Das Usus am Wasser eröffnete in der Pandemie. Beim Essen sollte man auf den Holzkohlegrill warten.
Wiener Kulinarik

Am Wasser: Wo gibt es hier etwas (Gutes) zu essen?

Überfüllt und überteuert? Essen an Wiens Gewässern kann durchaus schwierig sein. Dabei hat sich das Angebot in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. Wohin zum Ende des Sommers? Eine Einordnung.

Es ist vielleicht die letzte Chance: Einmal noch den ganzen Tag oder das ganze Wochenende mit Freunden und Familie am Wasser verbringen. Das letzte bisschen Sonne, planschen im noch immer lauwarmen Donauwasser. Bevor der Herbst kommt, setzt aber der Hunger ein. „Gehen wir noch was essen?“, fragt sicher einer dann – und meint damit mehr als Pommes.

Ja, antworten die anderen dann. Aber wohin? Am Wasser zu essen, ist gar nicht so leicht in dieser Stadt. Entweder es fehlen Ideen, guter Geschmack oder freie Sessel. Gerade an der Alten Donau sollte man tunlichst reservieren, wenn man an einem lauen Sommerabend (gut) essen gehen will. So ein Blick aufs Wasser, der besticht halt viele – und lässt einen im Idealfall auch die Preise verschmerzen, die man schnell einmal an Wiens Gewässern überproptional zur Leistung zahlt. Egal ob Restaurant oder Take-away.

Denn es muss ja nicht immer ein Tisch mit Abendessen sein. Wien ist erst in den vergangenen Jahren zum Wasser gewachsenen, das hat viele neue Anlaufstellen im Streetfood-Style gebracht – und ziemlich viel internationale Küche. Da lässt sich ein Curry im Liegestuhl genießen oder im Schneidersitz auf der Liegedecke. Warum auch nicht? Wenn es schmeckt. Letzteres ist freilich die entscheidende Sache. Und eine Geschmacksfrage: Egal wofür Sie sich entscheiden, genießen Sie die lauen Sommerabende mit einer Anleitung für Essen an Wiens Gewässern.

Alte Donau, wo das Essen die Nebenrolle spielt

Wer Idylle sucht, ist an der Alten Donau gut aufgehoben. Meine Güte! Es muss nicht immer lukullische Höchstleistung sein. An der Alten Donau haben die Lokale viel zu bieten. So sehr sie sich bemühen, im Grunde ist es einerlei. Die Hauptrolle spielen nicht die Gerichte. Star ist die Alte Donau. Wer hier am Rand des Wassers sitzt, in dem sich zwischen Booten, Schwimmern, Schwänen und Seerosen gern Bäume, Schilf und Sonne spiegeln, und den Augenblick nicht wenigstens kurz anhalten wollte, dem fehlt jedes Sensorium für Romantik oder Idylle.

Der umtriebige Cafetier und Gastronom Berndt Querfeld hat die Lokale ein wenig wach geküsst. Sein Bootshaus, das komplett erneuerte frühere Neu Brasilien, ist so etwas wie die Benchmark hier. Perfekt die Lage direkt am Wasser samt Floß, Anlegestellen für Boote, sonnengeflutet mit Sicht Richtung Sonnenuntergang. Die Karte ist schmäler als anderswo, verglichen vor allem mit jener der Alten Kaisermühle schräg gegenüber, Personal wie Gäste wirken einen Tick jünger und urbaner als sonst um den Donau-Altarm. Fish and Chips ist eine der Spezialitäten genauso wie natürlich Feines aus der Patisserie Landtmann. Hinüber also auf die schattige Seite, zur Kaisermühle. Nicht nur der Umfang des Speisenangebot kann sich noch immer sehen lassen, auch die Größe der überdachten Terrasse. Wer Glück hat oder früh genug bestellt – ärgerlich, dass das nur telefonisch oder umständlich per E-Mail funktioniert, vielleicht kann ja Berndt Querfeld bei Implementierung einer Online-Buchung helfen – sitzt direkt am Wasser. Gegrillt wird im Freien, Fisch (Saibling, Lachsforelle) und Fleisch (wer mag auch Rind aus Uruguay). Mehr Fisch und Veganes bietet die Ufertaverne. Plus (man muss es mögen): Nirgendwo sonst kann das An- und Ablegen von Partybooten besser beobachtet werden.

Schon in Floridsdorf liegt der Birner. Das Gasthaus ist eine Institution, Bürgermeister Michael Ludwig gab hier schon Interviews. Die Kellner müssen die Straße queren, die Terrassen sind schmal. Überraschungslose, gediegene Wirtshauskost zu fairen Preisen, könnte man sagen. International gibt sich, der Name verbirgt es nicht, die Creperie mit Schnecken, Muscheln, Scampi, Crepes (süß und sauer), Gegrilltes. Asset: ein Mondschein-Picknick für Zwei im Ruder-, Tret- oder E-Boot. Haben wir schon von Romantik gesprochen? 

