Zwischentöne

Dichter W. H. Auden hat verräterische Abdrücke hinterlassen

Die Literaturwissenschaft freut sich über Spuren, die eine Schreibmaschine hinterlassen hat. Entdeckt sie bald auch unbekannte Gedichte?

Es ist eine Art Hommage zum 50. Todestag geworden. 1973 starb der englische Dichter Wystan Hugh Auden 65-jährig in Wien. Er war einer der bedeutendsten Sprachkünstler des 20. Jahrhunderts, einer, der die Möglichkeiten der Poesie fantasievoll in neue Bedeutungs- und Ahnungsregionen weitete. Wie die jüngere Ingeborg Bachmann, die übrigens wenige Wochen nach Auden ihren tragischen Feuertod sterben musste, war er einer der Zeugen für die Fragwürdigkeit von Theodor Adornos These, dass „nach Auschwitz kein Gedicht mehr möglich“ sein sollte.

Nun berichtet unsere Akademie der Wissenschaften von einem „Sensationsfund“ im Nachlass Audens, genauer in seinem Briefwechsel mit der Schriftstellerin Stella Musulin, der gerade ediert wird. Auf zwei Blättern fanden sich Eindrucksspuren von Schreibmaschinhämmerchen, die nun von der TU Wien digital ausgewertet wurden. Offenbar lagen die später zum Briefpapier mutierten Blätter beim Tippen unter jenen, die Auden für seinen Entwurf zum Gedicht „Epithalamium“ verwendete. Dieses Hochzeitsgedicht war der Nichte des Dichters gewidmet. Die rekonstruierten Abdrücke dokumentieren offenbar eine frühe Version der Verse, die Auden noch bearbeitet hat.

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