Arbeitgeber jammern über Qualifikation der Berufsanfänger

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Für die Südländer sehen die Studienautoren darin den Hauptgrund für die hohe Jugendarbeitslosigkeit.

Qualifikationslücken sehen die Autoren einer Studie des Beraters McKinsey als mitverantwortlich für die hohe Jugendarbeitslosigkeit vor allem in den Krisenländern Südeuropas. Die Unzufriedenheit der Arbeitgeber sei dort eine wesentliche höhere, sagen die Studienautoren. So sind in Spanien 33 Prozent der Arbeitgeber, in Frankreich 35, in Griechenland 45 und in Italien gar 45 Prozent der Ansicht, dass unzureichende Fähigkeiten der Berufsneulinge Probleme verursachen. Die Zahlen spiegeln sich auch in der Statistik über die Jugendarbeitslosigkeit in der EU wieder. Hier spiele nicht allein die wirtschaftliche Flaute eine Rolle. "Das Überraschende ist: Es gibt auch ein Problem aufseiten der Arbeitgeber", sagt Kai Holleben, der an der Studie mitgeschrieben hat. "In allen analysierten Staaten scheint das Bildungssystem die Jugendlichen nicht gut genug auf den Beruf vorzubereiten."

Auch in Deutschland sind die Arbeitgeber unzufrieden mit dem Berufsnachwuchs. Dort klagt jeder Vierte von ihnen über fehlende Qualifikationen seines Nachwuchses. Mängel sehen die Befragten demnach vor allem bei der Arbeitsmoral oder den Fähigkeiten zur systematischen Problemlösung. Knapp ein Drittel der Arbeitgeber gaben an, mangelnde Qualifikationen seien häufig der Grund, dass Stellen für Jobanfänger unbesetzt blieben.

Europas Wohlstand bedroht

EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou, die sich auch bei der Vorstellung des Berichts am Montag in Brüssel äußern wollte, bezeichnete fehlende Fertigkeiten als Bedrohung für Europas künftigen Wohlstand. "Die Diskrepanz zwischen dem, was unsere Bildungssysteme liefern und den Bedürfnissen der Arbeitgeber führt zu einem ernsthaften Mangel an Fertigkeiten."

Um das Problem anzugehen, schlagen die Autoren der Studie unter anderem eine stärkere Zusammenarbeit von Ausbildungsinstitutionen und Wirtschaft vor. Auch berufsbegleitende Ausbildungen und frühere praktische Erfahrungen seien sinnvoll.

Für die Untersuchung befragte McKinsey im vergangenen Jahr mehr als 8500 junge Menschen, Arbeitgeber und Vertreter von Bildungseinrichtungen in Deutschland, Großbritannien, Griechenland, Frankreich, Portugal, Spanien, Italien und Schweden. Die Daten für Deutschland und Großbritannien sind aus dem Jahr 2012.

(APA/dpa)

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