Nach Kramatorsk-Explosion

Pizzeria angesteuert? Wie russische Raketen ihr Ziel finden

Das zerstörte Lokal in Kramatorsk
Das zerstörte Lokal in KramatorskAPA / AFP / Genya Savilov
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Die russische Raketenattacke auf ein Restaurant gibt Rätsel auf. Die ukrainische Polizei nahm einen mutmaßlichen Spion fest, der das Lokal zuvor ausgekundschaftet haben soll. Wie werden die Iskander-Raketen gesteuert?

Wer in Kramatorsk etwas Erholung vom Kriegsalltag suchte, ging in die Pizza Ria. Es war ein geräumiges, klimatisiertes, sauberes Lokal. Und hatte noch einen Vorteil: Es gab bis spätabends warme Küche. Neben Pizza auch etwa Sushi, als Dessert üppige Torten und Eis. Das Lokal in der Großstadt im Westen des Donbass war Treffpunkt für ukrainische Journalisten, ausländische Korrespondenten, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und lokale Bewohner. Bis Kriegsbeginn im Februar 2022 war dort auch ein populärer Nachtclub, der bis in den frühen Morgen geöffnet war.

In besagter Pizza Ria starben in der Nacht auf Mittwoch zwölf Menschen, davon drei Kinder, als laut Polizei eine Iskander-Rakete einschlug. 60 Menschen wurden verletzt, darunter drei Kolumbianer (ein Parlamentarier, ein Schriftsteller, eine Journalistin). In der Nähe gab es schwere Schäden an Häusern, Schulen, einem Einkaufszentrum.

Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft vom Donnerstag wurde mittlerweile ein Verdächtiger festgenommen, der den Ort vorher ausgekundschaftet haben soll. Er habe vor dem Lokal gefilmt, darunter Nummerntafeln von Militärautos, und das den Russen zugespielt.

Die Rechtfertigung des Kreml für das Unglück war eigenartig. Erst hieß es, man greife zivile Ziele nicht an, auch nicht in Kramatorsk. Dann war von Beschuss eines „provisorischen Kommandopostens“ die Rede, und es gab Gerüchte, ukrainische Militärs seien in oder nahe dem Lokal gewesen, was die erwähnte Geschichte mit den Militär-Kennzeichen andeuten könnte.

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