Im Konflikt um die Kollektivverträge für Beschäftigte der Metallbranche gerät zunehmend das Thema "Arbeitszeitkonto" ins Zentrum.
Die Verhandler der Arbeitgeber zum Kollektivvertrag der Metallindustrie wollen der Streikdrohung der Gewerkschaft nicht nachgeben. Knackpunkt ist das Thema "Arbeitszeitkonto", das die Gewerkschaft ablehnt. Christian Knill, Obmann des Fachverbands der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) sagt gegenüber DiePresse.com, die Arbeitgeber werden heuer nicht einknicken und den strittigen Punkt "Arbeitszeitkonto" aus den Verhandlungen auslagern, wie das in den vergangenen zwei Jahren der Fall war. Er könne sich vorstellen, auch einen wochenlangen Streik auszusitzen. Die Gewerkschaft droht, ab dem 29. Oktober um sechs Uhr unbefristet zu streiken, wenn die Arbeitgeber nicht einlenken.
Der FFMI fordert die Einführung eines Zeitkontos. Dieses sieht vor, dass ab einer Arbeitszeit von neun Stunden am Tag Überstundenzuschläge bezahlt werden. Des weiteren fallen Überstundenzuschläge an, wenn die Arbeitnehmer im Zeitraum "x" mehr als 167 Stunden Mehrarbeit geleistet haben. Wie lange dieser Zeitraum "x" dauert, sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf Betriebsebene entscheiden. Dies kann laut Industrie kürzer als ein Jahr sein - oder auch länger. Die Gewerkschaft will auf jeden Fall verhindern, dass der Zeitraum "x" auf Betriebsebene verhandelt wird.
"Grauslichkeiten"
Davor war heute Nacht die vierte Runde der Verhandlungen zum Kollektivvertrag für die rund 120.000 Beschäftigten der Betriebe im Fachverband FMMI gescheitert."Wenn wir Überstunden machen, wollen wir die auch bezahlt haben", das von den Arbeitgebern vorgeschlagene Arbeitszeitkonto sei eine "Grauslichkeit", so die Arbeitnehmervertreter. "Wir lassen einfach nicht zu, dass den Arbeitnehmern Überstundenzuschläge weggenommen werden".
Mit der Ankündigung des Streiks ab 29. Oktober gibt es in der Metallindustrie heuer zum zweiten Mal seit der Jahrtausendwende einen Arbeitskampf. 2011 riefen die Gewerkschaften allerdings nur zu einem Warnstreik auf, die nächste Stufe nach unbefristeten Betriebsversammlungen. Diesen Druck bauten sie aber schon nach der zweiten Verhandlungsrunde auf, diesmal sind bereits vier Runden ins Land gezogen. 2011 beteiligten sich an den Warnstreiks rund 160 Firmen, allerdings verhandelten damals noch alle sechs Metallerfachverbände gemeinsam mit den Gewerkschaften Pro-Ge und GPA, seit 2012 verhandelt jeder Fachverband für sich mit den Arbeitnehmervertretern.
Bevor die Warnstreiks 2011 zu einem richtigen Streik ausuferten, trafen sich beide Seiten an einem Sonntag zu Sondierungsgesprächen. Dort wurde vereinbart, am folgenden Montag die Lohnrunde wieder aufzunehmen. Am Dienstagmorgen wurde dann eine Einigung erzielt, im Schnitt gab es für die Arbeitnehmer ein Lohnplus von 4,2 Prozent. Der Industrie kostet der Abschluss 2011 rund 300 Mio. Euro. Als Verhandlungsbasis war damals von einer Inflationsrate von 2,8 Prozent ausgegangen worden.

(md)