Sobald die neue Ausbildung schlagend werde, sei eine unterschiedliche Bezahlung nach Lehrertyp eine evidente Ungleichbehandlung, so Experte Schilcher.
Wien/Beba. Es sei eine Beleidigung aller 65.000 Pflichtschullehrer: Gemeinsam zerpflückten Grünen-Bildungssprecher Harald Walser, der rote Gewerkschafter Thomas Bulant, Volksbegehren-Initiator Hannes Androsch sowie der schwarze Bildungsexperte Bernd Schilcher gestern, Freitag, das ÖVP-Modell für ein neues Lehrerdienstrecht.
Einer der größten Kritikpunkte: Das Konzept sieht – im Gegensatz zum Regierungsvorschlag – weiterhin unterschiedliche Gehaltskurven für die einzelnen Lehrertypen vor. Es sei „inakzeptabel“, dass die Pflichtschullehrer auch künftig die höchste Unterrichtsverpflichtung – und das niedrigste Lebenseinkommen – haben sollen, so Bulant.
Für Schilcher ist der Ansatz ein Rückfall in ständisches Denken. Der Jus-Professor hält unterschiedliche Gehaltsschemata für Pflichtschullehrer und AHS- bzw. BMHS-Lehrer sogar für verfassungswidrig – jedenfalls, sobald die beschlossene neue Lehrerausbildung schlagend werde. Denn dann werden alle Pädagogen auf demselben Niveau ausgebildet. Unterschiedlich hohe Gehälter für die einzelnen Lehrertypen würden dann eine evidente Ungleichbehandlung darstellen, so Schilcher.
Lob für Präsenzmodell
Immerhin einen Punkt des ÖVP-Ansatzes begrüßten die Kritiker: dass mit dem „Stundenzählen“ aufgehört und die Anwesenheitszeit der Lehrer an Schulen festgelegt werden sollte, wie dies in 19 der 35 OECD-Länder der Fall sei. Walser legte Zahlen auf den Tisch: Ihm schwebt eine Kernzeit in der Schule von neun bis 15 Uhr vor.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2013)