Kärnten

Pasterze mit Trauerzeremonie zu Grabe getragen

Der symbolhafte Sarg aus Eis - beim Gletscherbegräbnis am Großglockner.
Der symbolhafte Sarg aus Eis - beim Gletscherbegräbnis am Großglockner.APA / Expa/johann Groder
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Der noch größte Gletscher Österreichs, die Pasterze am Großglockner, wurde mit einer Begräbniszeremonie verabschiedet. Aktuell herrscht der größte Gletscherschwund seit 1891.

In einer Trauerzeremonie mit kirchlichen Würden ist am Dienstag eine österreichische Ikone zu Grabe getragen worden. Die Pasterze, der noch größte Gletscher Österreichs, wurde von Bischofsvikar Engelbert Guggenberger und der evangelischen Pfarrerin Margit Leuthold „beerdigt“. Die von der Organisation Protect Our Winters (POW) initiierte Aktion will auf den dramatischen Gletscherschwund und damit auch auf die Auswirkungen der Klimaerwärmung aufmerksam machen.

Noch ist die Pasterze mit acht Kilometern Länge der größte Gletscher Österreichs. Doch laut Prognosen wird die Gletscherzunge in den nächsten Jahren abbrechen und damit vom Nährgebiet abgeschnitten sein. Sie wird dann nur noch als Toteisfläche am Fuße des Großglockners existieren. Aus diesem Grund wurde auf der Franz-Josefs-Höhe in Heiligenblut unter Beteiligung der katholischen und der evangelischen Kirche und mit zahlreichen „Trauergästen“ ein Sarg aus Eis des Künstlers Max Seiwald zu Grabe getragen.

Moritz Nachtschatt, Geschäftsführer der Organisation Protect Our Winters, versteht die Veranstaltung als weiteren Appell an die Politik, den Klimaschutz schneller voranzutreiben. „Jeder Wirtschaftsexperte, mit dem man spricht, sagt klar, es führt kein Weg daran vorbei, nachhaltig zu wirtschaften. Die, die es jetzt machen, die haben einen absoluten Vorteil, die, die es jetzt nicht machen, werden es zwangsläufig in fünf oder zehn Jahren machen müssen, wenn sie es bis dahin überhaupt noch gibt“, so Nachtschatt.

Er ortet eine Blockadehaltung der Österreichischen Wirtschaftskammer als Ursache für das schleppende Voranschreiten der Klimaschutzpolitik. „Wir haben die Lösungen, wir haben die Technologien, wir haben das Geld, wir müssen es nur machen, und da braucht es einfach auch Rahmenbedingungen vonseiten der Politik, um auch einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Es liegt mit Sicherheit nicht am Willen der Bevölkerung oder am Willen der Unternehmen, sondern an der Blockadehaltung der WKO“, ist sich Nachtschatt sicher.

Grüne und SPÖ bei Zeremonie anwesend

Der Verein hatte Vertreter aus allen Lagern zu dem Begräbnis eingeladen. Die Nationalratsabgeordneten Lukas Hammer (Grüne) und Carina Reiter (ÖVP) waren bereits am Vortag bei einer Begehung der Gletscherzunge dabei. Bei der Trauerzeremonie selbst waren Hammer und die Kärntner Umweltreferentin Sara Schaar (SPÖ) anwesend. Alle anderen Parteien sagten demnach kurzfristig ab.

Der Verein Protect Our Winters macht sich seit 2015 in Österreich für überparteilichen Klimaschutz stark. Mit dieser Aktion soll der Antrag von 2019 in Erinnerung gerufen werden, als der Nationalrat den Klimanotstand ausgerufen hatte und der Eindämmung der Klimakrise höchste Priorität zugeordnet worden sei.

Laut dem Gletscherbericht des Alpenvereines habe es noch nie in der bis 1891 zurückreichenden Geschichte seines Gletschermessdienstes einen größeren Gletscherschwund gegeben als im vergangenen Jahr. Die Pasterze habe im Vorjahr allein im Bereich der Gletscherzunge ein Volumen von 14,7 Mio. Kubikmeter Eis verloren. Diese Menge würde einem Eiswürfel mit einer Kantenlänge von 245 Metern entsprechen. (APA)

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