Grüne-NÖ-Klubobfrau Madeleine Petrovic erlebte den Dayli-Chef bei der Möbel- firma Bobbin als "Sanierer", der gnadenlos abkassierte.
Dem ehemaligen Dayli-Eigentümer Rudolf Haberleitner macht dieser Tage nicht nur die Gegenwart zu schaffen. Auch aus seiner Vergangenheit wird immer mehr Heikles bekannt. Zum Beispiel sein Engagement bei der Waldviertler Möbelfirma Bobbin, bei der Haberleitner Ende der Achtzigerjahre als Sanierer auftrat.
In dieser Funktion fiel er der Grünen-Politikerin Madeleine Petrovic auf, die damals im Bundesministerium für Arbeit und Soziales für Arbeitnehmerschutz verantwortlich war. Und zwar derart unangenehm, dass Petrovic Haberleitner bei der Staatsanwaltschaft anzeigte: „Haberleitner hat damals die marode Firma Bobbin als Geschäftsführer übernommen. Er hat irgendwie das Vertrauen der Gewerkschaft erworben und ist dem Sozialministerium vorgestellt worden“, erinnert sich Petrovic.
Dreifach abkassiert. „Als wir uns die Sache näher angeschaut haben, sind wir draufgekommen, dass er ein extrem hohes Geschäftsführerhonorar bezog und sich zusätzlich noch ein Erfolgshonorar ausbezahlt hat. Außerdem hat er das sterbende Möbelunternehmen mit seiner eigenen Consultingfirma beraten und dafür auch noch ein Beraterhonorar kassiert. Innerhalb weniger Wochen hat er aus der Firma 123 Mio. Schilling herausgeholt“, sagt Petrovic. Außerdem habe Haberleitner damals als lukrativen Nebenerwerb und über die Vertreter der Firma Bobbin sein eigenes Geschäft mit BMW betrieben. Bobbin sei innerhalb weniger Wochen pleitegegangen. Die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft damals blieb ohne Konsequenzen.
Danach soll Haberleitner auch noch an der Sanierung des Garagentorherstellers Lindpointner gescheitert sein. In beiden Fällen habe es gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen Haberleitner und seinen Auftraggebern gegeben. Haberleitner bezeichnete dies der „Presse“ gegenüber als „glatte Lüge“. Lindpointner habe er saniert und verkauft. Auch Bobbin habe er saniert, erst zwei Jahre später sei unabhängig davon der Konkurs eingetreten.
Tagesgage von 30.000 Schilling. Jahre später wurde Petrovic – mittlerweile stellvertretende Bundessprecherin der Grünen – erneut auf Haberleitner aufmerksam. Im Jahr 2001 wurde dieser in den Aufsichtsrat der GBI (Gesellschaft des Bundes für industriepolitische Maßnahmen) gewählt. Eine diesbezügliche parlamentarische Anfrage von Petrovic vom 26. September 2001 liegt der „Presse“ vor.
Demnach soll Haberleitner auf Weisung der damaligen Infrastrukturministerin Monika Forstinger (FPÖ) für einen 80-Tage-Vertrag eine Tagesgage von 30.000 Schilling bezogen haben. Haberleitner soll seine „Pleitejahre“ bei seiner Bewerbung für den Posten nicht erwähnt haben. Die Ministerin sei aber über Haberleitners „Sanierungsflops“ unterrichtet gewesen und habe sich dennoch für ihn und diese großzügige Entlohnung entschieden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2013)