Parkplatz statt ORF: Der Mediencluster ohne Medienriesen

(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
  • Drucken

Mehr als 50 Unternehmen sind mittlerweile im Media Quarter Marx angesiedelt. Der frühere Wunschnachbar ORF kommt (eher) nicht mehr.

Wien. Die Stadt Wien hat nie ein Hehl daraus gemacht, welchen Mieter sie sich am meisten in das Stadtentwicklungsgebiet St. Marx gewünscht hätte: den ORF. Noch im Juli 2012 rügte Wiens Bürgermeister Michael Häupl die Unentschlossenheit der ORF-Führung bei der Standortfrage. Wenige Wochen davor hatte Vizebürgermeisterin Renate Brauner betont: „Der ORF wäre gut beraten, nach St. Marx zu ziehen.“ Doch der ORF kam nicht – und wird wohl auch nicht mehr kommen. Es gilt als so gut wie fix, dass der Staatssender am Küniglberg bleiben wird, nur über das Wann und Wie der Sanierung des von Roland Rainer vor 40 Jahren errichteten Baus herrscht angeblich noch Uneinigkeit.

Die jahrelang und bis Ende 2013 für den ORF reservierte Fläche von 40.000m² steht immer noch leer, bei Veranstaltungen in der benachbarten Rinderhalle wird der Platz teilweise zum Parken genutzt. Sie ist nicht Teil des Media Quarter Marx, von dem sich die Stadt Wien nun trennen will, sondern steht im Eigentum der WSE Wiener Standortentwicklung GmbH, die über die Wien Holding der Stadt Wien gehört.

Im benachtbarten Media Quarter Marx allerdings hat sich in den vergangenen Jahren allerdings einiges getan. Die Lockrufe der Stadt Wien wurden von einigen Wiener Medienhäusern erhört. Der Bauteil Media Quarter Marx 3, der Mitte 2012 fertig wurde und von dem sich die Stadt Wien nun trennen will, beherbergt die Sendergruppe Pro7/Sat1/Puls4, die republikeigene „Wiener Zeitung“ und das Echo Medienhaus („VOR Magazin“, „Wiener Bezirksblatt“, Buch-Verlag, Events wie "Eine Stadt ein Buch). Der war bis Ende 2013 noch im Eigentum der Wiener SPÖ, doch die parteinahe AWH-Beteiligungsgesellschaft, die 100 Prozent am Verlag hielt, hat die Anteile auch aufgrund des Medientransparenzgesetzes an eine private Investorengruppe rund um Feibra-Gründer Anton Feistl und dessen Sohn, Steuerberater Hermann Gugler und Christian Pöttler, einen der Echo-Geschäftsführer, verkauft.

Schon länger bespielt ist das Medien Quarter Marx 1, in dem unter anderem auch die ORF-Sendung „Willkommen Österreich“ aufgezeichnet wird und diverse TV-Produktions- und Filmbearbeitungsfirmen ihre Büros haben. Im Media Quarter Marx Bauteil 2 sind wiederum die Journalismusweiterbildungsstätte Fjum und die Vienna Film Commission untergebracht.

Somit haben nun knapp über 50 größere und kleinere Medienunternehmen ihren Standort auf dem Areal der ehemaligen Schlachthöfe. Rund 2000 Menschen arbeiten auf 40.000 m Geschossfläche, somit entwickelt sich langsam ein Mediencluster, der auch ohne ORF eine interessante Größe erreicht hat. Was mit der für den ORF reservierten Fläche passiert, ist noch nicht bekannt. Nachdem die Fläche aber auch künftig der Stadt Wien gehören wird, könnte das Buhlen der Stadt Wien um Großmieter (oder -käufer) ORF noch weiter gehen. Eine endgültige Standortentscheidung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks könnte im ersten Quartal 2014 fallen.

In einer früheren Version dieses Artikels wurde das Media Quarter Marx mit dem gesamten Stadtentwicklungsgebiet St. Marx verwechselt. Der Artikel wurde online korrgiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Innenpolitik

Opposition kann von Turbulenzen nicht profitieren

VP und FP schlugen bisher kein Kapital aus der MQM-Affäre.
Wien

Media Quarter Marx sucht Käufer

Stadt Wien und private Gesellschaft VBM trennen sich von ihren Anteilen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.