TV-Kritik

Herbert Kickl: Ein „tausendjähriges Reich“ im „Stasi-Verhörzimmer“

Im Sprechzimmer des Parlaments: Herbert Kickl (FPÖ) und Susanne Schnabl (ORF).
Im Sprechzimmer des Parlaments: Herbert Kickl (FPÖ) und Susanne Schnabl (ORF).APA / Roland Schlager
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FPÖ-Chef Herbert Kickl machte aus dem ORF-„Sommergespräch“ ein Fernseh-Duell mit der Moderatorin und versuchte seine Themen zu setzen.

„Ich bin der Herbert Kickl, der ich bin“, sagte Herbert Kickl. Es war ein anfangs aufgeräumt wirkender Herbert Kickl, hart in der Sache, aber ungewohnt verbindlich im Ton. Man hatte schon den Eindruck, Herbert Kickl wolle sich einmal von seiner sympathischen Seite zeigen. Beim diesjährigen „Sommergespräch“ des ORF in einem der Sprechzimmer im Parlament.

Doch der Eindruck bestand nicht lange. Am Ort der Aufzeichnung hatte Kickl gleich etwas auszusetzen: „Es ist nicht das beste Ambiente, nicht die beste aller Möglichkeiten für ein Sommergespräch.“ Und legte nach: „Das hat den herben Charme eine Stasi-Verhörzimmers.“ Nachsatz: „Das schneiden Sie jetzt aber nicht raus!“

Je länger Kickl im „Stasi-Verhörzimmer“ saß, desto mehr passte er sich dem „Ambiente“ dort an. Corona, Migration, Arbeitsmarkt et cetera – die Bundesregierung habe versagt. In Österreich bliebe den Menschen zu wenig Netto vom Brutto. Und man sollte auch den „wunderschönen“ Begriff der Gastarbeiter wieder einführen. Menschen, die hier arbeiten, aber dann wieder nach Hause gehen. Und der FPÖ-Chef weiter im Zielgruppenprogramm: Die Schüler würden heute gendern können, aber nicht mehr schreiben, lesen und rechnen. Die Jungen sollten auch wieder andere Berufe erlernen als in einer „überakademisierten“ Gesellschaft vorgesehen. Dann würde man auch wieder genug Arbeitsplätze besetzen können.

Möglicherweise hat sich auch Interviewerin Susanne Schnabl mit der Zeit wie in einem „Stasi-Verhörzimmer“ gefühlt: Sie kam mit ihren Fragen nur schwer durch. Kickl war kaum zu stoppen. Und er setzte seinerseits Kritik ein: an Schnabls Interviewführung im „Report“ und am ORF insgesamt.

Kickl sprach sich für einen gesetzlichen Mindestlohn von 2000 Euro brutto aus. „Wenn die Sozialpartner das nicht zustande bringen.“ Bei den Politikergehältern sollten für diese Periode auch jene auf Landesebene, nicht nur auf Bundesebene eingefroren werden.

Zur Klimakrise meinte Kickl: Eine Kausalität zu den jüngsten Unwettern in Österreich sehe er nicht. Und während die schädlichen Emissionen sukzessive sinken würden, würden auf der anderen Seite Inflation und Arbeitslosigkeit steigen. Und damit schwinde der Wohlstand. Der FPÖ gehe es in der Klimadebatte um „Hausverstand“ und Verhältnismäßigkeit“. Wenn Europa von fossilen Energien abrücke, würden nur Inder und Chinesen davon profitieren.

„Aus dem Volk, für das Volk“

Er, Kickl, wolle ein Kanzler „aus dem Volk, für das Volk“ sein. Das bedeute eine „totale Hinwendung an die eigene Bevölkerung“. Ein EU-Austritt stehe derzeit nicht zur Debatte. Aber vielleicht sei das irgendwann einmal nötig. Sonst wäre das ja ein „tausendjähriges Reich“.

Fazit: Herbert Kickl dominierte die Szene, setzte seine Themen, ratterte wie ein Bulldozer durch das Fragengebiet.

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