Arbeitsmarkt

Mobilitätsprämien-Vorschlag: WKÖ dafür, Hoteliervereinigung dagegen

Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS) Holger Bonin.
Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS) Holger Bonin.APA / Alex Halada
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Minister Kocher sieht den Vorschlag von IHS-Chef Bonin positiv und will ein Maßnahmenpaket erarbeiten. Die Mobilitätsprämie wäre „vielleicht ein Puzzlestein in einer Lösung“, sagt auch ein Ökonom des Wifo.

Die vom neuen IHS-Chef, Holger Bonin, vorgeschlagene steuerfreie Mobilitätsprämie kommt bei den Arbeitgebervertretern unterschiedlich gut an. Die Wirtschaftskammer (WKÖ) kann sich eine derartige vom Arbeitgeber zu bezahlende Prämie vorstellen, die Hoteliervereinigung ist dagegen. Es habe zwischen 2008 und 2016 bereits eine Übersiedlungsprämie gegeben, die „leider ein Flop war“, sagte ÖHV-Präsident Walter Veit im Ö1-„Morgenjournal“ am Dienstag.

WKÖ-Tourismus-Obmann Robert Seeber sieht den Mobilitätsprämien-Vorschlag von Bonin weitgehend positiv. „Eine überregionale Vermittlung der Arbeitskräfte ist einfach notwendig, das brauchen wir. Es ist auch eine staatliche Aufgabe, aber eine Prämie allein genügt nicht“, sagte Seeber gegenüber Ö1. Um den Fachkräftemangel zu beseitigen, müsse außerdem die Kinderbetreuung ausgebaut werden und mehr Überstunden steuerlich begünstigt werden.

Die von Bonin vorgeschlagene Mobilitätsprämie wäre grundsätzlich für jeden Beschäftigten in Mangelberufen vorgesehen, unabhängig davon ob er aus einer Beschäftigung kommt, einen neuen Arbeitgeber sucht oder ob er aus der Arbeitslosigkeit kommt. Damit könne etwa Tourismus-Fachkräften aus Ostösterreich der Wechsel nach Westösterreich erleichtert werden, sagte Bonin kürzlich im APA-Interview. Für den Arbeitskräftemangel gebe es aber nicht „die eine Lösung“, sondern man müsse an „vielen kleinen Stellschrauben“ drehen. Im 1. Quartal zählte die Statistik Austria rund 228.300 offene Stellen in Österreich.

Ortswechsel mit vielen Kosten verbunden

Derzeit gibt es mit der sogenannten „Entfernungsbeihilfe“ eine finanzielle Unterstützung des Arbeitsmarktservice (AMS) für Arbeitslose, die eine von ihrem Wohnort weit entfernte Arbeitsstelle annehmen. Auch Lehrlinge können die Beihilfe beziehen.

Die Höhe der Mobilitätsprämie soll laut Bonin zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ausverhandelt werden. Die Prämie könne man bis zu einer Größenordnung von 20.000 Euro steuerfrei stellen, sagte der neue IHS-Chef im Ö1-„Morgenjournal“. „Wenn jemand umzieht, dann ist das mit vielen Kosten verbunden.“

Um die Mobilität von Arbeitslosen und Beschäftigten besser zu unterstützen, will Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) in den nächsten Monaten ein Maßnahmenpaket mit dem AMS und den Sozialpartnern ausarbeiten. „Ich unterstütze den Vorschlag von Holger Bonin“, sagte Kocher bei einer Arbeitsmarkt-Pressekonferenz auf Journalistennachfrage am Montag. Es gehe nun darum, die Details des Maßnahmenpakets zu klären.

Für den Wifo-Arbeitsmarktökonomen Peter Huber wäre eine Mobilitätsprämie „vielleicht ein Puzzlestein in einer Lösung“. Wenn die Prämie zu großzügig konzipiert sei, dann fördere man Menschen, die ohnehin gewandert wären, sagte Huber im ORF-Radio. Wenn man sie sehr streng handhabt, dann kriegt man nur sehr wenige Menschen, wie damals zwischen 2008 und 2016. Man müsse sich aber „im Klaren sein“, dass „die Mobilitätspläne vieler Leute nicht an den finanziellen Kosten scheitern“ würden, so der Wifo-Ökonom. (APA)

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