Die „Möhspeis“ kommt wieder

Mamis Möhspeis
Mamis MöhspeisDie Presse
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Mamis Möhspeis in Wien Margareten bietet hausgemachte Mehlspeisen, die im Burgenland gebacken werden. Nach Mamas Rezept.

Der Cupcake-Verweigerer dürfte sich in Wien schon länger umzingelt fühlen. Von kleinen Konditoreien bis hin zu den Bäckereiketten haben so viele auf den kleinen Kuchen mit der lukullischen Glasurhaube gesetzt, dass innerhalb kürzester Zeit die amerikanische Minitorte fast zum Wiener Mehlspeisuniversum dazugehört hat. Aber eben nur fast.

Und zur Ehrenrettung des Apfelstrudels, jetzt einmal überspitzt ausgedrückt, ist seit Kurzem auch Daniela Sattler eingesprungen (zuvor haben ja z.B. die Gebrüder Stitch zusätzlich zu ihren Nähstunden die „Vollpension“ etabliert, wo es Tante Mirlis Apfelstrudel gibt): Die PR-Beraterin hat im fünften Gemeindebezirk das Café Mamis Möhspeis eröffnet. Möhspeis steht für Mehlspeise – ja, es gebe durchaus Kunden, die sich erkundigen würden, was denn dieses Möh sei, erzählt Sattler. Das wiederum hat weniger mit einer etwaigen Entfremdung der Wiener von ihren traditionellen Mehlspeisen zu tun, sondern mit dem burgenländischen Dialekt.

Sattler und ihr Partner – mit ihm betreibt sie das Lokal – kommen also aus dem Burgenland, so auch die Mama, die dem neuen Café den Namen und die Rezepte zugeliefert hat. „Wir haben auch überlegt, ob wir Cupcakes verkaufen sollen“, sagt die Betreiberin. Sie hätten sich aber dagegen entschieden, denn in Wien „fehle das Gute, Hausgemachte“, das trotzdem modern – will heißen, in modernem Ambiente und die Speisen modern interpretiert – serviert werde. Das Café selbst ist daher schlicht gehalten (die Farben Grün und Weiß dominieren, es ist wie in einem Wohnzimmer – nur aufgeräumt), das Gegenteil von schlicht sind dafür der Gugelhupf und die Schokotorte.

Die Kuchen werden von einem Konditor im Burgenland gebacken, die Mama experimentiert mit. Statt Marmorgugelhupf kann es auch einmal ein Feigen-Topfengugelhupf sein, die Kardinalschnitten werden ebenfalls ein bisschen „aufgepeppt“, so Sattler – sie werden allerdings nicht bis zur Unkenntlichkeit verändert. Mit der Standortwahl ist Sattler auch zufrieden. Auch wenn die nahe gelegene Reinprechtsdorfer Straße kein Wiener Schmuckstück ist, die ebenfalls nahe Margaretenstraße und der Naschmarkt sind sehr wohl als jung-urbane Gegend herzeigbar.

Seit der Eröffnung im März habe sie recht viel Resonanz bekommen, so Sattler; die Reaktionen reichen von „Endlich burgenländische Spezialitäten in Wien“ bis hin zu „Woher haben Sie diesen Couchtisch?“ Ein anderer Kunde wollte gar den von Sattler neu gekauften Spiegel an der Wand kaufen, immerhin aber würden sich die Innenarchitektur-Beflissenen auch für die Mehlspeisen interessieren. Die Idee, ein Café zu eröffnen, kam Sattler und ihrem Partner übrigens auf ganz unspektakuläre Weise. ,Die Mehlspeisen von der Mama sind so gut, die könnte man eigentlich auch verkaufen‘, dachte man sich eines Tages. Und die Idee wurde weitergesponnen, in der Schönbrunner Straße befindet sich nun also die Cupcake-freie Zone Wiens. Dass es hier trotzdem Brownies zu kaufen gibt, das ist eine andere Geschichte. Brownies haben es schließlich vor den Cupcakes bis nach Wien geschafft.

Auf einen Blick

Mamis Möhspeis. Die PR-Beraterin Daniela Sattler hat in der Schönbrunner Straße 72, Wien Margareten, ein Café eröffnet und bietet hausgemachte Mehlspeisen an. Gebacken werden diese von einem Konditor im Burgenland, die Rezepte stammen von der Mama, wobei sie bisweilen auch „aufgepeppt“ werden (z. B. Feigen-Topfengugelhupf).
Mo–Do: 9 bis 19 Uhr, Fr: 9 bis 16 Uhr. Tel.: 0680/112 50 60,
www.mamis-moehspeis.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2013)

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