Neue Donau: Am Wasser sitzen und essen, wo es einem gefällt

Die obere Neue Donau liefert Kiosk-Essen. Dafür ist Platz. Die Neue Donau ist ja irgendwie Zwischenland. Wegen Hochwassergefahr darf an den Ufern nichts so einfach stehen. Das bremst den Raum für klassische Restaurants, macht aber Platz für kreativere Projekte.

Spannendster Neuzugang ist sicher das in der Pandemie eröffnete Usus am Wasser, das den kargen Norden der Neuen Donau (nahe der gleichnamigen U-Bahn-Station) aufwertet. Als eine Mischung aus Lokal, Kulturareal und Chill-Area ist es angetreten – und genauso fühlt es sich an. Ein Ort, an dem viel möglich ist. Das Kiosk liefert hausgemachte Pita mit Hummus oder Schafkäse, griechischen Bauernsalat, Antipasti und einen Tagesteller – etwa ein Tomatencurry mit Kartoffeln und Couscous: Kulinarisch ist das aber unspektakulär, besser wartet man auf das Wochenende, wenn die Grillhütte offen hat. Dann gibt es Steckerlfisch, Rehbratwurst oder Spareribs vom Holzkohlegrill. Ohnehin besticht das Usus durch die Badewiese daneben, das Kulturdeck mit seiner (Tanz-)Musik und die Möglichkeit, sich überall hinzufläzen, wo es Sesseln und Liegen gibt.

Wer kulinarisch mehr Auswahl will, geht die 20 Minuten zu Fuß zu den Essenscontainern am Copa Beach. Dauerbrenner auf dem Areal ist das d‘Arepa. Maisfladen, die mit Fleisch oder Käse gefüllt sind – und die an heißen Tagen schon einmal ausverkauft sein können. Das Krokodü bietet Fladen, das Dampha gambisch-spanische Fusion-Küche, die nicht ganz so spannend schmeckt, wie sie klingt. Egal. Im Zweifel lassen sich am Copa Beach (genauso wie im Usus) ausgezeichnete Sundowner-Drinks holen – um damit den Sonnenuntergang zu genießen.

Neue Donau II: Nach der Party und zum Sport: Burger und Salat

Im Süden der (Neuen) Donau gibt es Essen fürs Zielpublikum. Der Süden der Neuen Donau (U2 Donaustadtbrücke) gilt gemeinhin als Anlaufstelle für Sportler und Ausgehwütige. Hier befindet sich der Vienna City Beach Club, der untertags Beachvolleyballer und Stand-up-Paddler anzieht (seit Neuestem auch Wing-Surfer) und abends das Wiener Ausgehvolk – je nach Veranstaltung in gehobenerem oder derberem Zustand. Wen wundert es also, dass es in der Hafenbar des Vienna City Beach Club das Sommer-Sportler-Essen schlechthin, nämlich Burger, sogar vegan, (neben einer langen Liste an Cocktails) auf der täglichen Speisekarte steht. Als Alternative gibt es Wraps (etwa mit Lachs und Falafel), Flammkuchen und Salate. Richtig fein sitzen lässt sich dafür im Restaurant Wake up, das an den Wakeboard-Lift angeschlossen ist. Hier gibt es passable Salate, natürlich Burger (Krabben oder Pulled Pork) und sogar Austern unter Sonnenschirmen. Reservieren ist hier Pflicht. Auch zum Frühstück: Der Brunch findet einmal im Monat (1. 10. und 5. 11.) statt. Ein Neuzugang und ein Ausreißer – weil direkt an der Donau – ist das Maya Garden (U2 Donaumarina). Ein „magischer Garten“ will der Beachclub sein. Naja. Holzmöbel bieten angenehmes Sitzen. Die Lounge-Musik ist untertags nicht zu aufdringlich. Essenstechnisch sollte man beim Thunfisch-Steak nicht mutig sein und lieber Klassiker (Burger? Salate?) probieren. Ohne Reservierung geht am Abend wenig.

Donaukanal: Streetfood in der Strandbar

Von thailändisch bis syrisch: Der Donaukanal überzeugt vielleicht nicht mit seiner Wasserqualität: Kulinarisch ist er aber erstaunlich breit aufgestellt. Wer sich nicht entscheiden kann: im Zweifel in die Strandbar Herrmann. Zugegeben, unter allen großen und kleinen Wiener Gewässern wird der Donaukanal womöglich nie einen Schönheitspreis gewinnen: Nirgendwo sonst blickt man auf derart trübes Wasser. Romantisch? Kaum. Großstadtflair? Absolut. Dass man immer wieder gern hierher kommt, und aufs, nun ja, wenig blaue Wasser schaut, ist sicher auch seiner formidablen, zentralen Lage geschuldet, schmiegt er sich doch nördlich an der Innenstadt vorbei und ist so für viele auch für eine schnelle Pause am Wasser ideal.

