Der Mediator

Falsche Bilder im ORF: Wenn Videos zur Propagandawaffe werden

Zwischen den Fronten: ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz, der seit dem Vorjahr vor allem den Krieg in der Ukraine covert.
Zwischen den Fronten: ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz, der seit dem Vorjahr vor allem den Krieg in der Ukraine covert.Ricardo Herrgott
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Der ORF musste einen Fehler eingestehen: Ein heikler Bericht über Korruption in der Ukraine wurde mit Videos angereichert, die nicht zu der Story passten. 

Das Falsche ist ein ernst zu nehmender Feind des seriösen Journalismus. Zu diesem Handwerk gehört grundlegend, die Lüge von der Wahrheit zu unterscheiden. Fälschungen müssen ja nicht unbedingt so spektakulär sein wie die angeblichen Tagebücher Adolf Hitlers, denen vor vierzig Jahren das auflagenstarke deutsche Magazin „Stern“ aufgesessen ist. Oder so dreist wie der Fall Claas Relotius: Jahrelang hat dieser Journalist das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ mit zum Teil erfundenen Geschichten und Interviews beliefert. Die großen Experten für Enthüllung aus Hamburg sind genarrt worden – Schock und Schadenfreude.

Manch raffinierte Tricks bringen vielleicht sogar zum Schmunzeln, besonders wenn es einen Großen der Branche betrifft. So berichtete die „Tageschau“ im Vorjahr von einem Erfinder in Simbabwe, der behauptete, einen stromerzeugenden Fernseher entwickelt zu haben. Rasch tat die ARD, was jede brave Redaktion in solchen Fällen tut. Sie entschuldigte sich dafür, dass ihre Afrika-Korrespondentin einem Betrüger aufgesessen sei. Qualitätszeitungen drucken in solchen Fällen umgehend ein „Erratum“ ab und prüfen dreifach, ob zumindest diese Richtigstellung korrekt ist. 

Fehler passieren dennoch immer wieder. Deshalb ist es gut und richtig, dass der Österreichische Rundfunk und der zuständige Korrespondent nun zugegeben haben, Mist gebaut zu haben. Der Fall betraf ein Land, das sich im Krieg befindet. Die Wahrheit zählt immer zu dessen ersten Opfern, Propaganda ist eine wirksame Angriffswaffe. Am Dienstag wurde in der „ZiB1“ von Christian Wehrschütz über Korruption und Zwangsmobilisierung in der Ukraine berichtet. Der Fehler: Die Story wurde mit Videos angereichert, die nichts mit dem besprochenen Thema zu tun hatten. Der ORF prüfte die Bänder, bedauerte den Fehler und versprach, sich künftig in seinem Programm vermehrt mit dem Thema „Fake News“ auseinanderzusetzen. Hoffentlich hält diese Zusage. Für ein bildmächtiges Medium ist das sogar wesentlich.

Zu sehen waren nicht Ukrainer, die sich vor dem Wehrdienst drücken wollten

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