Der ÖVP-Vorschlag für künftige Lehrer stößt auch intern auf Einwände, die SPÖ und deren Schulministerin sind verwirrt.
Wien/J.n. Eine offizielle Reaktion der SPÖ-Unterrichtsministerin gab es auch gestern – einen Tag nach der Präsentation des ÖVP-Modells zum neuen Lehrerdienstrecht – nicht. Nur so viel: Erfreut sei man vom Alleingang der ÖVP nicht. Außerdem seien auch nach eingehender Durchsicht des Sechspunkteprogramms der ÖVP noch viele Fragen offen. Deshalb wird die SPÖ einen Fragenkatalog mit exakt 40 Fragen an die zuständigen ÖVP-Minister schicken.
Gefragt wird dabei etwa, wie hoch die Endgehälter der Pflichtschullehrer sein sollen. Oder wie viele Stunden die Lehrer laut ÖVP-Modell wöchentlich in der Schule verbringen müssen.
Große Reform „nicht mehr umsetzbar“
Auch in der ÖVP selbst ist das Modell nicht ganz unumstritten. Die Vorlage des neuen Papiers ändere nichts daran, dass es für einen Beschluss noch in dieser Legislaturperiode ohnedies bereits zu spät sei, sagt Katharina Cortolezis-Schlager, die Wissenschaftssprecherin der ÖVP, zur „Presse“.
Die Koalitionspartner sollten sich auf das Machbare konzentrieren. Dementsprechend brauche es vorerst keine grundlegende Reform des Lehrerdienstrechts, sondern lediglich eine Gesetzesnovelle, sagt Cortolezis-Schlager. Durch eine solche Novelle sollten nur jene angehenden Lehrer ein neues Dienstrecht erhalten, die derzeit in Ausbildung sind und noch vor dem Schuljahr 2018/19 in den Lehrerdienst eintreten. Sie werden nämlich noch nach dem alten Lehrerbildungssystem ausgebildet.
Allen anderen angehenden Pädagogen würde bereits die neue und teils hochwertigere Lehrerausbildung zuteil. Diese müssten dann auch anders – also besser – entlohnt werden, so die ÖVP-Politikerin.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2013)