Eine Kapelle marschiert zum „Juneteenth“ durch Harlem: Am 17. Juni begeht das Land den Feiertag zum Ende der Sklaverei.
New York

Warum Harlem weißer wird

Hohe Preise drängen schwarze Familien aus New York. Die berühmte Nachbarschaft Harlem sucht nach Lösungen – und schickt sich an, linke Politik moderater zu machen. Eine Geschichte über „Karens“, Kaffeehäuser und Hausverstand.

Der Bademeister muss lachen. Er holt sein Handy hervor, scrollt durch seine Fotos. Er hat einen Screenshot gemacht von einer Google-Rezension seines Bads, dem Jackie Robinson Pool. „Das Schwimmbad hat gerade für den Sommer aufgesperrt, und schon haben wir ‚Karens‘, die ihn übernehmen wollen“, schreibt eine „Jackie Brown“. Diese eine „Karen“ wolle Längen schwimmen in einem öffentlichen Bad, das für die Kinder der Nachbarschaft da sei: „Ich hätte ein Foto von ihr gemacht in ihrem ganzen Profi-Schwimmausrüstung, als ob sie für Olympia trainieren würde, aber im Bad sind keine Telefone erlaubt.“ Zwei von fünf Sternen.

Das öffentliche Freibad liegt idyllisch eingebettet in einem Stadtpark in Harlem, gebaut wurden seine romanisch anmutenden Mauern während der Präsidentschaft Franklin Roosevelts, mit Mitteln aus den Töpfen des „New Deal“. Es ist ein außergewöhnliches Gebäude, was den Kindern im Pool freilich ziemlich egal ist. Mit dem Anfang der Sommerferien übernehmen sie hier das Sagen; die „Karens“, über die sich „Jackie Brown“ lustig macht, haben hier verloren.

Der Begriff „Karen“, den „Jackie Brown“ verwendet, impliziert in der Regel eine weiße, spießige Frau mittleren Alters, die aus allem ein Problem macht, selbst, wenn es sie nicht betrifft. (In Österreich verwendet zurzeit „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk „Karen“ als Spitznamen für den Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer.) Eine „Karen“ steht für alles, was Harlem nie war und niemals sein will.

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