Die meisten setzen von der Türkei aus auf die griechischen Inseln über. Immer mehr Menschen nehmen aber auch die längere und gefährlichere Überfahrt von der Türkei über Griechenland nach Italien auf sich. Zumeist werden die Überfahrten von Schleppern organisiert, die sich dafür bezahlen lassen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in diesem Jahr bereits rund 72.000 Flüchtlinge und Migranten in Italien, Spanien, Griechenland, Malta und Zypern angekommen. Mehr als 20.000 Menschen sind der Internationalen Organisation für Migration seit 2014 im zentralen Mittelmeer bei dem Versuch gestorben, in die EU zu gelangen und sich dort ein besseres Leben aufzubauen.
(APA/dpa/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.