Ausflugslokal

Am Roan: Neuer Esprit hoch über Wien

Sophie Baumgartner und Franz Mayer-Heinisch im neuen Am Roan.
Sophie Baumgartner und Franz Mayer-Heinisch im neuen Am Roan. Valerie Marie Voithofer
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Sophie Baumgartner und Franz Mayer-Heinisch haben das alte Häuserl am Roan übernommen – und ganz besonders hübsch hergerichtet.

Ein bisschen sieht man den neuen Chefs des Häuserl am Roan die Strapazen des Wochenendes noch an: volles Haus trotz Regens – und obwohl ihr Lokal hoch über Wien eigentlich erst im Soft Opening ist. „Wir sind am Ende“, sagt Sophie Baumgartner und lacht. „Aber glücklich.“

Mit ihrem Partner Franz Mayer-Heinisch hat die 28-Jährige das etwas gealterte Ausflugsgasthaus an der Höhenstraße übernommen – und es richtig hübsch hergerichtet. Statt Wirtshausgartenmöbeln auf Waschbeton steht auf der neuen Holzterrasse modernes Mobiliar zwischen allerhand Pflanzen, der neue alte Gastraum ist lichtdurchflutet und bestückt mit hellen Holztischen und mit Sesseln, die Baumgartner teilweise auf Willhaben zusammengekauft hat. Die Wandvertäfelung nebenan haben die neuen Chefs zigmal gestrichen („Da wurde 100 Jahre lang leidenschaftlich getschickt“) – und dabei auch verborgene Schätze gefunden: die blechernen Aschenbecher, die man wie eine Schublade aus der Wand herausziehen kann. „Ich habe mich drei Monate lang gefragt, was das ist“, sagt Baumgartner.

Mehr als 35 Jahre lang hatte Vorbesitzerin Erika Mayer das Häuserl geführt. Als Baumgartner und Mayer-Heinisch vor gut zwei Jahren über die Urgroßtante eines Freundes erfuhren, dass die Wirtin aufhören wollte, stieg Mayer-Heinisch sofort ins Auto. „Gefühlt 15 Minuten später waren wir hier.“ Die beiden betrieben zu dieser Zeit das Restaurant des Jachtklubs am Attersee, ihr erstes eigenes Projekt, und waren seit Jahren auf der Suche nach einem Platz für eine Eventlocation, in der man auch lässig essen können sollte: Mayer-Heinisch war nach einer Kochausbildung beim Cordon Bleu in London in einer ganzen Reihe von Spitzenküchen gestanden, vom Hangar 7 über Filippou bis zu Mraz & Sohn. „Wir hatten den Radius am Schluss irgendwann bis Retz erweitert – und immer noch nichts Schönes gefunden.“

So sieht das neue Häuserl am Roan nun aus.
So sieht das neue Häuserl am Roan nun aus.Anna Szalachy

Den alten Charme rauskitzeln

Die Übergabe des Häuserls dauerte noch ein bisschen („Der Abschied war natürlich schwer für Frau Mayer“). Am ersten Jänner dieses Jahres packten die neuen Chefs dann den Vorschlaghammer aus. „Wir wollten so viel wie möglich selber machen. Und es ist schon auch lustig, Wände einzuschlagen“, sagt Mayer-Heinisch – mit der Meinung ist er, dem Blick seiner Partnerin nach, aber offenbar allein. Ein gutes halbes Jahr später merkt man davon jedenfalls nichts mehr, nur beim Blick durch die neuen Kastenfenster („Wir wollten den alten Charme wieder rauskitzeln“) sieht man noch einen Baucontainer und allerhand Material: Der Kinderspielplatz soll bald fertig sein – und Schafe, Ziegen und Hühner ziehen auf der Wiese hinterm Haus auch noch ein.

Zwei Tiere gibt es jetzt schon: die Hunde. „Das sind richtige Wirtshaushunde“, sagt Mayer-Heinisch, bestens gewöhnt an ständig wechselnde Gäste: „Die liegen den ganzen Tag irgendwo.“ Wenn sie nicht gerade unter einem der Kinderhochstühle sitzen und hoffen, dass etwas für sie abfällt. Apropos Essen: Das ist eine Wiener Melange, wie Mayer-Heinisch sagt. Es gibt Schnitzel, Backhendl im Heubett und Burger – alles aus Biofleisch –, aber auch Wildschweinfrühlingsrollen, neben Beef Tartar auch ein Beet Tartar aus Roter Rübe und überhaupt viel Gemüse: den falschen Falschen Hasen zum Beispiel oder ein vegetarisches Beuschl. Für Kinder gibt‘s auch eine große Auswahl, von Butternudeln bis zur „diebischen Elster“. Besteck zum Mitessen mit den Eltern ist dabei, gratis natürlich.

Radlerhose oder Hochzeitskleid

Die Gäste sollen ruhig divers sein: Das Am Roan ist auch ohne Häuserl vor dem Namen nach wie vor ein Ausflugsgasthaus. „Ein Lokal, wo man mit der Radlerhose und mit den Wanderschuhen genauso kommen kann wie zu einer Hochzeit“, sagt Sophie Baumgartner. Vier Hochzeiten gab es schon, wobei die bei der Besichtigung angesichts der Baustelle ziemlich viel Vorstellungsvermögen brauchten. Taufen, Willkommensfeiern, Geburtstagspartys: Alles ist möglich, einiges bereits gebucht, in der ehemaligen Traktorgarage kann man sogar tanzen, hinten wird noch ein Veranstaltungssaal mit einer eigenen Wiese für Empfänge und dergleichen gebaut. Für so ein Projekt muss man schon mutig sein, oder? „Mutig oder dumm“, sagt Baumgartner und lacht. „Wir wissen es noch nicht.“

Der Blick von der Terrasse über Wien.
Der Blick von der Terrasse über Wien.Anna Szalachy

Wenn die neuen Chefs im Gastraum ihres Restaurants am Fenster sitzen, auf der einen Seite der Wald, auf der anderen die Stadt, die in der Abenddämmerung zu leuchten beginnt, dann gibt es wahrscheinlich keine Zweifel, welches von den beiden Attributen es ist. Sophie Baumgartner berührt der Ausblick auch nach Monaten noch: „Da krieg‘ ich noch jedes Mal Gänsehaut.“

Auf einen Blick

Neuübernahme. Sophie Baumgartner und Franz Mayer-Heinisch haben das ehemalige Häuserl am Roan an der Höhenstraße übernommen. Im nunmehrigen Am Roan servieren sie Wiener Klassiker mit und ohne Twist – Schnitzel, Backhendl, alles bio – und viele vegetarische Speisen. Kinderspielplatz und Tiere folgen, Feste wie Hochzeiten und Geburtstage sind möglich. Do–So 12–22 Uhr.

Alle Infos: www.am-roan.at

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