Der Mammutprozess gegen den 25-jährigen Soldaten Manning hat begonnen.
Er gestand, Wikileaks mit Geheimmaterial beliefert zu haben. Den Vorwurf, wissentlich al-Qaida geholfen zu haben, bestreitet er.
Vor einem Militärgericht nahe Washington hat der Prozess um den größten Geheimnisverrat in der US-Geschichte begonnen. Der 25-jährige Soldat Bradley Manning bestätigte bei der Eröffnungssitzung auf dem Stützpunkt Fort Meade, dass er sich wegen der Weitergabe geheimer Informationen an die Enthüllungs-Webseite Wikileaks in zehn minderschweren Anklagepunkten schuldig bekennen wolle. Den Hauptvorwurf der Feindesunterstützung wies der Obergefreite erneut zurück.
Manning wird beschuldigt, zwischen November 2009 und Mai 2010 etwa 700.000 militärische Dokumente und diplomatische Depeschen an Wikileaks weitergeleitet zu haben. Dafür werden ihm insgesamt 21 Anklagepunkte zur Last gelegt. Der Mammutprozess, bei dem Hunderte Zeugen aussagen sollen, ist auf zwölf Wochen angesetzt. Bei einer Verurteilung droht dem Soldaten im schlimmsten Fall eine lebenslange Haftstrafe.
Manning gestand am Montag eine Schuld für den unerlaubten Besitz und die vorsätzliche Weitergabe von Geheimdokumenten ein. Alleine für diese Vergehen könnte der Soldat 20 Jahre ins Gefängnis geschickt werden. Erneut wies er die Spionagevorwürfe zurück und bestritt, mit den durchgesickerten Informationen wissentlich US-Feinden wie dem Terrornetzwerk al-Qaida geholfen zu haben.
Verwertete Bin Laden Informationen?
Staatsanwalt Joe Morrow sagte in seinem einstündigen Eröffnungsplädoyer dagegen, dass sich Manning sehr wohl über die Konsequenzen im Klaren gewesen sei. Der Soldat habe gewusst, dass Al-Kaida Zugriff auf Wikileaks habe. Die Anklage will unter anderem einen der Elitesoldaten in den Zeugenstand rufen, die im Mai 2011 Al-Kaida-Chef Osama bin Laden in seinem pakistanischen Versteck töteten. Dessen Aussage werde zeigen, dass Bin Laden von Manning gelieferte Informationen über Afghanistan verwertet habe, sagte Morrow.
Mannings Anwalt David Coombs beschrieb seinen Mandanten als "jungen und naiven" Idealisten. Der Obergefreite habe seine Haltung zum Irakkrieg geändert, als er während seines Einsatzes die Explosion eines Autos voller Zivilisten durch einen versteckten Sprengsatz miterlebt habe. Außerdem habe der schwule Manning unter einem Gewissenskonflikt gelitten, weil er seine sexuelle Orientierung nach den Regeln der Armee geheimhalten musste.
"Die nicht sichtbare Realität"
Manning war im Mai 2010 auf seinem Stützpunkt in der Nähe der irakischen Hauptstadt Bagdad festgenommen worden. Nach seiner Anklage Anfang 2012 schwieg der Soldat die meiste Zeit des Vorverfahrens. Ende Februar meldete er sich dann erstmals zu Wort und räumte die Weitergabe vertraulicher Informationen ein. Die Geheimdokumente stünden für "die nicht sichtbare Realität der Konflikte im Irak und in Afghanistan", erklärte der Angeklagte sein Handeln. Er habe geglaubt, eine Debatte über "Außenpolitik und den Krieg allgemein" auslösen zu können.
(APA/AFP)