Morgenglosse

Das gelungene Pokerspiel des Tyrannen Kim Jong-un

Beste Freunde: Wladimir Putin und Kim Jong-un
Beste Freunde: Wladimir Putin und Kim Jong-unReuters/Pool
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Von der neuen Partnerschaft mit Russland profitiert vor allem Pjöngjang: Für die USA und ihre Alliierten wird es nun noch schwieriger, Nordkoreas nukleare Ambitionen zu stoppen.

Es ist der Beginn einer gefährlichen Freundschaft, von der vor allem einer profitiert: Sollte Nordkoreas Despot, Kim Jong-un, tatsächlich demnächst vom russischen Autokraten Wladimir Putin empfangen werden, wie dies US-Medien voraussagen, dann ist die Welt um eine brisante Krise reicher. Und zwar nicht nur wegen der dann de facto offiziellen nordkoreanischen Waffenlieferungen an den Kreml, die ohnehin schon seit Monaten stattfinden. Sondern auch, weil die ehrgeizige Möchtegern-Nuklearmacht Nordkorea auf internationalem Parkett aufgewertet wird.

Dass der Kreml den Pariastaat um Munition und Artillerie anbetteln muss, ist vor allem ein Hinweis auf russische Schwäche. Und diese weiß der gewiefte geopolitische Pokerspieler Kim zu nutzen: Dank des Ukraine-Kriegs band er die vom Westen geächtete russische UN-Vetomacht an sich, die noch vor wenigen Jahren Sanktionen gegen das stalinistische Pjöngjang zustimmte.

Die neue Allianz hilft Kims atomaren Ambitionen: Zwar bezweifeln Experten, dass Moskau tatsächlich so weit gehen wird und Nordkorea die erwünschte Nukleartechnologie liefert. Doch allein die Einnahmen der lukrativen russischen Waffengeschäfte dürften Kim helfen, sein Atomprogramm zu perfektionieren, während er gleichzeitig sein Volk weiter aushungert.

Vor allem aber hat nun Nordkorea de facto freie Hand beim Ausbau seines Nuklear-Arsenals: Unwillig wird Pjöngjang bereits vom großen Bruder China unterstützt, dem zwar Kims Dauerprovokationen auf die Nerven gehen, aber der das nordkoreanische KP-Regime am Leben halten will. Nordkorea ist Chinas überlebenswichtige Pufferzone. Jetzt werden Kim auch die russischen Freunde zur Seite stehen, indem sie die Gefahr weiterer schmerzvoller Sanktionen minimieren.

Bisher blickten die USA und Nordkoreas Nachbarn eher ratlos in Richtung Pjöngjang. Nun dürfte es nahezu unmöglich werden, Nordkorea durch Diplomatie und wirtschaftliche Druckmittel einzubremsen. Kim indes kann sich gut gelaunt den Reisevorbereitungen widmen: Allein der Gedanke, dass er die verhassten Amerikaner in die Enge getrieben hat, dürfte den Diktator fröhlich stimmen, wenn er in seinen gepanzerten Zug Richtung Russland steigt.

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