Mailand, London, Paris: Die Welt ist nicht genug

So vielfältig die in London, Mailand und Paris gezeigten Modelle auch waren, eines ist gewiss: Der Winter 2013 kommt bestimmt.

Es war, das lässt sich wohl rückblickend auf den Modemarathon der letzten Wochen bemerken, in denen Haute Couture, Männermode und Damen-Prêt-à-Porter gezeigt wurden, eine Saison wie viele zuvor – und doch schien sich auch Neues anzukündigen.
Eine Begleiterscheinung, an der die luxuriösesten, teuersten und bekanntesten der Modehäuser (beziehungsweise ihre Gäste) gewiss niemals den Spaß verlieren werden, ist die große Inszenierung: Das erklärt sich von selbst, schließlich werden die kostspieligen Defilees mittlerweile eigentlich fast nur mehr als pompöse Werbeveranstaltungen aufgezogen, die über das Internet gleich in sämtliche modeaffinen Haushalte gestreamt werden. Das ist mittlerweile Usus, und selbst wenn manche „Insider“ noch immer über die Sinnhaftigkeit dieser Vorgangsweise diskutieren, ist daran wohl nicht mehr zu rütteln.

Zu den genannten Inszenierungskünsten gehört dann auch, dass auf manchen Laufstegen Livebands aufspielen dürfen: Bei Burberry Prorsum wurde etwa von den Sixties inspirierte Mode gezeigt, während Brit-Award-Gewinner Tom Odell seinen neuesten Hit im Hintergrund performte, und bei Givenchy zeigte Riccardo Tisci Folklore-Looks als Ouvertüre zu einem Privatkonzert von Anthony and the Johnsons. Diese Mischung aus Modeschau und Konzert erinnert zwar immer vage an üppige Bankette in barocken Königsschlössern (wo unbeachtet und ungehört die berühmtesten Hofkomponisten auffideln durften), aber sei’s drum. Daneben eignen sich die Defilees natürlich auch für synästhetische, an alle Sinne appellierende Kunstgriffe: Tom Ford nutzte in London etwa die Gelegenheit, seinen letzten Herrenduft zu bewerben, wobei das Servicepersonal als üppig besprühte Duftspender-Armada fungieren durfte. 

Einmal um den Globus. Auch in Mailand wurde selbstverständlich nicht wenig an Aufwand betrieben: Miuccia Prada ließ sich ihre Showbühne wieder von Rem Koolhaas zimmern, Giorgio Armani zeigte seine Herbstkollektion am Tag nach der Oscar-Verleihung (wo Jessica Chastain und Naomi Watts als Armani-Satelliten gedient hatten), und für Gucci betrat Designerin Frida Giannini wenige Tage vor Geburt ihrer ersten Tochter Greta noch einmal den Laufsteg (der Vater ist übrigens Gucci-Präsident Patrizio di Marco, so viel zum Thema „Work-Life-Balance“).

In Paris freilich, wohin das – zu diesem Zeitpunkt bereits etwas erschöpfte – Modevolk anschließend zog, gerieten einige Selbstverständlichkeiten ins Wanken: An erster Stelle ist hier die Allmachtstellung der Fédération française du Prêt-à-Porter zu nennen, die üblicherweise in allen wichtigen Angelegenheiten (besonders aber in der Planung des Showkalenders) das letzte Wort behält. Ein amerikanischer Showroom-Betreiber, Made, mietete aber erstmals ein altes Adelspalais und bot relativ unbekannten Labels die Möglichkeit, dort nach dem aus Berlin und New York bekannten Modezelt-Prinzip zu defilieren. In seiner ersten Saison war Made freilich noch keine Bedrohung für den Kalender der Fédération – der Zustrom von Journalisten und Einkäufern wurde aber von den Entscheidungsträgern in Paris zweifellos genau beobachtet. 
Einen weiteren etwas unüblichen Auftritt lieferte H&M in Paris – die schwedische Marke bespielte nämlich zur Freude ganzer Modeblogger-Scharen ebenfalls ein Palais mit erschwinglichen Entwürfen.

Unter den etablierten Maisons glänzte wie immer Chanel mit einer aufwendigen „Mise en scène“ – Herr Lagerfeld hatte einen Globus in das Grand Palais hieven lassen, den langbeinige Models umstelzen durften. Marc Jacobs ging für Louis Vuitton auf Kuschelkurs mit der Klientel des Hauses: Ein Hotelkorridor-Bühnenbild diente als Hintergrund der Show, gezeigt wurden unter anderem Seidenpyjamas und Negligés unter wärmenden Wintermänteln: Gegensätzliches, harmonisch vereint.

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