Wirtschaftskammer-Chef fordert verbindliche Bildungsziele.
Wien/Red./Apa. Bildungspflicht bis maximal zum 18. Lebensjahr statt neun Jahren Schulpflicht? Bei den Oppositionsparteien stößt dieser Vorschlag des Expertenbeirats für den neuen Integrationsbericht auf breite Ablehnung. FPÖ, Grüne und auch BZÖ kommentierten diese Idee am Montag mit Spott und Hohn.
Er sei zwar sehr für die Möglichkeit, Bildungsabschlüsse nachholen zu können, erklärte der Bildungssprecher der Grünen, Harald Walser. Der konkrete Vorschlag sei aber „weltfremd und unausgegoren“. Wer nach neun Jahren in unserem Schulsystem nicht sinnerfassend lesen und schreiben könne, wird es durch eine zwangsweise verlängerte Schulpflicht wohl auch nicht schaffen. „Was Hänschen in diesem Schulsystem bis 15 nicht lernt, wird Hans mit 18 Jahren auch nicht können“, so Walser.
Für den Wiener FPÖ-Bildungssprecher Dominik Nepp ist der Vorschlag für eine Bildungspflicht bis 18 Jahre ein „Sommergag“, BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner vermutet einen „Ablenkungsversuch vom Stillstand beim Lehrerdienstrecht“. Die FPÖ kritisierte, die „Bildungspflicht“ bis 18 drücke „nicht nur Leistungsfeindlichkeit, sondern auch Hilflosigkeit in der ÖVP-Bildungspolitik aus“. Denn: „Warum nicht gleich die Schulpflicht bis 28, 48 oder 68 ausdehnen?“
„In neun Jahren lesen und rechnen lernen“
Haubner ist der Ansicht, es müsse möglich sein, „dass in einem der teuersten Schulsysteme aller OECD-Länder Schüler innerhalb von neun Jahren Grundtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen erlernen“.
Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl (ÖVP) betonte, grundlegendes Ziel sei die Verbindlichkeit von Bildungszielen. „Es ist nicht entscheidend, wie viele Jahre jemand im Schulsystem verbringt, sondern, welches Bildungsniveau er erreicht.“ Eine Bildungspflicht nur für Lernschwache ist für den Wirtschaftskammer-Chef zu wenig.
Ganz anders die Neos, die erstmals bei einer Nationalratswahl antreten. Sie freuten sich, dass mit der verlängerten Schulpflicht eine Forderung aus dem Neos-Bildungsprogramm „auftaucht“. Allerdings seien „drei Jahre ,more of the same‘ nicht genug“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2013)