Unzählige Baustellen sieht OECD-Experte Christopher Prinz in der österreichischen Pensionspolitik. Dass das Antrittsalter bald deutlich ansteigen wird, glaubt er aber nicht.
Ein Gutachten der heimischen Pensionskommission bestätigt, was viele befürchten: Das Pensionsantrittsalter wird bis 2060 um nur zweieinhalb Jahre ansteigen, deutlich langsamer als von der Politik angenommen. Laut OECD-Pensionsexperte Christopher Prinz ist das viel zu wenig - mit 61 Jahren sei das Antrittsalter sogar "niedriger, als das durchschnittliche Pensionsalter in den OECD-Ländern heute schon ist", betont Prinz im Gespräch mit dem "Ö1-Morgenjournal". Die Regierung sei zwar nicht untätig gewesen, ob sich die Reform von Hacklerregelung und Invaliditätspension bewähren werden, lasse sich aber nicht abschätzen. In den vergangenen Jahren seinen jedenfalls "ständig Schlupflöcher entstanden, die gestopft werden mussten".
"Teufelskreis muss durchschlagen werden"
Vor zehn Jahren habe es eine umfangreiche Pensionsreform gegeben, die aber in der Praxis keinen Effekt auf das Antrittsalter gehabt habe. In Österreich gebe einen "Teufelskreis, der politisch durchschlagen werden muss". Das Hauptproblem: "Ältere Arbeitnehmer sind in Österreich eindeutig zu teuer". Daher gebe es einen Konsens zwischen Arbeitnehmern und -gebern, dass jeder möglichst früh in Pension gebe. Und weil jeder wisse, dass Arbeitnehmer mit 58 Jahren den Arbeitsmark verlassen, kümmere sich auch keiner darum, dass ein adäquates Arbeitsumfeld für Ältere. Hier seien die Sozialpartner gefragt: Weiterbildung im Betrieb und gesundheitsfördernde Maßnahmen müssen verbessert werden.
Einschnitte bei Pensionshöhe befürchtet
Auch die Pensionshöhe sei ein Problem. Im Verhältnis zum Einkommen seien Pensionen im Vergleich zu anderen OECD-Ländern nämlich eindeutig zu hoch. In die gleiche Kerbe schlug auch IHS-Chef Christian Keuschnigg kürzlich in einem "Presse"-Interview: "Man kann natürlich nachdenken, ob 80 Prozent Nettoersatzrate nicht ein wenig zu hoch sind", sagte er. Würde man die Pensionen aber deutlich kürzen, wären die Menschen stärker von Altersarmut bedroht. Daher bleibe die Anhebung des Antrittsalters. OECD-Experte Prinz ist angesichts der politischen Situation aber wenig optimistisch, dass das in den kommenden Jahren tatsächlich passieren wird. Und dann, so Prinz, müsse man sich auf Einschnitte gefasst machen.
(Red.)