Was die Vaticani mögen: Ruhe, Gärten, Kunst und das alte verwinkelte Rom

Vatikan
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Wo können sich die Bewohner vor den Touristen verstecken, was mögen sie innerhalb und außerhalb der Mauern? Pater Hagenkord beichtet.

Die Presse: Gibt's einen Dresscode im Vatikan?

P. Bernd Hagenkord S. J.: Wenn man in die Peterskirche möchte, dann gelten die üblichen Dresscodes von bedeckten Schultern und bedeckten Beinen, ein Tuch reicht da aber völlig aus. Es geht um den Respekt vor dem religiösen Raum, es ist schließlich kein Museum. In den Vatikanischen Museen ist das schon ganz anders.

Ihre Lieblingorte im Vatikan, jahreszeitlich gesplittet?

Der Sender. Immer. Unser Funkhaus ist außerhalb der Mauern, aber wir haben immer noch die alten Sendergebäude, die in einem mittelalterlichen Turm an der höchsten Stelle des Vatikanhügels stehen. Von dort aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Gärten, auf die Peterskuppel und auf Rom. Und weil das für Besucher nicht zugänglich ist, hat man auch noch – was für Rom selten ist – seine Ruhe.

Was ist die  einsamste Ecke im Vatikan?


Siehe oben. Sonst gibt es noch den sogenannten Friedhof der Deutschen, also einen alten Pilgerfriedhof, der auch kleinen Besuchergruppen zugänglich ist. Er ist innerhalb der Mauern, aber noch nicht wirklich in den Gärten.

Und Ihre Lieblingsorte in Rom?

Je nach Jahreszeit verschieden: Mir gefallen die kleinen alten Plätze abseits des touristischen Betriebes. Das klingt nicht sonderlich originell, ist es vielleicht auch nicht, aber das sind nun einmal Orte, wo man „normal“ sitzen, essen, lesen kann. Das Viertel Testaccio ist nett, wenn man abends einmal weggehen will, oder Parione, wenn man das alte Rom mag und verwinkelte Gassen und dergleichen. Sonst schlendere ich gern einfach einmal so durch die Gegend, man entdeckt hier immer was Neues.

Ihr(e) Lieblingskunstwerk(e) in Rom?

Eindeutig die Caravaccios, die hier in Rom gleich in mehreren Kirchen hängen. Santa Maria del Popolo und San Luigi sind berühmt, dann gibt es aber auch ein wunderbares und etwas schräges Bild von ihm in San Agostino, gar nicht so weit weg von der Piazza Navona. Das ist immer wieder ein toller Anblick. Dann muss ich natürlich die Sistina nennen, die Sixtinische Kapelle. Für Feinschmecker empfehle ich auch die Villa Farnesina am Tiber, die nicht immer geöffnet ist, aber die innen zum Teil von Rafael ausgemalt ist. Ein wunderschönes Stück Prachtarchitektur.

Wo sind die besten spirituellen Andenken zu haben?

Das mit der Spiritualität ist so eine Sache: Das hängt von eigenen Erfahrungen und eigenen Zugängen zur Religion ab. Das mögen Ikonen sein, Rosenkränze etc. Allgemein ist natürlich um Sankt Peter herum alles zu haben, in allen Farben und Formen. Ich selbst suche und stöbere aber lieber durch meistens zufällig entdeckte Läden weiter weg, da kann man schöne Sachen finden.

Können auch Touristen im Hotel im Vatikan übernachten?

Nein, das ist weniger ein Hotel als vielmehr ein Gästehaus. Dort kann man nur als geladener Gast übernachten.

Geheimtipps – gibt's die?

Leider nicht mehr. Oder die sind so geheim, dass auch ich sie nicht kenne. Höchstens: die Ausgrabungen unter Sankt Peter. Die wenigsten Touristen machen das, da darf pro Tag auch nur eine ganz bestimmte Anzahl von Menschen hinein. Aber alle, die da unten waren, sind begeistert.

Von wo hat man die beste Sicht aufs Papstfenster am Petersplatz, wie lange im Voraus sollte man schon da sein?

Die beste Sicht hat man ganz einfach vom Petersplatz, direkt unter dem Fenster. Wenn man zu einem Angelusgebet am Sonntag um 12 Uhr kommt, reicht es, 15 Minuten davor da zu sein – der Platz ist nie ganz voll. Es sei denn, es ist gerade eine Papstmesse vorbei, aber das ist eine andere Situation.

Wird man den emeritierten Papst in seinem Kloster besuchen dürfen?


Wir normal Sterbliche sicherlich nicht, er hat entschieden, sich zurückzuziehen, das bezieht sich auch auf Gäste.

Gibt's Sehenswürdigkeiten mit Österreich-Bezug?

Der Friedhof der Deutschen und die Kirche Santa Maria dell'Anima sind für alle Deutsch sprechenden Rom-Besucher ein Bezug, dort ist die deutschsprachige Pfarrei untergebracht mit einem österreichischen Pfarrer.

Zur Person

P. Bernd Hagenkord S. J.
leitet seit 2009 die deutschsprachige Redaktion von Radio Vatikan. Der 45-jährige Jesuit, geboren in Ahlen in Nordrhein-Westfalen, schreibt den Radio-Vatikan-Blog. http://blog.radiovatikan.de/

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