Paul Kimberger will sich als neuer Lehrergewerkschaftstyp inszenieren. So ganz gelingt ihm das nicht.
Wien. Paul Kimberger will anders sein – kein „Betonierer“. Denn genau das wurde seinen Vorgängern an der Spitze der Lehrergewerkschaft stets vorgeworfen. „Jede Zeit hat ihre Typen. Und ich gehöre nicht mehr zu denen, die in Ideologien verhaftet sind, sondern zu den Pragmatikern“, sagt der Chef der Pflichtschullehrergewerkschaft über sich selbst. Ganz so ist es dann doch nicht.
Denn viel hat sich nicht verändert, seit es der 46-jährige Oberösterreicher ist, der mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) am Verhandlungstisch sitzt. Auch er sagt immer wieder Nein – wenn auch in einem stets freundlichen Ton. Kimberger lehnt sowohl die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung als auch die Ausweitung der Anwesenheitspflicht und die von der Regierung vorgeschlagene neue Gehaltskurve ab. Sein Gewerkschaftskollege Eckehard Quin bringt es auf den Punkt: „Wäre Paul Kimberger nicht durchsetzungskräftig, wäre er wohl auch nicht der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft.“
Dabei plante Kimberger weder Gewerkschafter noch Lehrer zu werden. Nach der Matura am BRG Schärding habe er sich gedacht, dass ihn die Schule „nie mehr wiedersehe“. Sieben Jahre lang blieb es auch dabei. Kimberger schlug die Laufbahn als Milizoffizier beim österreichischen Bundesheer ein. Denn eigentlich interessierte ihn ja „die Fliegerei“. Etliche Sportverletzungen machten diesen Traum zunichte. Dann trat Plan B in Kraft: Kimberger wurde Hauptschullehrer für Mathematik, Sport und Informatik. „Ich habe Talent, mit Menschen zu arbeiten“, sagt der ausgebildete Skilehrer über sich selbst und wirkt dabei nicht arrogant, sondern eher bodenständig.
Fehlt interne Durchsetzungskraft?
Fünfzehn Jahre lang stand Kimberger in der Klasse. Das würde er übrigens auch der Ministerin empfehlen. Mit Kritik an Schmied hält er ohnedies nicht zurück. An ihrer Arbeit vermisse er „nicht nur die Vernunft, sondern auch ein gewisses Augenmaß“.
Zurück zu Kimbergers Lehrtätigkeit: Er stand 2006 das bislang letzte Mal in der Klasse. Seither ist er ausschließlich als Gewerkschafter aktiv. Vor rund zwei Jahren wurde Kimberger, der der Fraktion der Christgewerkschafter (FCG) angehört, bundesweiter Chef der größten Lehrergruppe, der Pflichtschullehrer. Der geschiedene Vater eines Sohnes vertritt damit mehr als 70.000 Pädagogen.
Das sollte ihm eigentlich auch innerhalb der Lehrergewerkschaft Macht verschaffen – tut es aber nur bedingt. Obwohl die Lehrervertreter bemüht sind, geeint aufzutreten, dürfte es intern immer wieder zum Kräftemessen kommen. Kimberger hat mit AHS-Gewerkschafter Quin nämlich einen Kollegen, der gern selbst den Ton angibt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2013)