Morgenglosse

Putin zeigt der Welt die Zähne

Russlands Präsident Wladimir Putin bei Beratungen nach der ukrainischen Attacke auf die Krim-Brücke.
Russlands Präsident Wladimir Putin bei Beratungen nach der ukrainischen Attacke auf die Krim-Brücke.APA / AFP / via Sputnik/ Alexander Kazakov
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Russlands Präsident wirkte zuletzt schwach. Nun hat er einen neuen Zug in seinem strategischen Schachspiel gemacht. Menschenleben spielen dabei keine Rolle.

Es waren deutliche Worte, die der UN-Generalsekretär fand: Die Entscheidung Russlands sei „ein Schlag“ für alle Menschen, die weltweit in Not seien, sagte Antonio Guterres. Die Mahnung aus dem UN-Hauptquartier in New York wurde zwar auch hinter den Mauern des Kreml im 7500 Kilometer entfernten Moskau gehört. Beim Oberhaupt des russischen Machtzentrums hinterließ sie offenbar aber nur wenig Eindruck: Wladimir Putin will den Getreidedeal mit der Ukraine – zumindest vorerst – nicht verlängern. Alle Warnungen, das könnte Menschen in ärmeren Staaten in eine Hungerkrise stürzen, scheinen an ihm abzuprallen.

Für den Kremlchef geht es dabei nur um einen weiteren Zug in seinem strategischen Schachspiel, in dem Menschen und sogar ganze Länder wie Figuren hin- und hergeschoben und notfalls auch geopfert werden. Putin will mehr für Russland rausschlagen, sollte man doch erneut in Gespräche über eine Verlängerung des Abkommens eintreten. Und auch wenn der Kreml beteuert, dass es hier keinen Zusammenhang gebe: Die Ukraine hat gerade mit ihrem erneuten erfolgreichen Angriff auf die strategisch wichtige Krim-Brücke die russische Verteidigung bloßgestellt. Ein Einlenken beim Getreidedeal kam für Putin nicht in Frage – just an dem Tag, an dem er diese schallende Propaganda-Ohrfeige einstecken musste. Im Gegenteil: Er kündigte noch am Abend Vergeltung an. Was das bedeuten kann, bekamen die Ukrainerinnen und Ukrainer immer wieder zu spüren: verheerende Raketenangriffe auf ihre Städte.

Ein strategischer Albtraum für Russland

Was auch immer rund um die Revolte des russischen Söldnerchefs Jewgenij Prigoschin genau passiert sein mag: Putin hat dabei nach Außen ein Bild der Schwäche geboten. Innerhalb der russischen Militärführung soll es kriseln. Und auch wenn die Gegenoffensive der Ukraine festzustecken scheint – auch Putin ist weit davon entfernt, seine extremen Pläne im Nachbarland Realität werden zu lassen. Zugleich ist der Beitritt Finnlands und der geplante Beitritt Schwedens zur Nato für den Kreml ein strategischer Albtraum. Doch jetzt hat Putin beim Getreidedeal der ganzen Welt erneut die Zähne gezeigt. Das Leben von Menschen spielt dabei keine Rolle.

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