PISA: Spitzenplatz für Österreich

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In Mathematik verbessern sich die heimischen Schüler unter 66 Ländern auf den 11. Platz. PISA-Musterland Finnland stürzt ab.

Wien. Vor allem in Mathematik haben die österreichischen Schüler beim jüngsten PISA-Test ein beachtliches Ergebnis abgeliefert. Das zeigen erste Detailergebnisse aus der Studie, die heute präsentiert wird und der „Presse“ bereits vorliegt. Die heimischen Schüler haben zehn Punkte zugelegt und liegen mit 506 Punkten nun deutlich über dem OECD-Schnitt von 496 Punkten. Das ergibt Platz elf unter den 34 OECD-Ländern sowie unter allen 66 Ländern, die an der Bildungsstudie für die 15- und 16-Jährigen teilnehmen.

Auch bei den Naturwissenschaften haben die heimischen Schüler zugelegt, die Leistungen bleiben aber mittelmäßig: Mit 506 Punkten hält Österreich knapp über dem OECD-Schnitt von 501 Punkten und landet auf dem 16. OECD-Rang. Im Lesen gibt es (auf niedrigem Niveau) einen kleinen Sprung nach vorne: Von zuletzt 470 Punkten auf 490 Punkte, vom viertletzten OECD-Platz auf den 21. Der Durchschnitt liegt bei 496 Punkten.

Grund für allzu großen Jubel sind die Zahlen dennoch nicht. Sie sind vor dem Hintergrund zu sehen, dass die österreichische PISA-Performance seit dem ersten Test deutlich abfiel. Die Leistungen der heimischen Schüler finden sich nun in allen drei Bereichen in etwa dort wieder, wo sie bereits beim ersten Test im Jahr 2000 lagen. Dass sich Österreich bei Mathematik – dem diesjährigen Schwerpunktfach – in der Platzierung derart verbesserte, liegt auch an den anderen Ländern: Denn die Mathe-Kompetenz hat sich in mehr Ländern verschlechtert als verbessert.

Der PISA-Test

Der PISA-Test – die Abkürzung steht für „Programme for International Student Assessment“ – wird seit 2000 alle drei Jahre von der OECD durchgeführt. Getestet werden Mathematik, Lesen und Naturwissenschaft. Diesmal lag der Fokus auf Mathematik. Abgefragt werden die Kompetenzen der Schüler, sprich: ob sie ihr erlerntes Wissen auch anwenden können. In Österreich wurden für den Test im Frühjahr 2012 rund 4800 zufällig ausgewählte 15- und 16-jährige Schüler in 191 Schulen getestet.

Migranten weiterhin schlechter

Die Zahl der sehr guten und der sehr schlechten Schüler ist in Österreich in etwa gleich geblieben. Jeder siebte Schüler gehört in Mathematik zur Spitzengruppe, jeder fünfte ist ein Risikoschüler. Zum Vergleich: In der Schweiz – mit Platz drei und 531 Punkten heuer Europasieger bei Mathematik – ist es umgekehrt. Beim Lesen nähert sich Österreich dem OECD-Schnitt an: Jeder fünfte Schüler gilt als Risikoschüler, kann also nur die einfachsten Leseaufgaben mit größerer Wahrscheinlichkeit lösen bzw. nicht einmal das. Zuletzt zählte deutlich mehr als ein Viertel zu den Risikoschülern. Die Spitzenleser halten bei sechs Prozent.

Einmal mehr zeigt der aktuelle PISA-Test die Kluft zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund. Diese war in Österreich stets größer als in anderen Ländern. Auch, wenn der Anteil der Migranten unter den besten Schülern (leicht) steigt, stellen sie immer noch rund ein Drittel der Risikoschüler. In Mathematik liegen Schüler mit Migrationshintergrund 60 Punkte hinter den anderen. Im Detail: Schüler, die im Ausland geboren sind, erreichen im Schnitt 454 Punkte, jene der zweiten Generation 458. Schüler ohne Migrationshintergrund liegen bei 516 Punkten.

Auch die Differenz zwischen Buben und Mädchen ist doppelt so groß wie im OECD-Schnitt. Burschen erreichen in Österreich durchschnittlich 22 Punkte mehr als Mädchen. In Finnland (und 13 weiteren Ländern) ist dieser Abstand nicht signifikant.

Schweiz wird bestes europäisches Land

Der bisherige Musterschüler Finnland wird laut „Presse“-Informationen übrigens abstürzen – zumindest in Mathematik. Die finnischen Schüler fahren ein Minus von 26 Punkten ein, landen damit aber immer noch auf Platz sechs. Ganz vorne sind in Mathematik Korea und Japan. Bestes europäisches Land ist auf Platz drei die Schweiz, es folgen die Niederlande und Estland. Im Lesen verliert Finnland ebenfalls und findet sich nun auf Platz drei (nach Japan und Korea). Bei den Naturwissenschaften liegen die Finnen nach Japan auf Platz zwei.

Zu den Absteigern gehört auch Schweden, das in Mathematik 31 Punkte verliert. Aufsteiger ist Polen. Das Land, das seit dem ersten PISA-Test eine groß angelegte Schulreform in Gang brachte, legt um 27 Punkte zu.

Anmerkung: In einer ersten Version des Texts war aufgrund eines Reihungsfehlers von Platz zehn für Österreich unter den OECD-Ländern die Rede. Das wurde nun korrigiert, es handelt sich um Platz elf.

("Die Presse", Printausgabe 3.12.13)

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