Mariahilfer Straße: Aus für Durchzug

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Die Anrainer haben gesprochen: Zwei maßgebliche Querungen der Einkaufsmeile soll es künftig nicht mehr geben. Noch im Sommer soll die Verkehrsberuhigung erfolgen.

Wien. Es wird so ähnlich werden wie auf der Favoritenstraße – noch im heurigen Sommer ist die totale Verkehrsberuhigung für die Wiener Mariahilfer Straße angesetzt. Die Umwandlung eines maßgeblichen Teils der Einkaufsmeile in eine Fußgängerzone (bzw. in verkehrsberuhigte Zonen, in die nur Anrainer fahren dürfen) steht ja schon länger fest. Nun ist auch eine der letzten Detailfragen geklärt: Es wird bei den Straßenzügen Otto-Bauer-Gasse/Zieglergasse sowie Schottenfeldgasse/Webgasse nicht mehr möglich sein, die Mariahilfer Straße zu queren.

Das haben die Anrainer der betroffenen Straßenzüge entschieden, die dazu von den Bezirken befragt wurden. 55,07 Prozent votierten im Abschnitt Otto-Bauer-Gasse/Zieglergasse gegen die Querung, im Abschnitt Schottenfeldgasse/Webgasse waren es sogar 66,57 Prozent. Die Beteiligung lag bei 44,2 Prozent.

Dass die Befragung so ausgehen würde, galt als wahrscheinlich. Schließlich ist es für viele Anrainer wünschenswerter, nicht in einer Durchzugsstraße zu leben. Unter anderem deshalb regt sich auch Kritik an der Befragung. Die Rathausopposition aus FPÖ und ÖVP argumentiert, dass man die gesamte Bezirksbevölkerung hätte fragen müssen. Schließlich sei sie es, die unter der Verkehrsberuhigung zu leiden hätte – weil sich der Verkehr nun eben neue Wege suchen muss.

Abgesehen davon sind die beiden Parteien ohnehin vom Gesamtplan einer verkehrsberuhigten Mariahilfer Straße nicht überzeugt. Sie fordern, dass die Verkehrsberuhigung der Einkaufsmeile generell zur Abstimmung gebracht wird.
Zuletzt hat die ÖVP das neu geschaffene Petitionsrecht bemüht, um dieses Ziel zu erreichen. Dieser Tage finden die Bewohner von Mariahilf und Neubau Petitionen in ihrer Post, die sie an das VP-Bürgerservice schicken sollen. Kommen 500 Unterschriften zusammen, muss sich der Petitionsausschuss des Gemeinderats damit befassen. Auch die Wirtschaftstreibenden haben sich zuletzt gegen eine Fußgängerzone ausgesprochen – bei einer Befragung der Wirtschaftskammer unter 9000 Betrieben lehnten 67,5 Prozent die geplante Verkehrslösung ab. Die Beteiligung betrug 13 Prozent.

Bürger können Fragen stellen

Die Wiener Stadtregierung, speziell vorangetrieben durch Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou, will dagegen keine weiteren Umfragen. Die von ihr favorisierte Art der Bürgerbeteiligung – abgesehen von der jüngsten Befragung zu den Querungen – läuft über Informationsveranstaltungen, bei denen interessierte Bürger Fragen stellen und Vorschläge einbringen können. Das gab es bereits zu Beginn des Projekts, als rund 1800 Anrainer bei Dialogveranstaltungen eingebunden wurden. Und das soll auch weiter so gehen.

Anfang April wird auf der Mariahilfer Straße eine „Infobox“ installiert, eine Anlaufstelle für Bürger, bei der es unter anderem „Sprechstunden“ mit Experten gibt. Daneben soll es auch „Proberäume“ geben: Temporär sollen kleine Abschnitte der Straße gesperrt werden, damit Interessierte Vorschläge für die Oberflächengestaltung machen und erleben können, wie der Raum auf einer verkehrsberuhigten Straße genutzt werden kann. Auch mit der Wirtschaftskammer sind Stadt Wien und die Vertreter der Bezirke noch in Kontakt – hier wird vor allem über Zufahrtsmöglichkeiten und Lieferzeiten verhandelt.

Allzu viel Zeit bleibt dafür aber nicht mehr: Der Testbetrieb mit einer komplett verkehrsberuhigten Mariahilfer Straße soll im Spätsommer anlaufen, und ab dem Frühjahr 2014 folgt der komplette Umbau der Mariahilfer Straße. Dann wird es, wie bereits erwähnt, so ähnlich werden wie auf der Favoritenstraße.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2013)

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