Raiffeisen: Banker Stepic tritt zurück

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Raiffeisen-International-Chef Herbert Stepic stolpert über einen Immobiliendeal, der über zwei Offshore-Firmen lief. Ein Nachfolger dürfte rasch bestimmt werden.

Der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen Bank International (RBI), Herbert Stepic, legt alle seine Funktionen innerhalb der Bank zurück. Er verteidigte aber den umstrittenen Immobilienkauf weiterhin. Es handle sich bei den beiden eingeschalteten Firmen nicht um Offshore-Konstruktionen, beteuerte er erneut. "Aus Verantwortung und Verbindung zu meiner Organisation biete ich aber alle meine Funktionen an. Unter Umständen, die ich mir anders vorgestellt hatte, aber im Bewusstsein, das Beste gegeben zu haben", sagte Stepic am Freitag in Wien.

Stepic hat zu den beiden Offshore-Firmen, die in seinen Augen allerdings keine sind, knapp verlautet, dass es sich bei diesen "um private Veranlagungen der Jahre 2006 und 2008" handle. "Die aktuellen Fragen dazu resultieren aus Informationen aus dem Offshore-Leaks Pool", erklärte der scheidende RBI-Chef. "Die Investitionen sind erstens aus in Österreich versteuerten Geldern und Einkünften erfolgt und zweitens handelt es sich um Invests in echte Immobilien in Fernost."

Entscheidung über Nachfolge am Montag

Einen Nachfolger nannte Stepic, der einen Abgesang auf seine 40 Jahre bei Raiffeisen hielt, noch nicht. Er gehe, weil er wisse, wie emotional nun debattiert werde und er Schaden "aus Verantwortung zu Raiffeisen" verhindern wolle. Nach seiner Stellungnahme verließ er ohne die Möglichkeit für Journalisten, Fragen zu stellen, den Raum. Nach APA-Informationen dürfte sein Nachfolger erst in der kommenden Woche präsentiert werden. Bis ein Nachfolger gefunden ist, führt Stepic die Geschäfte der RBI weiter, was aber nicht lange dauern sollte..

Denn mit dem Rücktrittsangebot von Stepic wird sich zuerst das vierköpfige Aufsichtsratspräsidium, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Walter Rothensteiner und die Landeschefs Erwin Hameseder, Heinrich Schaller und Markus Mair angehören, umgehend befassen und die weiteren Schritte beraten. Dann wird der komplette Aufsichtsrat, dem weitere sechs Personen angehören, dem formaljuristsich die finale Entscheidung zusteht. Der Personalausschuss zur Findung eines Nachfolgers soll nach APA-Informationen am Montag zusammentreten.  Der Aufsichtsrat beschließt auf dieser Basis die Postenbesetzung. Alle notwendigen Entscheidungen werden von den Raiffeisen-Gremien "zeitnah" getroffen, sagte RBI-Pressesprecherin Ingrid Krenn-Ditz.

Am Dienstag stehen zudem die Ergebnisse zum ersten Quartal 2013 an. Diese wird vermutlich Stepics Stellvertreter, Karl Sevelda, präsentieren. Sevelda könnte auch den Vorstandsvorsitz, zumindest vorübergehend, übernehmen, vermutet Günther Hohberger, der für die RBI zuständige Analyst der Erste Group. Dieser hatte an der Wiener Börse eine noch stärkere Marktreaktion auf den angekündigten Rücktritt von Stepic erwartet. "Die RBI-Aktien war bis zu 3,3 Prozent im Minus" - weniger als gedacht, sagte Hohberger. Aktuell notieren die RBI-Scheine noch 1,7 Prozent tiefer.

Die Analysten der US-Großbank Citigroup gehen davon aus, dass der Nachfolger für Stepic aus den eigenen Reihen der Bank kommen wird. "Wir glauben, interne Kandidaten vom aktuellen Vorstand dürften die erste Adresse sein", heißt es in einer Reaktion der Analysten auf den Rücktritt Stepics.

Architekt der Ostexpansion

Der 66-jährige Stepic, "Trend"-Mann des Jahres und "European Banker of the Year", gilt als Architekt und Motor der Ostexpansion der RBI und hat Raiffeisen zu "einer führenden Bank in zentral- und Osteuropa und zu einer anerkannten Marke in der internationalen Finanzwelt gemacht", wie ihn Rothensteiner anlässlich eines Geburtstages feierte.

Stepic bezeichnete die RBI unter anderem als "erfolgreichste Überwinderin der Krise seit 2008" und betonte ihre "Pionierrolle im Transformationsprozess in Osteuropa". Er selbst sei "oft an Grenzen gegangen, auch physisch. Seit 30 Jahren habe ich mindestens einen 14-Stunden-Arbeitstag." Über die Jahre habe er "Gott sei Dank Erfolg gehabt", bemühte sich Stepic um einen Abschied von Raiffeisen im Guten.

Nicht der erste zweifelhafte Deal

Stepic war in die Kritik geraten, weil er drei Wohnungen in Singapur über zwei Offshore-Firmen gekauft und den Deal nicht seinen Gremien mitgeteilt hatte (>>>mehr dazu...). Die FMA wird prüfen, auch OeNB-Chef Ewald Nowotny will sich das Geschäft anschauen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Stepic mit Immobiliengeschäften für Unruhe sorgt: Erst vor Kurzem ist ein ebenfalls offshore abgewickelter Immobiliendeal in Serbien ins Visier der Finanzmarktaufsicht geraten. Eine Gruppe um Stepic hatte diesen Deal mit einem Kredit der Hypo Alpe Adria finanziert, diesen aber nie zurückgezahlt. Das FMA-Verfahren wurde aber eingestellt, weil Stepic belegen konnte, dass er schon in einer relativ frühen Phase aus dem Deal ausgeschieden sei. Hypo-intern laufen die Ermittlungen laut "Standard" aber weiter.

Für Wirbel sorgte heuer auch sein Gehalt: Er zahlte zwei von fast fünf Millionen Euro zurück, die er vor allem wegen Cash-Zuteilungen aus einem Aktienoptionprogramm für 2012 als Gesamtbezug kassiert hätte (>>>mehr dazu).

Auf einen Blick

Die Raiffeisen Bank International AG (RBI) beschäftigt 60.000 Mitarbeiter in 17 Ländern mit 30.000 Geschäftsstellen in Zentral- und Osteuropa. Mutterkonzern ist die Raiffeisen Zentralbank über ihre 100-Prozent-Tochter Raiffeisen International Beteiligungs GmbH, die an der RBI 78,5 Prozent hält; der Rest befindet sich im Streubesitz.
Ab 2010 war Herbert Stepic Vorstandsvorsitzender RBI, die aus der RZB und der damaligen Osteuropa-Bank Raiffeisen International (RI) entstanden ist. Die RI, deren Vorstandsvorsitzender er seit 2001 war, hatte Stepic 2005 erfolgreich an die Börse gebracht.

(APA/Red.)

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