Da noch immer Leichen auf den Straßen liegen, wird der Ausbruch von Seuchen befürchtet. Indessen nahm die US-Marine die Verteilung von Hilfsgütern auf.
Fast eine Woche nach dem Taifun "Haiyan" wächst auf den Philippinen die Angst vor dem Ausbruch von Seuchen. "Es liegen immer noch Leichen auf den Straßen", sagte der Bürgermeister der fast völlig zerstörten Stadt Tacloban, Alfred Romualdez, am Donnerstag. "Es ist beängstigend." Auf einem Friedhof am Fuß eines Berges im Randgebiet der Stadt fand am Donnerstag das erste Massenbegräbnis statt.
US-Marine liefert Hilfsgüter
Mit der Ankunft amerikanischer Marinesoldaten hat sich die Versorgung der Katastrophen-Opfer auf den Philippinen am Donnerstag deutlich verbessert. "Hier landen jetzt Hubschrauber im Minutentakt, die Hilfspakete rausfliegen", sagte der Sprecher der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany, Mark Rösen, am Donnerstag in Tacloban. Die verwüstete Stadt ist zum Basislager für die Verteilung der Hilfsgüter geworden.
Der Flugzeugträger "USS Washington" ankerte vor der Küste von Samar, wie die US-Marine mitteilte. An Bord waren 5.000 Soldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Hubschrauber. Die Crew unterstützt die US-Truppe, die bereits am Flughafen von Tacloban im Einsatz ist.
Auf dem Flughafen von Cebu rund 45 Flugminuten von Tacloban entfernt standen am Donnerstag mehr als ein Dutzend Frachtmaschinen aus aller Welt, die unter anderem Zelte, Decken und Fertighäuser anlieferten. Den philippinischen Behörden fehlen Lastwagen, um die Hilfsgüter zu verteilen. Das Infrastrukturministerium appellierte daher an Unternehmer, Lastwagen zur Verfügung zu stellen
Angst vor Seuchen
Die Behörden sehen sich schlichtweg überfordert: Lastwagen, mit denen man die Toten wegbringen könnte, sind Mangelware - ebenso wie Benzin für die wenigen LKW, die überhaupt noch fahrtüchtig sind. "Man hat die Wahl, ob man ein und denselben Laster entweder zum Verteilen von Essen oder zum Einsammeln von Leichen nutzt", sagte der Bürgermeister. Außerhalb von Tacloban begannen die Behörden damit, etwa 300 Menschen in einem Massengrab beizusetzen. Eine zusätzlich Grube für weitere 1.000 Tote sollte in Kürze ausgehoben werden, sagte Stadtverwalter Tecson John Lim.
Massenbegräbnis in Tacloban
In der von dem Taifun "Haiyan" schwer verwüsteten Stadt Tacloban hat am Donnerstag das erste Massenbegräbnis stattgefunden. Auf einem Friedhof am Fuß eines Berges im Randgebiet der Stadt wurden 94 Leichen ohne Zeremonie und ohne Gebet beigesetzt. Arbeiter schaufelten Erde auf die Toten. Die meisten waren in Leichensäcke, einige in Decken gewickelt.
"Ich hoffe, ich muss so eine Katastrophe nie wieder erleben", sagte Bürgermeister Alfred Romualdez. Die Philippinen sind ein überwiegend katholisches Land.
22.000 Menschen weiterhin vermisst
Die Zahl der Toten wurde offiziell bei 2.375 angesetzt. Doch Hilfsorganisationen rechneten mit einem weiteren Anstieg. Das Rote Kreuz betonte, dass vorläufig weiterhin 22.000 Menschen als vermisst gelten - wobei einige davon durchaus inzwischen aufgetaucht sein könnten.
Präsident Benigno Aquino Aquino steht wegen seines Krisenmanagements zunehmend in der Kritik. Überlebende beklagten, erst nicht ausreichend vor dem Sturm gewarnt worden zu sein und jetzt nicht schnell genug Unterstützung zu erhalten.
(APA/Reuters)