Bitcoin-Boom: Ein US-Sherriff lässt sich in Bitcoin auszahlen, Millionen schlummern auf weggeworfenen Festplatten - und der Großteil des digitalen Vermögens ist in den Händen weniger.
Die Online-Währung Bitcoin hat den Sprung aus den Kinderzimmern der Nerds und den Hinterzimmern der Cyber-Kriminellen in die Mitte der Gesellschaft geschafft. Immer mehr Geschäfte akzeptieren die virtuelle Währung als Zahlungsmittel. In der US-Kleinstadt Vicco lässt sich mit dem Sherriff nun erstmals ein Staatsdiener in Bitcoin bezahlen, berichtet CNet.
Ausgelöst wurde das starke Interesse durch den rasanten Kursanstieg in den vergangenen Monaten. Im Februar 2013 war eine Bitcoin beispielsweise etwa 22 Dollar wert, Anfang Dezember liegt der Preis bei mehr als 1000 Dollar. Ein Grund für den Preisanstieg liegt im Design der virtuellen Währung selbst. Anders als bei Dollar oder Euro entscheidet keine Zentralbank darüber, wieviele Bitcoins im Umlauf sind, sondern ein Computerprogramm. Bitcoins kann man nämlich nicht nur kaufen, sondern auch durch das Lösen komplexer Aufgaben am Computer herbeirechnen. Da die absolute Zahl limitiert ist, werden die Aufgaben immer schwieriger - und das Angebot an Bitcoin wächst immer langsamer.
Minimarkt ist manipulationsanfällig
Dank dieser Dynamik gebiert der Bitcoin-Boom derzeit eine Reihe an Millionären. Manche, die vor wenigen Jahren eine Handvoll Dollar in den Bitcoin-Kauf investiert haben, können heute theoretisch davon gut leben. So wie jener norwegische Student, der vor Jahren um 27 Dollar 5000 Bitcoin kaufte und heuer ein Fünftel davon zu Bargeld gemacht hat und sich darum eine Stadtwohnung in Olso geleist hat.
Aber so schön das klingen mag: Nicht alles in der Bitcoin-Welt ist besser als in der Realität. So ist der Bitcoin-Markt ist im Vergleich mit den 5300 Mrd. Dollar, die im traditionellen Devisenhandel jeden Tag bewegt werden, sehr klein und damit entsprechend manipulationsanfällig. Die Europäische Zentralbank (EZB) warnte bereits, Digitalwährungen tendierten "von Natur aus" zu Instabilität. Schon kleinste Meldungen über mögliche Bitcoin-Bankomaten bringen die Kurse in Bewegung. Von diesen starken Schwankungen profitierten bisher nicht allzu viele. Denn die virtuellen Vermögen sind extrem ungleich verteilt. Eine Studie von Bitcoinrichlist.com zeigt, dass maximal 1000 Menschen weltweit 45 Prozent des gesamten Bitcoin-Vermögens besitzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sogar weniger sind, ist groß: Denn konkret sind es 1000 Bitcoin-Konten (0,5 Prozent aller Bitcoin-Konten), auf denen sich das digitale Geld stapelt. Es ist anzunehmen, dass hinter 1000 Konten weniger als 1000 Besitzer stehen. Umgekehrt entfallen auf die ärmsten 94,76 Prozent der Bitcoin-Konten gerade einmal 37 Bitcoin.
Die meisten Glücksritter dürften Computernerds und Libertäre sein, die in den Anfangstagen der Währung noch vergleichsweise einfach Bitcoin errechnet haben. Aber es gibt auch kleine Tragödien: Wie der "Guardian" berichtete, entsorgte ein Mann aus Wales im Sommer seine alte Festplatte - dort gespeichert: sein Konto mit 7500 Bitcoin. Schon im Sommer hätte er dafür 500.000 britische Pfund bekommen. Nach aktuellen Kurs sind theoretisch Millionen auf der Müllhalde vergraben.