Hypo prüft Börsengang von Ost-Tochter

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Falls die Kärntner Hypo für ihre Südosteuropa-Tochter keinen Käufer findet, könnte diese an die Börse gebracht werden. Die Bankenaufsicht ist allerdings skeptisch.

Wien. Bis Jahresende will die staatliche Hypo Alpe Adria den Verkauf ihrer Österreich-Tochter an einen Investor aus Indien abgeschlossen haben. Viel wichtiger ist aber die Zukunft der Südosteuropa-Tochter mit 250 Filialen in Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro. Diese soll bis 2015 veräußert werden.

In internen Papieren, die der „Presse“ vorliegen, ist von einem Börsengang der Südosteuropa-Tochter die Rede. „Ein Börsengang ist eine von mehreren Optionen“, heißt es von der Hypo und der Eigentümerseite. Eine solche Variante komme aber nur infrage, wenn sich für die Südosteuropa-Sparte kein Käufer findet. Dem Vernehmen nach stehen die Finanzmarktaufsicht und die Nationalbank einem Börsengang aber skeptisch gegenüber.

Zuletzt verlor die Hypo viele Kunden. Im vollständigen Halbjahresbericht, der am Freitag veröffentlicht wurde, heißt es: Die Einlagen bei der Italien-Tochter seien aufgrund der negativen Medienberichte seit Jahresbeginn um 21 Prozent geschrumpft. „Auch bei der österreichischen Tochterbank wirkt sich die Medienberichterstattung entsprechend negativ auf den Verlauf der Einlagenbestände aus.“ Seit Jahresbeginn seien in Österreich 16 Prozent abgeflossen. In Osteuropa weisen die Einlagenbestände dagegen eine „hohe Stabilität“ auf. Konkret sind im Hypo-Konzern die Spar- und Termineinlagen im ersten Halbjahr um 1,9 Milliarden Euro auf 6,6 Milliarden Euro gesunken. Berücksichtige man die Umgliederung der zum Verkauf stehenden Österreich-Tochter, „ist trotzdem noch eine Verringerung um 600 Millionen Euro“ zu verzeichnen, heißt es im Halbjahresbericht.

Faule Kredite in Milliardenhöhe

Das Volumen der faulen Kredite blieb mit 9,5 Milliarden Euro dagegen stabil. In Summe gibt es bei 28,6 Prozent aller vergebenen Darlehen Probleme mit der Rückzahlung. Für die faulen Kredite bildete die Bank bislang Vorsorgen von 3,5 Milliarden Euro. Belastend wirken sich auch diverse Rechtsstreitigkeiten aus. In Serbien, Kroatien und Bosnien haben Bank- beziehungsweise Leasingkunden sowie Interessenvertretungen Klagen eingebracht oder solche angedroht. Die Bank wird beschuldigt, dass Regelungen in bestimmten Kreditverträgen über Zinserhöhungen nicht im Einklang mit dem Gesetz stehen würden.

In Serbien setzten sich Kunden in drei Verfahren (es ging um Schweizer-Franken-Kredite) in erster Instanz durch, die Bank hat dagegen berufen.

In Italien entdeckte die Hypo, dass Zinsanpassungsklauseln in Leasingverträgen jahrelang unrichtig durchgeführt wurden. An die Kunden wurde bislang ein knapp zweistelliger Millionenbetrag ausbezahlt. In der Causa ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Daneben gibt es auch Steuerrisken. Denn derzeit finden in Österreich und in anderen Ländern Betriebsprüfungen durch die Steuerbehörden statt. Der Verkauf der Österreich-Tochter an einen Investor aus Indien wirkt sich in der Bilanz mit einem Buchverlust von 93 Millionen Euro aus.

Fekter und die EU-Kommission

Die Wiener Regierung hofft, dass die EU-Kommission ihre Entscheidung über die Zukunft der Hypo erst nach den Parlamentswahlen am 29. September bekannt geben wird. Doch es gibt Signale, dass sich Brüssel schon demnächst zur Hypo äußern wird. Für diesen Fall hat das Finanzministerium schon ein Konzept ausgearbeitet, wie Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) die Causa der Öffentlichkeit erklären wird.

Zunächst einmal wird sich Fekter feiern lassen. Denn es ist so gut wie fix, dass die Hypo die Südosteuropa-Tochter nicht mehr heuer, sondern erst 2015 verkaufen muss. Dem Vernehmen nach will Fekter erklären, dass es ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken sei, dass die EU-Kommission hier eingelenkt habe. Dabei stand von Anfang an fest, dass sich Brüssel hier auf einen Kompromiss einlassen wird.

Dann dürfte Fekter erklären, dass bei der Hypo Milliardenverluste drohen. Doch sie werde alles tun, um die Belastungen für die Steuerzahler klein zu halten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2013)

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