Leitartikel

Chinas Kommunisten haben keine Alliierten, sondern nur Vasallen

Beste Freunde? Russlands Präsident Putin, Indiens Premier Modi und Chinas Staatschef Xi.
Beste Freunde? Russlands Präsident Putin, Indiens Premier Modi und Chinas Staatschef Xi. Reuters / Sputnik
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Vor dem G20-Gipfel in Delhi wird deutlich: Eine Verbrüderung zwischen antiwestlichen Despoten funktioniert nicht. Die Eigeninteressen sind zu groß.

Xi Jinping verdirbt die Party seines Autokratenkollegen Narendra Modi, bevor diese überhaupt richtig begonnen hat. Chinas Staatschef schwänzt demonstrativ die Show des indischen Premiers, den G20-Gipfel in Delhi an diesem Wochenende. Modi schlüpft dort nämlich in eine von Xis Lieblingsrollen: Er macht das Treffen zur großen Bühne für sich selbst und inszeniert sich als Vertreter des vom imperialistischen Westen unterdrückten Südens. Dafür nimmt Xi, pünktlich zum G20-Wochenende, in einer neu gezeichneten Landkarte Chinas Indien einen Bundesstaat und ein Plateau im Himalaja weg. Für die Regierung des radikalen Hindu-Nationalisten Modi ist das eine besonders heftige Provokation.

Nur wenige Wochen nach dem viel beachteten Gipfel der aufstreben Brics-Länder in Südafrika (darunter auch China, Russland und Indien) zeigt sich wieder einmal eklatant, dass Bündnisse zwischen autoritären Nationalisten Potemkinsche Dörfer sind. Die Autokraten Xi und Modi verbindet außer antiwestlicher Ressentiments rein gar nichts, im Gegenteil: Die beiden asiatischen Atommächte, deren ungelöster Grenzkonflikt am Himalaja gerade erst wieder gefährlich aufgeflammt ist, sind erbitterte geopolitische Rivalen. China breitet sich aggressiv in Indiens traditionellen Einflussgebieten von Nepal bis nach Sri Lanka aus, finanziert Erzfeinde wie Pakistan, was Indien sicherheitspolitisch immer stärker in die Arme der USA treibt.

Deutlich wird derzeit allerdings auch, wie brüchig die gefährlichste antiwestliche „Freundschaft“ überhaupt ist, die Beziehung zwischen China und Russland. Chinas KP hat auf ihrer neuen Landkarte auch 100  Quadratkilometer russisches Land in chinesisches Territorium umgewandelt. Das dürfte den imperialen Staatschef im Kreml, Wladimir Putin, der von einem Großrussland träumt und deshalb Nachbarn überfällt, auf die Palme bringen. Aber er wird seine Wut schlucken und Chinas Invasion auf dem Papier demütig hinnehmen müssen. Denn das KP-Regime in Peking ist der mächtigste und der reichste Freund des Kreml und überdies ein Garant für Russlands Sicherheit.

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