Dem Programm aus dem Jahr 2010 seien allzu optimistische Annahmen zur Entwicklung des Land zugrunde gelegt worden, heißt es in einem Bericht.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat am Mittwoch Fehler beim ersten Hilfspaket für Griechenland eingeräumt. Dem Programm aus dem Jahr 2010 seien allzu optimistische Annahmen zur Entwicklung der griechischen Staatsschulden und zur Umsetzung von Reformen in dem Land zugrunde gelegt worden, hieß es in einem Bericht über das damalige Vorgehen.
Zwischen den Vorhersagen zum griechischen Schuldenberg und der Realität gebe es einen "sehr großen" Unterschied. Zudem sei bereits für 2012 ein Wirtschaftswachstum erwartet worden, hieß es in dem Bericht. Tatsächlich befindet sich Griechenland 2013 wie in den vorangegangenen fünf Jahren in einer Rezession.
Kritik an Zusammenarbeit in der Troika
Kritisiert wird in dem IWF-Bericht auch die Zusammenarbeit mit der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Troika. Es habe Probleme bei der Koordination und unterschiedliche Ziele gegeben. Zudem habe man die eigenen Standards verletzt, berichtet "Spiegel Online": Das Rettungspaket sei gemessen an der Wirtschaftsleistung des Landes viel zu groß gewesen. Allerdings seien die Hilfen dringend notwendig gewesen, weshalb die Bedenken bezüglich der Schuldentragfähigkeit untergeordnet wurden.
Das Hilfsprogramm habe "bedeutende Misserfolge" verzeichnet, urteilte der IWF. So sei das Vertrauen der Märkte in Griechenland nicht zurückgekehrt und aus dem Bankensystem seien 30 Prozent der Spareinlagen abgezogen worden. Die Wirtschaft schließlich habe "eine viel tiefere Rezession als erwartet" erlebt mit "außergewöhnlich hoher Arbeitslosigkeit".
EU-Kommission sieht keine Fehler
Das erste Hilfsprogramm für Griechenland hatte Notkredite in Höhe von 110 Milliarden Euro enthalten. Diese reichten jedoch angesichts der desolaten Lage des Landes nicht aus, im November 2012 wurde ein zweites Hilfspaket geschnürt. Weitere Kredite von 165 Milliarden Euro wurden zugesagt. Zudem verzichteten Privatgläubiger auf rund 107 Milliarden Euro ihrer Forderungen. Für beide Hilfsprogramme sagte Athen Reformen und Kürzungen bei den Staatsausgaben zu.
Die EU-Kommission sieht im Gegensatz zum IWF keine Fehler bei den Griechenland-Hilfsprogrammen. 2010 sei es darum gegangen, dass Griechenland in der Eurozone bleibe. Ein Austritt hätte verheerende Folgen gehabt, erklärte der Sprecher von Wirtschaftskommissar Olli Rehn am Donnerstag in Brüssel. Die Kommission teile überhaupt nicht die Meinung, dass zu wenig für eine Restrukturierung getan worden sei. Die Brüsseler Behörde sei sogar ein treibender Faktor in diesem Bereich gewesen.
Athen begrüßt IWF-Eingeständnis
Athen hat das IWF-Eingeständnis übrigens begrüßt. "Der Bericht ist objektiv und ist uns willkommen", sagte der griechische Finanzminister Ioannis Stournaras der Athener Zeitung "Kathimerini" am Donnerstag. Der Bericht gebe "allen die Chance, ihre Fehler zu erkennen, damit sie nicht wiederholt werden".
(APA/AFP)