Syrien: Wie der Iran Assad auf die Siegerstraße bringt

Iran Assad Syrien.
Iran Assad Syrien.(c) REUTERS (HANDOUT)
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Der Iran und Libanons Schiiten-Miliz Hisbollah haben der Offensive der syrischen Regimetruppen Schwung verliehen. Kurz vor möglichen Friedensgesprächen spürt Machthaber Assad Aufwind.

Die Kritik des britischen Außenministers war deutlich. Der Iran und die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah greifen immer stärker in den Konflikt in Syrien ein, klagte William Hague am Mittwoch zum Auftakt des Treffens der „Freunde Syriens“ in Jordaniens Hauptstadt Amman. Das würde sich nicht nur auf Syrien, sondern auf die gesamte Region negativ auswirken. Die Gruppe der „Freunde Syriens“, der die wichtigsten westlichen Länder sowie die arabischen Golfstaaten angehören, berieten am Mittwoch über eine Syrien-Friedenskonferenz, mit der noch im Juni ein Ausweg aus der verfahrenen Lage gefunden werden soll. Die Diskussionen darüber fallen just in eine Zeit, in der Syriens Machthaber Bashar al-Assad auf dem Schlachtfeld wieder Oberwasser zu gewinnen scheint.

Die Erfolge seiner Armee sind ohne Beteiligung der libanesischen Hisbollah nicht denkbar. Elitetruppen der schiitischen Miliz kämpfen seit Jänner Seite an Seite mit Assads Armee in Städten wie Qusair und Daraa. Die Hisbollah ist im Straßenkampf erfahren – ein entscheidendes Element, das den regulären syrischen Truppen bisher fehlte.

Mehr als 20 Mann soll die Hisbollah allein am vergangenen Wochenende verloren haben. Das zeigt, dass sie an vorderster Front kämpft. Sehr wahrscheinlich sind auch schiitische Milizen aus dem Irak beteiligt: Mindestens 500 Mann sollen von Asaib Ahl al-Hak und Katib Hisbollah in Syrien sein, die vom Iran militärisch ausgerüstet worden sind. Die Koordination übernehmen Offiziere der al-Quds-Eliteeinheiten der iranischen Revolutionären Garden. Für den Iran ist das von Assad beherrschte Syrien die Brücke zu seinem Verbündeten Hisbollah im Libanon. Die Hisbollah verschafft Teheran direkten Einfluss in der Region. Assads Sturz würde die Verbindung zur Hisbollah kappen.

Laut einem neuen Papier des Institute for the Study of War (ISW) hilft Teheran Syriens Regime auf verschiedenen Ebenen:
•Militärische Beratung. Irans al-Quds-Einheiten, Sicherheitsdienste und Einheiten der regulären iranischen Landstreitkräfte beraten und trainieren Assads Truppen im Kampf gegen die Rebellen. Dabei greifen sie offenbar auch auf Erfahrungen aus dem Irak zurück. Federführend dabei sind die al-Quds-Truppen. Dass auch hohe iranische Offiziere in Syrien im Einsatz sind, zeigte sich im Februar: Al-Quds-Brigadegeneral Hassan Shateri wurde außerhalb von Damaskus getötet.Er war in der Vergangenheit bereits im Libanon und im Irak aktiv gewesen.
•Geheimpolizei. Verschiedenste iranische Sicherheitsdienste sind offenbar bereits seit Beginn der Demonstrationen gegen Assad 2011 in Syrien aktiv. Spezialisten des iranischen Innenministeriums berieten Syriens Sicherheitskräfte bei der Niederschlagung von Straßenprotesten. Zudem lieferte Teheran Technologie zur Internetüberwachung, zur Störung feindlichen Funkverkehrs und unbemannte Aufklärungsdrohnen.


•Nachschub. Zunächst lieferte Teheran Nachschub auf dem Landweg über den Irak. Nachdem drei von vier dafür infrage kommende Grenzübergänge im Juni 2012 wegen der Rebellenaktivitäten nicht mehr sicher waren, verlegte sich der Iran vor allem auf Lufttransport. Militärtransporter vom Typ Ilyushin-76,aber auch Maschinen ziviler iranischer Fluglinien schaffen Ausrüstung und iranisches Personal herbei.

Assads Ass bei Verhandlungen

Am Mittwoch wurde bekannt, dass auch der deutsche Bundesnachrichtendienst BND ein Erstarken der syrischen Regierungstruppen feststellt. Demnach revidiert der BND eine frühere Prognose, wonach der Sturz des Assad-Regimes nur noch eine Frage der Zeit sei. Das syrische Militär sei so stark wie seit Langem nicht mehr, die Aufständischen wegen ihrer internen Zerstrittenheit und der ausländischen Hilfe für Assad unter Druck.

Die derzeit laufende Offensive der syrischen Armee könnte die seit einem Jahr bestehende militärische Pattsituation zugunsten des Regimes verändern. Das wäre ein entscheidendes Ass bei den anstehenden Friedensverhandlungen, wie Assad selbst einer Delegation libanesischer Politikern in Damaskus versichert haben soll. „Das Schlachtfeld entscheidet, wer eine starke Position bei Verhandlungen hat“, soll der Präsident gesagt und hinzugefügt haben: „Amerika ist pragmatisch. Wenn sie sehen, dass sie verloren haben und das Regime der Gewinner ist, werden sie sich dieser Faktenlage anpassen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2013)

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