Metaller-Lohnrunde überraschend unterbrochen

METALLER LOHNRUNDE WIMMER  PROYER
METALLER LOHNRUNDE WIMMER PROYERAPA/GEORG HOCHMUTH
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Das Angebot der Arbeitgeber, die Löhne um zwei Prozent zu erhöhen, war der Arbeitnehmerseite zu dürftig. Nun sollen Betriebsversammlungen starten.

Bei den Kollektivvertrags-Verhandlungen des Fachverbandes Maschinen- und Metallwarenindustrie sind die Gespräche heute in der dritten Runde nach neun Stunden überraschend unterbrochen worden. Auslöser war das Angebot der Industrie, die Löhne um lediglich zwei Prozent anzuheben, so die Arbeitnehmervertreter zur APA. Damit wäre die Lohnerhöhung noch unter den 2,1 Prozent gelegen, die die Arbeitgeber als Inflationsrate heran ziehen.

"Tabubruch der Arbeitgeber"

Die Verhandlungsführer auf Arbeitnehmerseite - Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Karl Proyer (GPA) waren mit dem Angebot der Arbeitgeber, lediglich die Ist-Löhne zu erhöhen, aber nicht die Mindestlöhne und die Zulagen, unzufrieden. Gerade ersteres ist laut Proyer ein "absoluter Tabubruch" und ein "Angriff auf die gesamte KV-Landschaft". Dies sei eine "stille Aushöhlung des Systems". Kritisiert wird auch die vorgeschlagene Deckelung der Ist-Lohnerhöhung von Einkommen über 3500 Euro, was für die Betroffenen nochmals eine erhebliche Gehaltseinbuße bedeuten würde, so Wimmer zur APA.

Ebenso abgelehnt wird das Arbeitszeitmodell der Industrie. Dies würde bedeuten, dass die Arbeitgeber für ein gesamtes Monatsgehalt "in Vorauszahlung" gehen müssten. Der Wunsch der Arbeitgeber, Rauchpausen künftig als Freizeit einzustufen, sorgt ebenfalls für Ärger bei Pro-Ge und GPA. Das sei nicht nur ein Eingriff in betriebsrechtliche Regelungen, sondern auch eine Missachtung des Verhandlungspartners. Am 16., 17. und 18 Oktober finden nun Betriebsversammlungen in nahezu allen Betrieben des Fachverbandes statt, die Firmen der Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite erhalten zusätzlich noch Besuch von Betriebsräten, kündigten Proyer und Wimmer an. Ein Streik steht derzeit nicht zur Diskussion.

Reaktion auf getrennte Verhandlungen

Die Arbeitgeber haben sich enttäuscht gezeigt dass keine Einigung auf einen neuen Kollektivvertrag gefunden werden konnte und hoffen nun auf den nächsten Gesprächstermin am 22. Oktober. Dass das Angebot mit zwei Prozent Ist-Lohn-Erhölhung unter der von ihnen zuletzt genannten Inflationsrate von zwei Prozent liegt verteidigen sie. Schließlich gingen Wirtschaftsforscher für das kommende Jahr von einer Teuerungsrate unter diesen zwei Prozent aus. "Wir müssen in die Zukunft schauen", so Fachverbandsobmann Christian Knill am Dienstagabend zur APA.

Knill sieht die Verhandlungsunterbrechung weniger als Folge des Industrieangebotes, sondern als Reaktion auf die getrennte Verhandlungsführung der sechs Metallerverbände. Die Gewerkschaften hatten diese getrennten Verhandlungen stets abgelehnt und sind auch heuer wieder mit einer gemeinsamen Forderung an alle Fachverbände in die Verhandlungen gestartet. Die Forderung lag bei einer Lohn- und Gehaltserhöhung von 3,4 Prozent.

(APA)

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