Und durchaus auch für eine kulinarische Pause: Die Dichte an Lokalen entlang der Ufer ist groß. Wohin also? Im Zweifel in die Strandbar Herrmann. Stimmt, eher kein Geheimtipp, ist die Strandbar hinter der Urania doch schon gefühlt immer da (konkret sind es 18 Jahre). Ein After-Work-Bier im Sand geht sowieso immer, man kann hier aber auch sehr passabel essen, in der Krazy Kitchen nämlich, die ein wenig versteckt neben der Hauptbar täglich ab 13 Uhr (Tipp: Unter der Woche ist mittags angenehm wenig los) frisches thailändisches Streetfood kocht. Sehr frisches: Das Gemüse in den Wok-Variationen könnte man nicht viel knackiger hinbekommen, Wok-Gerichte, Thai-Noodles und Currys gibt es vegetarisch (mit Soja), mit Huhn oder Shrimps. Mutige trauen sich über den Schärfegrad „Thai Style“, aber auch die feige, milde Variante schmeckt gar nicht fad. Preislich ist man vergleichsweise moderat geblieben: Die Hauptspeisen kosten zwischen zehn und 12 Euro, nur die Burger sind etwas teurer, das Fingerfood günstiger. Demnächst geht es kulinarisch in eine sehr konträre Richtung: Da probiert sich die Strandbar Herrmann erstmals als Pop-up-Heuriger aus (22. bis 24.9.), es gibt Heurigenbankerln und -buffet, Sturm und einschlägige Musik.

Ein Heuriger hat dem Donaukanal tatsächlich noch gefehlt, wobei man sich ein paar Minuten flussaufwärts in „Fräuleins fabelhafter Sommergarten“ trotz des fast poetischen Namens bayrisch-bodenständig gibt. Direkt daneben, auf dem Badeschiff serviert der Verein „Speisen ohne Grenzen“ u.a. somalische und syrische Gerichte. Am wahrscheinlich elegantesten isst man im Motto am Fluss über der Twin-City-Station, das Neni am Wasser kocht, ebenfalls im eher gehobenen Rahmen, israelisch. Wer hier noch nichts gefunden hat, möge sich in Richtung Summerstage begeben, die von philippinisch bis karibisch breit aufgestellt ist. Mit allerbestem Blick von der Terrasse aufs verlässlich-trübe Wasser. 

Der Hanselteich in Hernals

Schildkröten, Sonnendeck und Südasien: Es gibt auch Lokale abseits der klassischen Wasserhotspots. Und er versucht gar nicht, etwas zu sein, das er nicht ist: Der Hanslteich in Hernals ist genau das, was sein Name verrät: ein Teich. Aber Wasser ist Wasser und besonders im Westen der Stadt gibt es davon nicht wahnsinnig viel. Wenn da manchmal sogar die eine oder andere Schildkröte angeschwommen kommt, um sich von der Terrasse aus füttern zu lassen, irgendwo ein Reiher sitzt und ein paar Entlein über den Teich paddeln, kommt das der ultimativen Idylle schon recht nahe. Das Klee am Hanslteich hat mit seiner versteckten Lage im Wald überhaupt eine ganz besondere Location erwischt – wer ein hübsches Taufessen ausrichten oder die goldene Hochzeit feiern will, ist hier definitiv richtig –, entsprechend sind aber auch die Preise sehr selbstbewusst gestaltet. Aufgetischt wird solide österreichisch-mediterrane Küche, von Tafelspitz bis zu gegrilltem Oktopus.

Kritzendorf und Tulln

Wer kein Problem damit hat, noch ein bisschen weiter zu fahren und sich dann auch gleich kulinarisch richtig weit weg entführen lassen will, der kann das in Kritzendorf tun: Die Fischerin ist unter dem Es-gibt-Reis-Team, das aus Wien aufs Land gezogen, und zu einem Hotspot für südasiatische Küche geworden ist, hip ist es noch dazu. Die wunderschöne Terrasse mit Blick auf den Donaustrom ist völlig zu Recht meist sehr gut besetzt, unbedingt reservieren! Ein Stück flussaufwärts hat sich das im Sommer 2022 eröffnete, moderne Süddeck in Tulln inzwischen etabliert, vor allem wegen des Ambientes direkt neben dem Fluss, Schifferlschauen inklusive. Auf der Karte viel Fisch, auch Steak und Burger, zu eher gehobenen Preisen. Ein gutes Stück weiter flussabwärts findet man in Orth an der Donau mit dem Uferhaus uriges Ambiente und einen schönen Gastgarten, bei der Kulinarik gehen die Meinungen auseinander, wer Karpfen und Fischbeuschlsuppe liebt, ist hier jedenfalls im Vorteil. 

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