Rückschlag für die OMV. Das Nabucco-Projekt, mit dem Gas aus Aserbaidschan nach Europa fließen sollte, wird nicht umgesetzt.
Das Nabucco West-Pipeline-Projekt, das vom österreichischen Mineralölkonzern OMV federführend betrieben wurde, ist gescheitert, wie Presse exklusiv berichtete. Die Pipeline hätte Gas vom großen Gasfeld Shah Deniz II in Aserbaidschan nach Europa leiten sollen. Das Konsortium, dass die Förderung des Gases betreibt, hat sich statt für Nabucco nun für das Konkurrenzprojekt Trans Adriatic Pipeline (TAP) entschieden. Weil Shah Deniz II der wichtigste Lieferant für Nabucco gewesen wäre, ist das Projekt Nabucco-West nun nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben.
Die Nabucco-West-Pipeline hätte das Gas 1300 Kilometer weit von der türkisch-bulgarischen Grenze über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich führen sollen. Das Konkurrenzprojekt TAP, an dem die schweizerische EGL, die norwegische Statoil und die deutsche E.on Ruhrgas beteiligt sind, ist mit rund 500 Kilometern nicht einmal halb so lang und daher billiger. An die Transanatolische Pipeline (Tanap), die der staatliche aserbaidschanische Konzern Socar gemeinsam mit den Türken quer durch die Türkei bauen will, wollten mehrere Pipeline-Projekte andocken, ins Finale schafften es im Vorjahr die Nabucco West und die TAP, die nun offenbar als Sieger hervorgeht.

Durch Nabucco hätte Europa unabhängiger von Gaslieferungen aus Russland mit seinem mächtigen Gazprom-Konzern werden.
Unter einem guten Stern stand Nabucco zu keinem Zeitpunkt. Zahlreiche Versuche, Lieferanten für das Gas, das durch die Pipeline fließen sollte, zu finden, scheiterten. Erst unlängst stieg dann der wichtigste Partner, der deutsche Energieriese RWE, aus Nabucco aus. Kurz darauf verabschiedete sich auch der süddeutsche Versorger Bayerngas. Dafür kaufte der französische Energiekonzern GDF Suez einen 9-Prozent-Anteil von der OMV, der Einstieg sollte im zweiten Halbjahr 2013 unter Dach und Fach gebracht werden. Ende Februar sagte OMV-Chef Roiss in einem Interview, dass Nabucco "nicht auf Seite eins der Strategie der OMV" stehe.
Dennoch kann sich Rois eine eigene Pipeline vorstellen, wie er heute sagte. Die OMV besitzt Gasfelder am Schwarzen Meer, sollten diese ergiebig sein, könnte eine Pipeline notwendig werden. Dann seien auch die 50 Millionen Euro, die bisher in Nabucco investiert wurden, nicht umsonst gewesen.
Nabucco gehören neben der OMV die bulgarische BEH, Botas aus der Türkei, die ungarische FGSZ sowie GDF Suez und die rumänische Transgaz an. Die Shah-Deniz-Konsorten Socar, BP und Total haben sich zu Jahresanfang die Option auf eine 50-Prozent-Beteiligung an der Nabucco gesichert. Sie sind aber auch beim Konkurrenzprojekt TAP engagiert.
(red/cu)