Wie Geheimverhandlungen den Iran-Deal fixierten

Nachricht aus Teheran? US-Außenminister John Kerry am Rande der Atomverhandlungen.
Nachricht aus Teheran? US-Außenminister John Kerry am Rande der Atomverhandlungen.REUTERS
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Offiziell verhandelten die 5+1 mit Teheran. Parallel dazu gab es aber geheime Gespräche zwischen den USA und dem Iran. Diese brachten letztlich den Durchbruch.

Gemunkelt wurde schon lange darüber, nun gibt es eine offizielle Bestätigung: Es gab nicht nur die offiziellen Genfer Verhandlungen der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands (vulgo 5+1) mit dem Iran, sondern auch geheime bilaterale Gespräche zwischen Washington und Teheran. Dies bestätigte in der Nacht auf Mittwoch Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif. Bei diesen Gesprächen sei es allerdings ausschließlich um die Atomfrage gegangen, sagte Sarif. Spekulationen, dass auch andere Themen behandelt worden seien, bezeichnete er als "völlig falsch".

Offenbar waren es diese geheimen Gespräche, die letztlich entscheidend den Boden für das am vergangenen Wochenende geschlossene Zwischenabkommen bereiteten, das dem Iran eine Drosselung seiner nuklearen Aktivitäten abverlangt, im Gegenzug für Lockerung der internationalen Sanktionen gegen Teheran.

Seit wann bestanden geheime Kontakte?

Umstritten ist nur, wann diese Geheimverhandlungen begonnen haben. Laut Informationen der Nachrichtenseite al-Monitor soll es die Kontakte nämlich schon vor der Wahl des moderaten Hassan Rohani zum neuen iranischen Präsidenten im Juni gegeben haben. Dies dementieren US-Regierungsvertreter, die - anonym - aber prinzipiell zugeben, dass es Geheimverhandlungen gegeben hat.

Eine entscheidende Rolle soll dabei der US-Topdiplomat William Burns gespielt haben, wie die FAZ berichtete. Er war bis Sommer 2011 seitens der USA offizieller Verhandlungsführer in den - damals - fruchtlosen Gesprächen mit Teheran. Er ist mittlerweile Staatssekretär und hatte während der Verhandlungen in der Schweiz offiziell Termine in Washington, wurde aber in Genf gesichtet, schreibt das Blatt. Offenbar war er dort zu geheimen Parallelgesprächen.

Frankreich: Waren von Beginn an eingebunden

Kontakte auf niedrigerer diplomatischer Ebene soll es zwischen Iran und den USA bereits seit 2011 gegeben haben, damals gab Oman den Vermittler, ein Land, das mit beiden Seiten kann.

Dias alles kratzt natürlich am Bild eines Verhandlungsführers, als welcher sich Frankreich rund um die Genfer Gespräche dargestellt hatte. Paris war deshalb um Schadensbegrenzung bemüht: Selbstverständlich sei man von den USA über die geheimen Gespräche informiert gewesen, und zwar von Anfang an, sagte Außenminister Laurent Fabius.

(APA/AFP/Red.)

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