Die verschiedenen Modelle zum Lehrerdienstrecht

Der Regierungsentwurf, das ÖVP-Modell und das "norwegische Modell" von Wissenschaftsminister Töchterle im Detail.

Je länger die Verhandlungen über ein neues Lehrerdienstrecht dauern, desto mehr Modelle über die von Lehrern zu leistenden Unterrichts-, Anwesenheits- oder Arbeitszeiten schwirren herum. Im Anschluss ein Überblick über den Status Quo, den Regierungsvorschlag für ein neues Dienstrecht, die Eckpunkte des ÖVP-Modells sowie des von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) als Ergänzung ins Spiel gebrachten "norwegischen Modells".

Derzeit gelten für Bundeslehrer (AHS, BMHS) und Landeslehrer (Pflichtschulen) unterschiedliche Dienstrechte. Bundeslehrer haben dabei grundsätzlich eine Lehrverpflichtung von 20 Stunden pro Woche, wobei aber etwa Schularbeitsfächer höher bewertet werden und de facto zu einer niedrigeren Stundenbelastung führen, Fächer wie Turnen oder Musikerziehung zu einer höheren. Die Bandbereite reicht dabei von ca. 18 bis im Extremfall 24 Stunden. Tätigkeiten wie Vorbereitung, Korrekturarbeiten, Fortbildung usw. werden nicht näher geregelt und sind quasi inkludiert.

Pflichtschullehrern wird in ihrem Dienstrecht dagegen eine Jahresarbeitszeit von 1776 Stunden vorgegeben, die sich zahlenmäßig auf drei Töpfe (Unterricht, Vor-/Nachbereitung, Sonstiges) verteilen. "Umgerechnet" auf Wochen-Unterrichtsstunden entspricht dies etwa 20 bis 22 Stunden. Für Bundeslehrer und Pflichtschullehrer gibt es zwei unterschiedliche Gehaltstabellen. Erstere steigen mit ca. 2200 Euro brutto pro Monat ein und kommen auf ein Endgehalt von rund 5100 Euro, letztere beginnen mit rund 2000 Euro und verdienen am Ende ihrer Laufbahn rund 4500 Euro.

Der Regierungsvorschlag

Der Regierungsvorschlag orientiert sich von der Systematik am Bundeslehrer-Modell und sieht eine einheitliche Unterrichtsverpflichtung von 24 Stunden für alle Lehrer vor. Unterschiedliche Belastungen in den einzelnen Fächern führen also nicht zu unterschiedlichen Stundenverpflichtungen, sondern werden durch Gehaltszulagen abgegolten: Je nach Fach und Klassenstufe gibt es Zulagen von null bis im Höchstfall mehr als 800 Euro pro Monat. Der "Klassiker" Deutsch und Geschichte würde etwa (je zur Hälfte in Unterstufe und Oberstufe unterrichtet) für AHS-Lehrer eine Zulage von knapp 450 Euro pro Monat bringen. Das Grundgehalt würde für alle Lehrer einheitlich bei anfangs rund 2.400 Euro liegen und am Ende der Laufbahn bis zu 4.330 Euro betragen.

Das ÖVP-Modell

Das ÖVP-Modell würde beim Thema Arbeitszeit Neuland betreten: Damit würde nämlich eine Anwesenheitspflicht der Lehrer am Schulstandort festgeschrieben - Spindelegger nannte zuletzt 26 Stunden pro Woche. Das wäre (je nach Fach und Schultyp) de facto zwei bis acht Stunden mehr als die derzeitige Unterrichtsverpflichtung, die auch de facto eine Mindest-Anwesenheitsverpflichtung darstellt (weil der Lehrer ja in der Schule unterrichten muss). Wie viel der Präsenzzeit an der Schule künftig auf den Unterricht entfallen soll, darüber schweigt sich das ÖVP-Modell aus. Das Einstiegsgehalt soll wie im Regierungsvorschlag rund 2.400 Euro betragen, dann sollen Bundes- und Landeslehrer wie bisher unterschiedliche Gehaltskurven haben.

Das Norwegische Modell

Das von Töchterle als Ergänzung ins Spiel gebrachte "norwegische Modell" verlagert viele Entscheidungen in die Autonomie der Schulen und setzt weder auf eine Unterrichts- noch auf eine Anwesenheitsverpflichtung. Stattdessen wird in Norwegen die Jahresarbeitszeit (1687,5 Stunden) der Lehrer in von der Schule fixierte und flexible Lehrerarbeitszeit eingeteilt.

Zur von der Schule fixierten Zeit gehören neben dem Unterricht auch alle Aufgaben, die vom Standort festgelegt werden, aber nicht zwingend an der Schule erledigt werden müssen (z.B. Schulskikurs, Sprachwoche etc.). In der Volksschule fallen etwa 1300 Stunden in diese Gruppe, in der Sekundarstufe I (entspricht Hauptschule, Neue Mittelschule, AHS-Unterstufe) 1225 Stunden und in der Sekundarstufe II (entspricht AHS-Oberstufe, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) 1150 Stunden.

Die flexible Arbeitszeit wiederum umfasst die wirklich autonom vom Lehrer zu verwendende Zeit, etwa für Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, die auch an der Schule verbracht werden kann (Volksschule: 387,5 Stunden, Sekundarstufe I: 462,5 Stunden, Sekundarstufe II: 537,5 Stunden).Welche Aufgaben ein Lehrer übernimmt und welchen Anteil der von der Schule fixierten Arbeitszeit er mit Unterricht verbringt, wird jeweils zwischen Lehrer bzw. Lehrerteams und Schulleiter ausverhandelt.

(APA)

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