Kfz-Industrie

Opel-Werk in Wien-Aspern schließt, 300 Jobs betroffen

Der Autokonzern sieht keine Zukunft für das Werk, in dem 6-Gang Schaltgetriebe für Verbrenner hergestellt werden.

Das Anfang der 1980er-Jahre gegründete Opel-Werk in Wien-Aspern schließt bald endgültig. Betreiber Stellantis sieht für das ehemalige General-Motors-Werk, in dem derzeit noch rund 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit der Getriebefertigung beschäftigt sind, keine Zukunft. Für die Beschäftigten soll in den kommenden Wochen ein umfassender Sozialplan ausgearbeitet werden, gab Stellantis am Mittwoch bekannt. Die Stadt will eine Arbeitsstiftung einrichten.

„Es gibt noch keinen Termin für ein Produktionsende, jetzt beginnen die Gespräche mit den Betriebsräten“, hieß es aus dem Unternehmen zur APA. Der Prozess werde mehrere Monate dauern. Für die Beschäftigen werde ein Job-Center eingerichtet, das Hilfe bei einem Wechsel des Arbeitsplatzes, einschließlich Optionen innerhalb des Konzerns, bieten soll. Stellantis hat abgesehen von dem Werk in Wien-Aspern keine anderen Produktionsstandorte in Österreich. Im Vertrieb sind hierzulande rund 250 bis 300 Personen beschäftigt.

Produktion wandert nach Frankreich

Im Zusammenhang mit dem gravierenden Wandel in der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität seien die Voraussetzungen für eine nachhaltige Zukunft des Werks Aspern nicht gegeben, so Stellantis laut einer Mitteilung. In Aspern werden derzeit noch 6-Gang-Schaltgetriebe für Verbrennungsmotoren hergestellt, pro Tag sind das rund 1.000 Pkw-Getriebe. Stellantis will die Getriebeproduktion auf den französischen Standort Valenciennes fokussieren.

Was mit dem österreichischen Werk nach dessen Ende passiert, ist noch nicht klar. Grundstückseigentümer ist die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Das Betriebsgebiet umfasst rund 600.000 Quadratmeter. Die Flächen sind laut Stadt Teil der sogenannten „roten Zone“. Das bedeutet, dass dieses Gebiet für die betriebliche Nutzung geschützt ist und nicht umgewidmet werden.

Die Geschichte des Opel-Werks in Wien begann am 23. August 1979, als der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) und GM-Austria-Generaldirektor Helmuth Schimpf einen Vertrag für die Errichtung eines Motorenwerkes unterzeichneten. Opel war damals Teil der amerikanischen General Motors (GM) Gruppe. In der Hochphase 1983 waren rund 2.200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Standort beschäftigt. Im August 2017 wurde Opel Teil der französischen PSA-Gruppe. Im Jänner 2021 fusionierten die Peugeot-Mutter PSA und Fiat-Chrysler zu Stellantis.

Seit 2020 keine Großaufträge mehr

In den vergangenen Jahren schrumpfte das Werk immer mehr zusammen. Bis 2020 wurden an dem Standort noch Motoren gefertigt. Damals verlor Aspern den letzten Großauftrag von General Motors, der Mitarbeiterstand reduzierte sich weiter. Auch die Coronazeit und Probleme wegen Chipmangels setzten dem Standort zu.

Mit dem Wandel in der Automobilindustrie, dem Fokus auf Elektromobilität und der damit einhergehenden fortschreitenden Elektrifizierung der Stellantis-Produktpalette sinke die Nachfrage nach 6-Gang-Schaltgetriebe für Verbrennungsmotoren aus Wien, so der Autobauer. Stellantis hat derzeit 28 Elektroautomodelle (BEV) auf dem Markt und will diese Zahl bis Ende 2024 fast verdoppeln.

Zu Stellantis in Österreich gehören die Automarken Abarth, Alfa Romeo, Citroën, DS Automobiles, Fiat und Fiat Professional, Jeep, Opel und Peugeot, die „Mobilitätsmarke“ Free2Move, die Finanzorganisationen Stellantis Financial Services und Leasys Austria sowie die Händlerbetriebe Stellantis&You und das Produktionswerk Wien-Aspern. Der Vertrieb der Marke Maserati ist separat organisiert.

„Traurige Entscheidung“

Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) sprach in einer Reaktion von einer „traurigen Entscheidung“. Man habe in Zusammenarbeit mit dem Bund alles getan, um das Werk zu halten. „Dass sich letztendlich die Konzernstrategie durchgesetzt hat und nicht die Qualität des Standortes, müssen wir zu Kenntnis nehmen“, befand der Stadtrat.

Es gebe nun Gespräche mit Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), um den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Seite zu stehen. Seitens der Stadt Wien gebe es zur Unterstützung auch bereits eine gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen Wiener Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer Förderungsfonds (waff), Betriebsrat und Unternehmen.

Im waff wurde laut Hanke schon im Herbst 2018 eine Arbeitsstiftung eingerichtet. Schon damals hätten sich das Management und der Betriebsrat angesichts einer großen Personalabbauwelle auf die Einrichtung und Finanzierung einer solchen verständigt. Das sei auch dieses Mal wieder notwendig, so Hanke. Die Stiftung bietet dem Stadtrat zufolge eine Aus- und Weiterbildung für einen beruflichen Neustart.

Zudem werden auch die Wiener Stadtwerke gezielt auf die Betroffenen zugehen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stellantis-Werks seien „top-ausgebildete Fachkräfte“, die etwa bei den Wiener Linien spannende neue berufliche Aufgaben finden könnten, zeigte sich Hanke überzeugt. (APA)

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