Angefangen hat alles vor etwa 50 Jahren, bis heute hat sich einiges getan.
Rapmusik

50 Jahre Hip-Hop: „Wenn eine groß wird, profitieren wir alle davon“

Eine Party in der Bronx war vor 50 Jahren die Geburtsstunde des Hip-Hops. Ein Genre, das lang von Männern dominiert war, erlebt einen Wandel – auch in Wien.

Den Anfang machten Rapper Sido und die Plattenfirma Aggro Berlin. Zumindest wenn es nach der 27-jährigen Wiener Künstlerin Kitana geht. Schon mit 13 hat sie diese Musik zum Dichten animiert, heute macht sie selbst Hip-Hop. „Rap lebt von ehrlichen Lyrics, von Emotionen, von Wut, vom Hunger nach Erfolg — und natürlich auch vom Wettbewerb. Wer hat die krassesten Beats, Hooks, Punch­lines oder Reimtechniken?“, sagt die Rapperin mit den vier charakteristischen Flechtzöpfchen am Kopf, mit bürgerlichem Namen heißt sie Matea Tadic. Im Plattenladen Moses in der Lerchenfelder Straße stöbert sie durch die Auswahl der Hip-Hop-Platten, bleibt begeistert am Album „The Chronic“ von Dr. Dre hängen. Im vergangenen Oktober ist ihr erstes eigenes Album, „Lorbeeren“, erschienen. „Das ist keines dieser Streaming-Alben, es hat einen roten Faden, erzählt eine Geschichte. Ich habe mich in meinen Texten selbst therapiert, spreche über meine Wurzeln in Bosnien, Drogenkonsum, Selbstverletzung, Depressionen“, sagt die Künstlerin. Oft hat man ihr gesagt, sie müsse sich verbiegen, femininer sein, sexier auftreten, leicht verdauliche Musik machen. „Ich bin das einfach nicht. Aber ich hab’ mich auch nie erniedrigt oder benachteiligt in der Rapszene gefühlt. Ich hab’ mein eigenes Label, bin Unternehmerin, eine empowerte Frau“, so Kitana.

Ihr Jugendheld Sido wird am 27. Juni in der Metastadt auf der Bühne stehen, auf dem wohl größten Hip-Hop-Festival, das in Österreich bis dato stattgefunden hat. Neben Sido sind Kontra K, der Wiener Yung Hurn und US-Musiker Machine Gun Kelly geladen — ohne Kritik kam das fast ausschließlich männlich besetzte Line-up natürlich nicht aus. Denn auch wenn das Genre in den 50 Jahren seit seiner Entstehung im New Yorker Stadtviertel Bronx — die Geburtsstunde wird meist in eine Party von DJ Kool Herc am 11. August 1973 gelegt — mehrheitlich von männlichen Künstlern geprägt war, drehte sich der Wind in den vergangenen Jahren. In den USA halten Künstlerinnen wie Nicki Minaj, Cardi B oder Megan The Stallion längst Schritt mit ihren Kollegen Migos, Kendrick Lamar oder Drake. Und auch im Deutschrap machen Shirin David oder Nina Chuba Rappern wie Trettmann oder Marteria Konkurrenz.

Mit 13 hat sie an­­gefangen, Gedichte zu schreiben, letzten Oktober hat die heute 27-jährige Kitana ihr erstes Album, „Lorbeeren“, veröffentlicht. Gleichzeitig betreibt sie ihr eigenes Label. „Ich bin eine empowerte Frau, eine Unternehmerin, benachteiligt hab’ ich mich nie gefühlt“, sagt sie. Anerkennung wolle sie nicht für ihr Geschlecht, sondern für ihre „Skills“.
Mit 13 hat sie an­­gefangen, Gedichte zu schreiben, letzten Oktober hat die heute 27-jährige Kitana ihr erstes Album, „Lorbeeren“, veröffentlicht. Gleichzeitig betreibt sie ihr eigenes Label. „Ich bin eine empowerte Frau, eine Unternehmerin, benachteiligt hab’ ich mich nie gefühlt“, sagt sie. Anerkennung wolle sie nicht für ihr Geschlecht, sondern für ihre „Skills“.Christine Pichler

Drop the Mic

„Es ist eine Schande, wie viele männliche Kollegen ich dir aus den Neunzigern und Nullerjahren aufzählen kann und wie wenig Rapperinnen“, sagt Donna Savage, nachdem sie im Plattenladen für die Fotografin posiert hat. Seit gut zwei Jahren macht Alice Mohrenschildt Musik unter diesem Namen, im Mai erschien ihr Debütalbum „Parole Donna“. Sie ist eine der Rapperinnen neben Eli Preiss, Ebow, Verifiziert oder Esrap, die auch in Wien die Szene neu gestalten. Ihre Musik erfüllt alle Kriterien eines Genres, das sich kein Blatt vor den Mund nimmt, beinhaltet aufsässige Drohgebärden genauso wie wortreiche Selbstbeweihräucherungen. Bei einem Kaffee gibt sich die 27-Jährige gelassen und aufgeschlossen, ist deshalb aber nicht weniger direkt. „Bevor ich irgendwelche Messages droppe, mach ich erst einmal Songs darüber, dass ich die Krasseste bin“, sagt sie und lacht.

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