Bilaterale Beziehungen

Erster Besuch in einem EU-Staat: Vietnams Präsident in Österreich

Vietnams First Lady Phan Thi Thanh Tam, der vietnamesische Präsident Vo Van Thuong, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Ehefrau Doris Schmidauer im Inneren Burghof in Wien.
Vietnams First Lady Phan Thi Thanh Tam, der vietnamesische Präsident Vo Van Thuong, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Ehefrau Doris Schmidauer im Inneren Burghof in Wien.APA / Georg Hochmuth
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Sowohl Vo Van Thuong als auch Alexander Van der Bellen betonen die Bedeutung einer regelbasierten Weltordnung - im Ukraine-Krieg will Vietnam dennoch unabhängig agieren. Der vietnamesische Markt biete „enormes Potenzial“ für Österreichs Wirtschaft, so der Bundespräsident.

Ein Winken in die Menge, die sich im Inneren Burghof versammelt hatte, ließen sich der vietnamesische Präsident Vo Van Thuong und dessen Frau Phan Thi Thanh Tam am Montag nicht entgehen, als sie von Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit militärischen Ehren empfangen wurden. Die Nummer zwei in der Sozialistischen Republik nach dem Chef der Kommunistischen Partei bedankte sich dann auch in einem Pressestatement für den „freundlichen Empfang“. Er lud Van der Bellen und seine Ehefrau Doris Schmidauer „sehr bald“ nach Vietnam ein.

Der vietnamesische Präsident Vo Van Thuong wird mit militärischen Ehren empfangen.
Der vietnamesische Präsident Vo Van Thuong wird mit militärischen Ehren empfangen.APA / Georg Hochmuth

Mit Thuong besucht erstmals ein vietnamesischer Staatschef ein Land der Europäischen Union. Österreich ist bei den vietnamesischen Kommunisten recht gut angeschrieben:  Schon 1972 nahmen Wien und Hanoi diplomatische Beziehungen auf, also noch bevor sich die USA nach Jahren des Krieges zurückzogen. Beim Besuch von Außenminister Alexander Schallenberg im südostasiatischen Staat im April wünschte sich der vietnamesische Amtskollege eine engere politische Zusammenarbeit und regelmäßige Kontakte. Das besiegelten die beiden Minister am Montag mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung.

Vietnam will sich aus dem Konflikt mit Russland halten

Die bilateralen Beziehungen Vietnams und Österreichs seien „dynamisch“, sagte Van der Bellen. Vietnam sei ein wichtiger Partner der EU in Südostasien - wirtschaftlich und politisch. Angesichts geopolitischer Entwicklungen sei es wichtig, die Gesprächskanäle zu vertiefen. Der Bundespräsident erwähnte hier vor dem Hintergrund des Konflikts mit Nordkorea und der „nuklearen Drohungen“ durch Russland die Bedeutung nuklearer Abrüstung.

Bei ihrer Haltung zum Kreml kommen die beiden Staaten allerdings nicht auf einen grünen Zweig: Vietnam pflegt traditionell enge Beziehungen zu Moskau und bezog bis vor Kurzem 80 Prozent seiner Waffen aus Russland. Zuletzt hat das Land sich bei mehreren UNO-Resolution gegen den Aggressor seiner Stimme enthalten. Schon Schallenberg versuchte bei seiner Reise, um Unterstützung für die europäische Haltung im Ukraine-Krieg zu werben. „Wir haben eine unterschiedliche Blickweise“, sagte Thuong. Und betonte die Leitlinie einer unabhängigen Außenpolitik. Doch da sind sich die Staatschefs einig: Beide Staaten sehen sich als Verfechter des Multilateralismus und einer regelbasierten Ordnung.

Ein bedeutsamer Partner im Umgang mit China

Das macht Vietnam im Umgang des Westens mit China bedeutsam: als Anrainerstaat im Südchinesischen Meer versucht Hanoi, seine Gebietsansprüche in den ressourcenreichen Gewässern kompromisslos durchzusetzen. Das Völkerrecht müsse die Grundlage internationaler Kooperation sein, so Van der Bellen mit Blick auf die indopazifische Region, „die mit See- und Handelswegen an geostrategischer Bedeutung gewinnt“.

Vietnam gilt als Wachstumsmotor

Für die Exportwirtschaft ist Vietnam ein interessanter Markt: Besonders nach Bewältigung der Corona-Pandemie sei auch eine „koordinierte Besuchsdiplomatie“ wichtig, um den Export zu stärken, heißt es aus der WKÖ. Das 99-Millionen-Einwohner-Land mit einer jungen Bevölkerung und einem wachsenden Mittelstand gilt als regionaler Wachstumsmotor. Es ist der größte Handelspartner Österreichs unter den Asean-Staaten, das bilaterale Handelsvolumen beträgt 1,7 Milliarden Euro. Das Handelsabkommen zwischen der EU und Vietnam habe einen wesentlichen Beitrag zur Handelsliberalisierung zwischen den Staaten geleistet, so die WKÖ. Das österreichische Investitionsvolumen belief sich 2022 auf 500 Mio. Euro.

Das Potenzial sei „enorm“, sagte Van der Bellen. Österreichisches Know-how soll unter anderem beim Ausbau erneuerbarer Energien in Vietnam eine größere Rolle spielen. Am Dienstag wird Thuong nach einem Empfang durch den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil einen Wind- und Solarpark in Schattendorf besichtigen. Bis 2050 will Vietnam aus der Kohle aussteigen. Ab 2030 will der aufstrebende Staat mehr auf Solar- und Windenergie setzen, um die Dekarbonisierung vorantreiben zu können.

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